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Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)

Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)

Titel: Freunde müssen töten - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
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übermüdet, mit Schatten unter den Augen, einem nicht mehr ganz sauberen T-Shirt unter dem obligatorischen schwarzen Anzug. Wagner hörte Brauns Ausführungen nur mit halbem Ohr zu, hörte zu seinem Schrecken etwas über weitere Opfer, wusste, dass seine Karriere auf dem Spiel stand, wenn noch weitere Tote gefunden würden und es nicht gelang, den Mörder zu fassen.
    Hilfesuchend drehte er sich im Kreis, seine Euphorie war schlagartig verflogen und die Depression grinste erneut höhnisch aus dem schwarzen Loch zu ihm empor. Klein, sein Fahrer, hielt sich wie immer im Hintergrund und lehnte mit verschränkten Armen am Kühler des Mercedes, hatte aber ein sauberes Handtuch auf den noch feuchten Lack gelegt, um seine Hose nicht nass zu machen, und blickte gleichgültig durch seine randlose Brille auf die Pinnwände.
    Brauns Ausführungen machten Wagner wütend, schließlich musste er den Kopf hinhalten, wenn etwas schiefging, aber so weit würde es nicht kommen, denn auf Braun war Verlass, der Täter war sicherlich ein Verrückter und Braun würde ihn zur Strecke bringen. Wagner schwirrte der Kopf, der eigenhändig gemixte Tablettencocktail war wohl doch ein wenig danebengeraten, aber das machte nichts, er brauchte nur den Bericht für den Bürgermeister und dann hatte die Mordkommission eine Woche Zeit, den Mörder zu fassen, auf keinen Fall länger, er war dem Bürgermeister im Wort.
    „Wann haben wir den Täter?“, platzte er dann auch mitten in Brauns Bericht, schlagartig verstummten alle Gespräche und die Polizisten starrten ihn verwundert an.
    „Der Bürgermeister will, dass der Fall in einer Woche geklärt ist! Haben mich alle verstanden? Braun, ich erwarte den schriftlichen Bericht über den derzeitigen Stand und die weitere Vorgangsweise in einer Stunde! Und bitte verschonen Sie mich mit irgendwelchen Theorien, ich will Ergebnisse!“
    Er schnippte mit den Fingern nach Klein, der mit der flachen Hand behutsam Regentropfen vom Kühler des Mercedes wischte.
    „Klein, wir fahren!“ Dann drehte er sich noch einmal zu Braun, der wieder zu den Pinnwänden gegangen war. „Chefinspektor, am besten wäre natürlich, wenn Sie mir bis Ende der Woche bereits einen Verdächtigen präsentieren könnten! Schnell und effizient, so wie im Fall Pestalozzi!“
    „Wir arbeiten mit Hochdruck an der Lösung des Falls, Chef!“, ließ sich Braun nicht aus der Ruhe bringen. Er deutete auf ein Bild an der Pinnwand, das Wagner aber auf die Entfernung nur verschwommen erkennen konnte. „Vielleicht bringt uns dieses Indiz weiter!“
    „Dann lassen Sie mal sehen.“ Skeptisch verschränkte Wagner die Arme vor der Brust, während Braun die Fotos von der Pinnwand löste und damit zu Wagner ging. Es war eine Vergrößerung der Uhr am Handgelenk der Toten. Die leuchtenden Zeigerspitzen waren mit rotem Faserschreiber markiert und Wagner erstarrte.
    Dann sah er die Abbildung der linken Hand des toten Mädchens mit der Uhr und der halbmondförmigen Narbe zwischen Daumen und Zeigefinger, sah dieses verdammte Foto, das ihm Braun unter die Nase hielt, sah die vom Blitzlicht des Fotografen blitzenden Zeiger mit kleinen leuchtenden Pünktchen an den Spitzen, wusste, dass diese Spitzen winzige Diamanten waren, kannte auch, ohne sie zu sehen, die Inschrift „Für B. W. 18.08. i. L.“ auf der Rückseite der Uhr, wusste natürlich auch, wer ihr die Uhr zu ihrem zehnten Geburtstag geschenkt hatte, wollte es aber nicht wahrhaben, niemals. Doch dann brach es aus ihm heraus und er konnte nur noch schreien und heulen und die Finsternis war allgegenwärtig:
    „Das ist die Uhr meiner Tochter!“

32. Der Weg ist schwer zu erkennen

    „Wenn Sie Glück haben, geht das noch einige Zeit gut, aber es kann auch sein, dass Sie Silvester nicht mehr erleben.“ Der Neurologe stand mit verschränkten Armen vor den an den Neonkasten gesteckten Bildern der Computertomographie. „Hier sehen Sie selbst, der Tumor hat sich weiter ausgedehnt.“ Der Arzt tippte mit dem Kugelschreiber auf eine verschwommene milchige Fläche, die sich über eine Hirnhälfte ausgebreitet hatte. „Bleibt er stehen, sieht es ganz gut aus, aber der bisherige Verlauf spricht dagegen.“
    Kim Klinger schossen die Tränen in die Augen und schnell wandte sie den Blick ab von den Röntgenbildern, die ihr die tödliche Diagnose veranschaulicht hatten. Stattdessen starrte sie an dem Arzt vorbei aus dem Fenster in das schmutzige Grau, hätte den dichten Nebel am liebsten aufgesaugt,

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