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Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)

Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)

Titel: Freunde müssen töten - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
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nackten Füße ihrer Schwester zu hören waren, die in einem eigenwilligen Rhythmus über den Marmorboden trippelte und mit einem Mal erfüllte ein süßlicher Geruch die Luft.
    „Gibt dir dein Arzt immer noch immer dieses Zeug?“
    „Oh ja und es beruhigt mich ungemein. Du solltest es auch probieren, jetzt wo du wieder mit dem Rauchen angefangen hast.“
    „Ich habe nicht mit dem Rauchen angefangen!“ Cordula presste die Lippen zusammen und knirschte mit den Zähnen. „Es ist besser, du begibst dich jetzt wieder nach hinten. Chefinspektor Braun von der Mordkommission ist gerade eingetroffen. Und lass nicht wieder deinen Slip herumliegen.“
    „Ich habe heute überhaupt keinen an“, lachte ihre Schwester und lief schnell aus der Halle.
    Die Türglocke schrillte durchdringend und Cordula Wagner war traurig, dass sie keine Gelegenheit mehr hatte, eine zweite Zigarette zu rauchen.
    *

    Die Frau war sehr dünn und stand mit dem Rücken zu Tony Braun, als er von einer jungen Asiatin in die Wohnhalle geführt wurde. Der überdimensionierte Raum spiegelte das Äußere des Hauses auch innen perfekt wider: Alles war zu groß, zu aufdringlich, zu spektakulär. Ob es der Wasserfall war, den er bereits bei der Auffahrt kopfschüttelnd bemerkt hatte und der auch in der Wohnhalle unter einem gläsernen Teil des Bodens zu sehen war, oder das von Y-Stahlträgern gehaltene, weit vorspringende Haus, dass sich von dem steilen Hang auf die Stadt zu stürzen schien – alles schien nur dazu gemacht, Eindruck zu hinterlassen und die Besucher sofort einzuschüchtern.
    Diese Strategie der Einschüchterung wurde im Inneren des Hauses noch weiter verstärkt. Der Eingangsbereich war in den Hang hineingebaut und nach oben bis zu dem eigentlichen Haus offen. In dieser vielleicht zehn Meter hohen Eingangshalle wurden die Besucher fast automatisch zu winzigen, unbedeutenden Wesen degradiert.
    Braun wunderte sich über den Luxus, der hier so penetrant zur Schau gestellt wurde, denn auch wenn Wagner als Polizeipräsident ganz gut verdiente, war das Haus sicher jenseits aller seiner finanziellen Möglichkeiten. Doch zunächst musste er die schwierige Aufgabe meistern, von Cordula Wagner alles über ihre seit zehn Jahren verschwundene Tochter zu erfahren.
    Scheißjob, eine Mutter befragen, die gerade ihr Kind verloren hat!
    „Chefinspektor Braun ist hier, gnädige Frau“, flüsterte die junge Asiatin, die ihn nach oben geführt hatte, mit lupenreiner Aussprache zu der Frau, die regungslos an dem riesigen Fenster stand und in den schwärzlichen Nebel blickte. Obwohl ihnen die Frau den Rücken zukehrte, machte die Asiatin einen unterwürfigen Knicks und verschwand lautlos. Wie ein Bittsteller stand Braun da und die Frau machte noch immer keine Anstalten, sich umzudrehen. Schließlich hatte Braun genug von diesem affigen Getue und er räusperte sich lautstark.
    „Hallo, Frau Wagner?“, rief er und als die Frau noch immer keine Regung zeigte, redete er einfach weiter. „Es tut mir leid, wegen ihrer Tochter!“
    „Ihnen braucht das doch nicht leid zu tun, Sie haben sie ja nicht gekannt“, sagte Cordula Wagner und drehte sich jetzt langsam um. Obwohl Cordula Wagner im Halbschatten stand, erinnerte sich Braun sofort wieder an dieses Gesicht mit den übertriebenen Lippen.
    „Wir haben uns doch schon einmal in der Klinik des Psychiaters Goldmann gesehen“, rief er überrascht und nahm sich vor, Goldmann darüber zu befragen, wenn der es mit seiner ärztlichen Schweigepflicht verantworten konnte. Aber einen Versuch wäre es immerhin wert.
    „Ich kenne Sie nicht, Chefinspektor Braun.“ Cordula Wagner drehte sich jetzt ganz um und maß Braun von oben bis unten: „Ein Mann mit Ihrem speziellen Auftreten wäre mir sicher im Gedächtnis geblieben!“
    Verblüfft runzelte Braun die Stirn, war nahe daran, Cordula Wagner die Meinung zu sagen, aber dann erinnerte er sich wieder an den Grund seines Besuches und lenkte ein.
    „Wie auch immer, Sie haben mich an eine Patientin des Psychiaters Goldmann erinnert. Aber deswegen bin ich nicht hier.“ Er sah sich um, auf der Suche nach einer Sitzgelegenheit und einer Lichtquelle, denn der Raum war düster und Braun konnte das Mienenspiel von Cordula Wagner fast nicht erkennen.
    „Setzen wir uns doch“, sagte Cordula Wagner nach einer langen Pause und deutete auf eine voluminöse Sitzgarnitur, die in der riesigen Wohnhalle trotzdem verloren wirkte. Braun fiel auf, dass Cordula Wagners Stimme ganz anders

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