Freunde und andere Feinde: Endzeit-Thriller (German Edition)
Natalie den heldenhaften Seppel. „Er redet mit niemandem.“
„Ich denke, er fragt sich, wo die falschen Götter bleiben“, erklärte Seppel. „Er wollte sich an ihnen rächen.“
„Falschen Götter? Er meint wohl die Maschinen.“
„Ja, so redet auch Aimée von ihnen. Jedenfalls haben sie Gareths und Aimées Freunde umgebracht.“
„Was?“ Natalie war ziemlich erstaunt darüber, dass die Maschinen in diesem Zyklus jemanden umbringen könnten. Sie hatten zwar einst verdientermaßen Nadas Arm abgelasert, doch sonst waren diese niedlichen Geschöpfe ziemlich friedlich und unterhielten die Dorfbewohner sogar mit Quizshows oder dem Kirmestag. „Das würden sie niemals machen!“, beharrte Natalie.
In dem Moment flog Ramon, begleitet von blauen Funken, durch die Luft.
Aimée, die ihn mit einer elektrischen Ladung abheben ließ, stand auf und ihn half ihm wieder auf die Beine. „Tut mir Leid, aber ich mag es nicht, wenn man mir ohne Erlaubnis an die Brüste fassen möchte.“
Die Menge sah empört zu Ramon, der sich mit allen Mitteln verteidigte. „Ich habe sie nicht angefasst, ich schwöre es auf die alte Welt!“
Aimée fragte Seppel, ob all seine Freunde so rüpelhaft wären, während sich die Kneipenbesucher um Aimée versammelten und sich fragten, wie sie die Blitze erzeugte.
Bescheiden lächelte Aimée. „Keine Angst, das ist nur zur Selbstverteidigung.“
Natalie, der es gar nicht Recht war, dass die zwei Unbekannten die komplette Aufmerksamkeit auf sich zogen, intervenierte direkt. „Also ihr zwei wollt die Maschinen, die uns helfen und für uns da sind, töten? Und dann erntest du Ruhm dafür, dass du einen meiner Stammgäste durch die Luft schleuderst, weil es dir danach beliebt?“
Aimée entschuldigte sich vielmals für den Vorfall. „Es tut mir Leid, wenn ich deinen Freund verletzt habe, doch die Maschinen müssen wir stoppen, da sie uns alle, die einen früher, die anderen später, umbringen. Unsere Generation starb unter der Gewaltherrschaft der Maschinen.“
„Wie ich sehe, bist du noch ziemlich lebendig“, zischte Natalie.
Aimée blieb trotz der Angiftungen ruhig und höflich. „Ja, wir sind auch die einzigen Überlebenden.“
„Die Maschinen haben in Sodom niemandem ein Haar gekrümmt“, sagte Natalie, die von der Unschuld und Barmherzigkeit der Maschinen felsenfest überzeugt war. „Kommt ihr aus Gomorrha? Wurde dort alles von den Maschinen verwüstet?“
„Wir stammen nicht aus eurer neuen, geschweige denn der alten Welt“, erklärte Aimée. „Unser Zyklus ist bereits beendet.“
Natalie und auch die anderen Außenstehenden, die das Gespräch belauschten, wurden hellhörig.
„Ihr seid aus einem anderen... Zyklus?“, fragte Natalie. Sie erinnerte sich zurück an den Tag, an dem sich die Maschinen vorstellten. Sie eröffneten den Bewohner Sodoms, dass sich die Menschheit im dritten Zyklus befände, den die Maschinen überwachten. Der Vorgängerzyklus, aus dem Aimée behauptete zu stammen, war den Maschinen zu perfekt gewesen, zu vollkommen, zu langweilig, als dass sie ihn weiter hochzüchten wollten, weswegen sie den Zyklus kurzerhand „beendeten“. Aimées makelloses, nettes Verhalten könnte tatsächlich aus einem Zyklus „perfekter“ Menschen stammen.
„Unser Zyklus war zu hoch entwickelt“, erklärte Aimée. „Durch unsere schnell ausreifende Technologie wussten wir von den Maschinen, bevor sie sich uns offenbahrten. Wir hatten sogar das Potential, mit unserer Waffentechnik einen fairen Krieg gegen sie zu gewinnen, doch sie kämpften unfair. Sie vergifteten unsere Atemluft und unterbanden unsere Nahrungsbeschaffung. Nur wenige unserer Vorfahren konnten sich in Bunkern, die unter den Radaren der Maschinen lagen, verschanzen und an einer Notlösung arbeiten.“
„Die Geschichte ist zu verrückt, um sie zu glauben.“ Natalie schüttelte ungläubig den Kopf. „Ihr habt während unseres Zyklus wie Maulwürfe in der Erde gehockt und zig Generationen in diesen Löchern großgezogen?“
„Genau genommen waren es nur drei Generationen“, berichtete Aimée. „In unserem Zyklus hatten wir andere Lebensweisen, Ernährungsgewohnheiten, weniger Stress, mehr Rücksicht auf unseren nächsten. Unsere Lebenserwartung lag bei 312 Jahren.“
Die Menschenmenge starrte Aimée ungläubig an. Als sie auf die Frage nach ihrem Alter „213“ und Gareths Alter „207“ antwortete, fielen sie vom Glauben ab. Beide hätten sie von den äußerlichen Merkmalen keine 30
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