Freunde und andere Feinde: Endzeit-Thriller (German Edition)
können. Ihm fiel nicht auf, wie schnell Vidal seinen Revolver senkte. Wie aus dem Nichts kam für ihn der Pistolenschuss, der seine linke Kniescheibe zersplittern ließ. Von der Wucht der Kugel fiel Beo rückwärts auf den harten Boden.
„SCHEISSE! WAS HAST DU GETAN, VIDAL? WARUM? WAS HAST DU GETAN?“
Nada schaute dem Schauspiel zu und schüttelte den Kopf. „Tut uns Leid, Kleiner.“
„WAS?“ Beo krümmte sich vor Schmerzen, während er das blutige Knie festhielt, als fürchte er, es würde ihm jeden Augenblick abfallen. „WAS HAB ICH EUCH GETAN?“
Vidal leerte die Revolvertrommel bis auf eine letzte Patrone. Die Patronen steckte er in seine Tasche. Den Revolver mit einem Gnadenschuss warf er einen Meter neben Beo.
„WILLST DU MICH ZURÜCKLASSEN, BRUDER?“, brüllte Beo panisch. „WIR SIND BRÜDER! BRÜDER! VERDAMMTE SCHEISSE! ICH DACHTE WIR WÄREN FREUNDE !“
„Und mitten in der Wüste, als sich der König sicher war, der Gefangene käme niemals wieder zurück, verabschiedete er sich von ihm.“ Vidal beugte sich zu Beo hinunter und gab ihm zwei Kläpse auf die Wange. „Er sagte zu ihm: Du bist frei .“
„NEHMT MICH MIT!“, schrie Beo unter Tränen. „Ich verzeihe euch - ABER BITTE NEHMT MICH MIT!“
Vidal stand auf und ging zum Geländewagen. Er schaute ein letztes Mal zurück und formulierte ein „Es tut mir Leid“, so aufrichtig es die Situation für ihn erlaubte.
Der Wagen parkte aus und fuhr mit Vollgas davon. Beo sah seinen Geschwistern hinterher, streckte eine Hand zum Himmel und seufzte: „Vidal...“
Der Revolver mit der letzten Patrone lag nur einen Griff weit entfernt - der Ausweg aus seiner persönlichen Hölle.
14
Gareth schritt mit dem „Burschen“ Seppel zuerst den Nordwesten ab, danach den Norden und den Nordosten. An diesem Tag gingen sie die östliche Richtung von Seppels Fundort ab. Stets marschierte Gareth an vorderster Stelle. Dahinter trödelte Seppel neben Aimée her. Tatsächlich redeten Aimée und Gareth kein Wort miteinander und auch die Gespräche zwischen Aimée und Seppel schien der Ritter nicht wahrzunehmen. Seppel glaubte immer noch, die zwei seien eine behämmerte Version von Bonnie und Clyde, die zwar äußerlich ganz attraktiv waren, aber anscheinend zu Tode gelangweilt und so zu gerne ihre Zeit damit verbrachten, harmlose Schnorrer wie diesen Seppel mit geisteskranken Rollenspielen zu ärgern. Oder Aimée erzählte ihm die Wahrheit und Gareth konnte sie nicht sehen, nicht hören, nicht spüren - was er für schlicht unmöglich hielt. Doch zu gerne würde er diesen zwei Gestalten trauen.
„Der Bursche muss an jenem Tag sehr dem Alkohol zugesagt haben, wenn er sich nicht mehr an seine Heimat erinnert“, sprach Gareth.
„Ich könnte schwören, das hier käme mir bekannt vor“, sagte Seppel zu seiner Verteidigung. „In Sodom gibt es auch viele Steine, Eidechsen und auch ganz viel Nichts.“
„Der Mann verschwendet ungern seine Zeit in der Wüste mit sarkastischen Worten des Burschen, doch wenn es der einzige Weg zu den falschen Göttern ist, so geht er ihn.“
Da Gareth es liebte episch klingende Phrasen zu dreschen, bevorzugte Seppel es eher sich mit Aimée zu unterhalten. Sie war auch nicht viel gesprächiger, aber informativer als Gareth.
„Erzähl mir von deiner Heimat, Seppel“, säuselte Aimée. „Ich kann es kaum erwarten Sodom zu sehen.“
„Viel lieber erzähle ich von der alten Welt, auch wenn es dort um einiges langweiliger war, so bangte ich nicht jeden Tag um mein Leben“, erzählte Seppel. „Ich war Vorstandsvorsitzender in einem der größten Unternehmer der alten Welt. Ich hatte sehr viel Geld und Frauen.“
„Und in diesem Dorf bist du obdachlos?“, fragte Aimée zögerlich.
„Genau!“, sagte Seppel stolz. „Wenn ich ehrlich bin, gefällt mir mein Alltag in der neuen Welt viel besser. Keine Termine, kein Druck, keine Verpflichtungen. Freiheit ist etwas wunderbares!“
„Es ist bewundernswert, wie du dich mit so wenig zufrieden gibst.“
„Wo wir dabei sind, wo kommen du und Gareth eigentlich her?“
„Der Mann konzentriert sich auf den Weg“, unterbrach Gareth. „Der Bursche führt seine Selbstgespräche leise oder erst gar nicht.“
Wieder die Tour, dachte sich Seppel.
„Ich habe meine Heimat nie sehen dürfen“, erklärte Aimée. „Mein Leben verbrachte ich fernab von Sonnenlicht.“
„Verstehe“, sagte Seppel. „Du bist eine Französin, aber musstest in England
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