Freunde und andere Feinde: Endzeit-Thriller (German Edition)
gegeben.
Schlagartig wurden die Dorfbewohner wieder in das Gefühl versetzt, als sie zum ersten Mal von Johnnys Version einer düsteren Zukunft erfuhren. Diesmal wussten sie nicht, ob sie Aimée und ihrer Version einer noch dunkleren Vergangenheit glauben schenken konnten, beziehungsweise wollten. Die Mehrheit sah in Aimée und Gareth zwei weitere Agenten der Maschinen, die sie sandten, um ihnen einen weiteren Streich zu spielen. Die Minderheit, die auch nicht an die Unschuld der Maschinen glaubte, sah in Aimée und Gareth eine Art von Befreiern, einen Ausweg, um den Effekt des Deus Ex Machina , Ramons Theorie, dass es vor dem Willen der göttlichen Wesen kein Entkommen gibt, zu unterbinden.
Die große Frage, die auch Seppel ein mulmiges Gefühl bereitete, war, wie zwei einzelne Menschen sich einer gottähnlichen Macht widersetzen konnten, die bereits dreimal die Welt ausradiert hatte. Seppel wurde bewusst, wenn sich seine zwei besten Freunde Aimée und Gareth den Maschinen entgegenstellten, würden beide als Märtyrer sterben.
Niemals würde er ihren Tod akzeptieren können, egal wie glorreich der Sieg über die Maschinen die Neue Welt verändern könnte.
Vorsichtshalber gesellte sich Seppel zu Gareth und versuchte an seine Vernunft zu appellieren. „Willst du wirklich gegen die falschen Götter antreten, Gareth?“, fragte er. „Willst du den Kampf nicht lieber meiden. Nicht, dass du... Stirbst.“
Gareth trank sein Glas Theison-Schnaps aus und stellte es lautstark auf den runden Holztisch ab. „Der Mann hört nie auf zu kämpfen“, sprach er. „Er ist stets im Kampf gegen die Welt.“
19
Nach dem letzten Desaster auf dem königlichen Hof war der König zunehmend über die Sicherheit in Sodom besorgt. Damals waren Vidal, Nada, Zehvier und auch Beo die Stützpfeiler der Macht des Königs. Gerade als alle auf ihre Art tot waren, musste der König in der Lage sein, Präsenz zu zeigen. Jakob hatte eine Bande Revolvermänner aus Gomorrha engagiert, die zwar nicht die Klasse der Königskinder, aber durchaus das gleiche Maß an Skrupellosigkeit besaßen.
Das Leben in Gomorrha und Sodom konnte nicht unterschiedlicher sein. Der König führte die Bewohner mit einer routinierten Planwirtschaft, während in Gomorrha mehrere Clans unter dem Recht des Stärkeren regierten. Vier Söldner aus Gomorrha kamen auf Geheiß des Königs nach Sodom und fühlten sich gleich wie im Urlaub. Das viel kleinere Sodom war vergleichbar ruhig, wirkte so melancholisch wie ein abgestorbener Baum, der selbst wenn er umfiel, einem kein Leid zutat, sondern selbst dabei zerbrach. Die Motivation, warum sie nach Sodom kamen, war eindeutig die Verlockung auf ein geplantes Leben und auch, um die Gerüchte über die „Maschinen“ zu überprüfen.
Am Tage ihrer Ankunft machten sie kurz die Bekanntschaft mit den seltsamen Maschinen, diese verschwanden jedoch wenige Stunden bevor Aimée und Gareth Sodom erreichten.
Nachdem die Revolvermänner beim König vorstellig wurden und er ihnen Arbeit und Unterkunft versicherte, gingen sie den Sprung in ein neues Leben in Natalies Kneipe begießen.
Abel, ein junger Mann aus Gomorrha, trug wie seine Söldnerkollegen cowboyähnliche Kleidung. Stark alkoholisiert stolperte er spät abends aus Natalies Kneipe. Der Himmel aus schwarzen Wolken erschwerte zunehmend die Sicht, ließ alles, was er sah, wie ein dunkler Schimmer wirken. Wie ein Sonnenstrahl erhellte ein goldener Streifen sein Sichtfeld. Der Neuankömmling brauchte seine Zeit, bis er den goldenen Schein als Julia identifizierte, die ihm bereits mittags positiv aufgefallen war.
„Hallo meine Hübsche“, sagte er, schwer kämpfend seine Zunge nicht zu verschlucken.
„Hallo“, antwortete der goldene Streifen und entfernte sich hastig von ihm.
„Kann ich...“ Abel hustete zwischen den Wörtern. „Dich begleiten?“
„Es ist nicht mehr weit“, antwortete Julia immer noch freundlich.
Trotz der Widerworte stolperte er neben ihr her. „Vor mir brauchst du keine Angst haben, Schätzchen. Euer König hat mich gerufen, um auf Zuckerschnäutzchen wie dich aufzupassen.“ Er spuckte bei jedem Wort, bemühte sich allerdings nicht in Richtung des goldenen Streifens zu spucken.
„Das ist nett“, sagte Julia, versuchend immer noch freundlich zu klingen, doch ein genervter Unterton konnte selbst sie nicht mehr unterdrücken.
„Sei nicht so abweisend“, flehte Abel förmlich, während er neben ihr her torkelte. Er hauchte ihr seinen
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