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Freunde und andere Feinde: Endzeit-Thriller (German Edition)

Freunde und andere Feinde: Endzeit-Thriller (German Edition)

Titel: Freunde und andere Feinde: Endzeit-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Theis
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nach alten Wein riechenden Atem entgegen. „Komm her, ich pass auf dich auf. Hab keine Angst.“
    Er streckte seine Hand dorthin aus, wo er ihre Brüste vermutete. Julia machte schnell einen Schritt zur Seite, „Hör auf!“, schrie sie erschrocken und wich der Grapschattacke aus. Er wagte einen zweiten Versuch, wurde jedoch von einer Ohrfeige kalt erwischt.
    „Geh jetzt, bitte!“, bat Julia.
    Abel rieb sich vor Schmerzen die brennende Fläche auf seiner Wange. „Dumme Fotze!“, schrie er, holte mit seiner Faust aus und schlug in Richtung des goldenen Streifens.
    Julia verschränkte reflexartig ihre Arme über ihrem Gesicht zu einem schützenden „X“, um den Schlag abzufangen, doch zu ihrer Überraschung war das einzige, was ihr entgegenkam, seine Weinfahne. Sie schaute durch das X hindurch und sah die geballte Faust einen Meter vor ihr. In Abels vom Alkohol glasigen Pupillen sah sie nicht mehr Wut, sondern Angst. Er knurrte, bis er vor Schmerz stöhnte. Auf seiner Faust schien eine unsichtbare Last zu liegen.
    Sobald sie ihre Chance gewittert hatte, lief Julia wenige Schritte weg, konnte den Blick aber nicht von Abel lassen, der immer noch in seiner Angriffsposition verweilte. Zu ihrem Erstaunen fing er zu weinen an, kämpfte innerlich gegen irgendetwas an, das ihn fest im Griff hatte. Sie vermutete erst einen peinlichen Heulanfall, da Abel von Zukunftsängsten und Heimweh geplagt sein musste. Der Alkohol tat bestimmt auch sein übriges, doch nein, Julia lag mit ihrer Vermutung völlig falsch.
    Durch das Nachtdunkel erstrahlte ein helles orange, als vor Abel der Ritter in Schwarz erschien. Der unbarmherzige Ritter in Schwarz presste in seiner Hand Abels Faust zusammen.
    „Hör... Auf... Bitte...“, flehte Abel.
    Beo sah mitleidig auf den ihm unterlegenen Abel herab. Angetrieben von seinem Beschützerinstinkt übte er unendlich viel Gewalt auf die mickrige Faust in seiner Hand aus. Er spürte, wie Abels Fingerknochen unter seiner Kraft brachen als wären sie Zweige. Wie eine Blechdose zerbeulte er diese schwache Faust, die es wagte auch nur in Julias Nähe zu kommen.
    Abels Serie von Schmerzensschreien wurde unterbrochen, als der Ritter in Schwarz seinen Arm packte und Abel mit einem Hieb durch die Luft schleuderte. Er landete auf seinem verheulten Gesicht, das beim Rutschen über den steinigen Boden aufschürfte.
    Immerhin lenkten ihn die neuen Schmerzen im Gesicht von seiner demolierten Hand ab. Als er den komprimierten Fleischklumpen, der mal seine Faust darstellte, betrachtete, bekam er es mit der Todesangst zu tun. Schnell wie der Wind humpelte der junge Abel durch die Nacht und drehte sich bei keinem Schritt um.
    Beo würdigte Abel keines Blickes. Stattdessen galt seine Aufmerksamkeit nur dem Objekt seiner Begierde: Julia.
    Sie erwiderte wehmütig den Augenkontakt. In diesem Moment sah sie in Beos eiskalten Augen nicht mehr den Ritter in Schwarz, sondern den alten, schüchternen Beo. Sie sah nicht die unmenschliche Stärke, die in ihm schlummerte, sondern seine menschliche, verletzliche Seite. Der kleine Tollpatsch, der kurz vor einem Tod durch seine eigene Familie stand. Der kleine Tollpatsch, der zu dem Mörder seiner Geschwister wurde, der von den Maschinen mit einer unheimlichen Macht ausgestattet wurde, die ihn zu einem Wesen machte, das er nie werden wollte. Eine Figur, die nach Liebe bettelte und diese nie empfing. Er wurde zu dem Ritter in Schwarz, der sich an der Welt rächte, der seinen Hass ausließ, ob an seinen Geschwistern, Gareth oder der restlichen Welt.
    Julia machte einen Schritt nach vorne und streckte ihre Hand aus. Sie wollte ihn zu sich ziehen. Dieses Wesen war immer noch unheimlich, aber es war nicht unsterblich, es war durchaus verletzlich. Sie wollte ihn bei sich haben. Sie hatte viele Entschuldigungen von ihm zu erwarten, doch auch sie wollte sich entschuldigen, da sie nie erwartet hätte, dass ein Wesen wie der Ritter in Schwarz, jemand wie sie gebraucht hätte, so wie sie ihn brauchte.
    Der Blickkontakt brach ab. Als wäre er noch nicht bereit, drehte er sich um und verschwand in die Finsternis.
    Sie schrie seinen Namen euphorisch, doch er war weg. Sie blieb stehen und seufzte in die Dunkelheit hinein: „Danke.“
     

Vierter Akt: Götterdämmerung
     
     
     
    1
     
    Ein seltener Anblick bot sich den Bewohnern Sodoms, als sich die schwarzen Wolken zu reinigenden Wassertropfen ausquetschten. Das dunkle Schwarz färbte sich nach und nach zu einem weniger bedrohlichen

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