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Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)

Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)

Titel: Freunde müssen töten - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
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gegenüber vom Schreibtisch neben der Tür befand, und diesen zu öffnen. Noch gelang es ihm, dieses Verlangen zu unterdrücken und das schlechte Gewissen zu ignorieren, hatte er doch Cordula, seiner Frau, geschworen, nie wieder daran zu denken und ein Leben zu führen, als hätte nie etwas anderes existiert.
    „Herr Polizeipräsident, die Einsatzbesprechung in der schwarzen Halle beginnt gleich!“ Klein, sein Fahrer, stand wie immer plötzlich lautlos mitten in seinem Büro, ein beschränkter Mensch, der aber trotzdem ehrgeizig war und immer alles richtig machen wollte und dem Demütigungen nichts auszumachen schienen, wofür ihn Wagner aber gründlich verachtete.
    „Können Sie nicht anklopfen!“, herrschte er ihn deshalb auch an und lehnte sich an die mitten in seinem Büro für den Umzug gestapelten Kisten. Wagner war einer der Letzten, die das Polizeipräsidium verlassen würden.
    „Warten Sie gefälligst draußen! Ich komme sofort!“ Mit einer fahrigen Handbewegung scheuchte er Klein aus seinem Büro, straffte die Schultern, rückte den Krawattenknoten zurecht und schlüpfte wieder in die Rolle des erfolgreichen Polizeipräsidenten, dessen öffentlich zur Schau gestelltes Leben von allen bewundert und beneidet wurde.
    Doch so einfach ließ sich die Erinnerung nicht wegsperren, schon gar nicht, wenn er ohne seine Tabletten dastand. Es war total lachhaft, sich einzubilden, ohne diese Tabletten zu existieren, es war lachhaft, zu glauben, er sei eine gefestigte Existenz. Und genauso, wie er den Launen des Bürgermeisters oder den Wünschen der Krell Holding nachgab, genauso gab er auch den Widerstand gegen die Erinnerung auf.
    Mit schlotternden Knien stand er vor dem leeren Aktenschrank und starrte auf das Möbel, als wären darin die Schätze eines geheimen Kultes verborgen. Zwar zögerte er noch ein wenig, aber insgeheim wusste er natürlich, dass er den Kampf längst verloren hatte, und resigniert öffnete er den Schrank, griff unter das Metallbord und löste die dort angeklebte schmale Mappe, die er vor den gierigen Fingern seiner Frau gerettet hatte, als sie den Plan entworfen und beinhart umgesetzt hatte, jede Erinnerung an ihr früheres Leben radikal auszulöschen. Mit pochendem Herzen schlug er die Mappe auf, die nichts weiter enthielt als drei Fotos, auf denen ein strahlendes zehnjähriges Mädchen und die Gäste einer Geburtstagsfeier zu sehen waren, und Tränen stiegen ihm in die Augen.
    *

    In der schwarzen Halle herrschte eine ziemliche Hektik, denn mittlerweile war der Bericht der Spurensicherung eingetroffen und alle Polizisten, die mit dem „Taubenmädchenmord“ zu tun hatten, waren wie vor den Kopf gestoßen. Der von Paul Adrian durchgeführte DNA-Schnelltest hatte mindestens vier unterschiedliche DNA-Stränge im Inneren des Koffers ergeben, was im Klartext bedeutete, dass die Polizisten es wahrscheinlich mit vier Leichen zu tun hatten.
    „Scheiße!“, fluchte Braun, als er die Auswertung gelesen hatte. „Und wir sind noch keinen Schritt weiter! Was ist mit den Ergebnissen der Spurensicherung? Haben wir Fingerabdrücke auf dem Koffer?“
    „Jede Menge!“ Gruber zuckte mit den Schultern. „Aber es dauert seine Zeit, alle zu scannen und über das Abgleichungsprogramm laufen zu lassen.“
    „Interessiert mich nicht!“, schnaubte Braun. „Gleich kommt Big Boss Wagner und will Ergebnisse! Gruber, mach denen von der Spurensicherung Druck, ich brauche Resultate.“
    Mittlerweile war jemand aus Brauns Team bei der Durchsicht der Überwachungsvideos auf einen merkwürdigen Typ in einem langen Mantel gestoßen, der sich in der Nähe des Koffers herumgetrieben hatte. Allerdings sah man ihn nie direkt mit dem Koffer, es schien so, als wäre er ganz bewusst den Kameras ausgewichen. Nur eine Sequenz zeigte, wie sich im Untergeschoss die Lifttüren öffneten und der Unbekannte im Hintergrund den Koffer herauszuschieben schien. Es war zwar nicht 100%ig erkennbar, aber für einen Verdacht reichte es allemal. Gruber hatte deshalb Screenshots von dieser Sequenz mit dem Verdächtigen gemacht und hängte diese jetzt auf eine eigene Pinnwand.
    „Das gibt fette Schlagzeilen, wenn die Journalisten spitzkriegen, dass es möglicherweise vier Leichen gibt“, sinnierte Gruber, während er die Screenshots chronologisch an der Pinnwand ordnete und eine grobkörnige Vergrößerung vom halb abgewandten Gesicht des Verdächtigen auf eine eigene Wand heftete.
    „Das ist doch überhaupt noch nicht sicher!“

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