Freunde und andere Feinde: Endzeit-Thriller (German Edition)
größte in der neuen Welt und an Gareth konnte er keinen Funken Unehrlichkeit erkennen.
„Und warum willst du nach Sodom? Wäre es nicht besser, du würdest ihnen aus dem Weg gehen?“
„Der Mann wird die falschen Götter stellen und sie umbringen“, sprach Gareth.
Seppel deutete auf Gareths Speer und den Schild, die er an die Wand angelehnt hatte. „Und mit diesem Zeug willst du diese falschen Götter vernichten?“
„Der Mann macht die Waffe, die Waffe nicht den Mann“, sprach Gareth und bediente sich weiterhin an dem Hirschfleisch.
„Verstehe.“ Seppel nickte und überlegte, ob Gareth ziemlich mutig oder ziemlich wahnsinnig war. „Warum bist du so besessen davon, sie zu vernichten? Vielleicht helfen sie uns Menschen. Dafür sind doch Götter da, also wir dachten einmal, sie wären dafür da. Wieso sollten wir anhimmeln, was uns zerstört?“
Gareth schluckte den letzten Bissen runter und verzichtete auf einen Nachtisch. Bedächtig sprach er: „Die falschen Götter nahmen mir meine Freunde und die Liebe meines Lebens - Aimée .“
„War Aimée deine Frau in der alten Welt?“, fragte Seppel.
Gareth ging auf Seppels Frage nicht ein, sondern schwelgte in schmerzhaften Erinnerungen. „Wir waren gefangen in diesem Bunker, wo wir Schutz vor den falschen Göttern suchten. Wir dachten, wir wären sicher.“
Seppel hörte gespannt zu, rechnete jedoch bereits mit einem dramatischen Ende.
„An jenem Tag wehrte ich so viele ab, wie ich nur konnte. Ich wollte sie am liebsten alle mit mir in den Tod reißen...“ Er machte eine kurze Pause, ehe er mit brüchiger Stimme weitersprach. „Ich zerstörte einen falschen Gott nach dem anderen, bis keiner mehr nachkam. Danach suchte ich meine Freunde und sah das Werk der falschen Götter. Eine Leiche nach der anderen türmte sich auf einem Berg. Ganz oben lag Aimée.“ Wieder brach ihm die zitternde Stimme ab. „Sie sah an jenem Tag so schön aus, die leichtbraune Haut, ihr schwarzen, langen Locken. Ihr süßer, roter Mund. Ihr weißes Kleid war an jenem Tag blutrot. Aus ihrem Kussmund quoll literweise Blut. Auf den Lippen lag noch ihr gequälter Todesschrei. Ihre grünen Augen starrten mich leer an.“
„Mein Beileid.“
„Der Mann gab ihnen allen ein Versprechen. Der Mann versprach ihnen, weiter gegen die falschen Götter zu kämpfen. Ich werde für Aimée kämpfen, bis ich sterbe. Das Versprechen des Mannes stirbt zuletzt - nach dem letzten falschen Gott.“
Wortlos stand Gareth auf und legte sich in die Ansammlung von trockenem Gras und schlief auf der Stelle ein. Nicht einmal die Rüstung zog er aus.
„Hatte wohl einen harten Tag“, sagte Seppel vor sich hin. Ehe er sich wie Gareth ins Gras legte, entschloss er sich etwas die Beine zu vertreten. Während des Palavers mit Gareth verging die Zeit wie im Flug. Er mochte Gareth, nicht nur wegen dem Drang ein Versprechen zu halten, sondern da er Seppel wie einen Freund behandelte und nicht wie einen Schnorrer. Das Wolkenbild schien nun nicht mehr dunkelgrau, sondern ging in schwarz über. Auch der Wind legte sich. Es schien Nacht zu sein.
Seppel zog seine Turnschuhe aus und kühlte seine armen Füße, die er an diesem Tag so stark belastet hatte, wie noch nie zuvor in seinem Leben. Mit den Ellbogen stützte er sich auf dem steinigen Boden ab und sah in den dunklen Himmel, schloss die Augen und entspannte.
10
Der Geländewagen wurde weiter von dieser unheimlichen Macht in die Wüste verschleppt.
„Immerhin sparen wir Benzin“, scherzte Vidal.
Gute zwei Kilometer wurde der Wagen über das Geröll gezogen. Je weiter sie ihrem Ziel kamen, umso mehr beschleunigte sich die Antriebskraft. Schließlich kamen sie auf einem offenem Feld, bestehend aus grauem Gras, verdorbenen Maiskolben und abgestorbenen Bäumen, zum Stillstand.
Bevor sie aufbrachen trank jeder noch einen guten Schluck Wasser und stärkte sich mit einem Apfel. Vorsicht fanden sie alle besser als Nachsicht, weswegen sie auch ihre Waffen im Anschlag hatten.
„So Kinder, seid ihr bereit für den Wandertag?“, fragte Vidal gut gelaunt.
„SEID WILLKOMMEN!“
Eine Stimme aus dem Herzen des Feldes erklang. Sie klang voluminös und dunkel.
„Die Wichser erwarten uns“, sagte Nada beunruhigt.
Sie folgten der Stimme bis zu ihrem Ursprung. Wie erwartet war eine Maschine anwesend, die sie zu diesem Punkt lockte.
Die Maschine war ebenfalls kugelrund, doch die Standbeine fehlten ihr. Sie war im Durchmesser doppelt so groß wie
Weitere Kostenlose Bücher