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Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Titel: Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Koslow
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uns um diese Schule bemühten. Ein Ort, an dem wir uns meiner Überzeugung nach niemals wohlfühlen würden mit all den Chloes und Xanders, lauter Eltern, die nicht mit der Wimper zuckten, wenn ihre Dashs und Dylanssie um ein Zweitausend-Dollar-Cello anhauten, zusätzlich zu den Schlittschuhen, Tennisschlägern und den neuen Sneakers alle zwei Monate. Heute Abend, beschloss ich, würden wir das endgültig durchkauen.
    »Hey«, sagte ich. Henry lag im Bett, und ich konnte mich endlich aufs Sofa setzen und in den ›New Yorker‹ hineinschauen. In einem Anfall von Sparsamkeit hatten wir all unsere anderen Abos gekündigt und kauften die ›Times‹ nur noch am Sonntag.
    »Hey«, erwiderte Tom und sah von unserem Computer auf. Warum stelle ich mich nicht einfach hinter ihn, fragte ich mich plötzlich, und massiere ihm den Nacken? Wir hatten uns seit zwei Wochen nicht angerührt. Wie eine gelähmte Frau, die ihre Krücken weggeworfen hatte, um zu einem Heiler zu humpeln, schlich ich quer durchs Zimmer und legte meine Hände auf Toms verspannte breite Schultern. Er zuckte zusammen.
Da musst du dir schon etwas Besseres einfallen lassen,
meckerte die Fiese Fiona. Sanft begann ich zu kneten.
    »Du hast kalte Hände«, sagte er.
    »Sie werden gleich warm«, erwiderte ich und machte weiter. Ich hoffte, er würde zuerst das Wort ergreifen, aber er sagte nichts. Und dann sprudelte es auf einmal aus uns beiden heraus.
    »Es tut mir leid«, begann ich, auch wenn ich noch nicht genau wusste, was alles mir leidtat.
    »Ich kann diese Geheimnisse nicht ertragen«, sagte Tom.
    Sein Eingeständnis übertrumpfte meines. Ich bin eine miese Lügnerin. Als ich gestern Abend nach Hause gekommen war, hätte ich doch ahnen können, dass Tom mich um eine Kostprobe aus dem Bauchtanzkurs bitten würde. Eine klügere Ehefrau hätte eine arabische Melodie gesummt, sich einen Schal gegriffen und wäre mit wackelnden Hüften durchs Zimmer gewirbelt. Ich dagegen stand reglos wie ein Kamel in der Wüstensonne da und gab mich als eine Person zu erkennen,die etwas zu verbergen hatte. Und eine Lüge führte zur nächsten. Ich hätte Tom schon vor zwei Tagen erzählen sollen, dass ich einen Termin mit dem Mann hatte, von dem ich mir ein Jobangebot erhoffte. Wenn meine Eltern wüssten, wie ich mich verhielt, würden sie mich zuerst dumm nennen, und den Rest wollte ich mir gar nicht erst vorstellen.
    »Es tut mir leid, dass ich dich enttäuscht habe«, sagte ich. »Aber so geheimnisvoll bin ich eigentlich gar nicht.« Ich wollte bescheiden klingen, heraus kam aber ein ironischer Ton.
    Er drehte sich zu mir um. Jetzt war der Körperkontakt wieder abgerissen. »Mir tut es leid, dich zu enttäuschen«, sagte er, »in so vieler Hinsicht.«
    Das war der Moment, in dem ich hätte murmeln sollen: »Du irrst dich   – ich bin gar nicht enttäuscht.« Aber da ich es nun mal war, fuhr ich unsensibel fort mit der kleinen Rede, die ich mir zurechtgelegt hatte. »Ich finde, wir sollten die Privatschule vergessen, allein schon wegen der Extrakosten. Warum geht Henry nicht einfach auf eine öffentliche Schule. Das würde uns enorm entlasten.«
    »Immer diese Sorgen ums Geld«, knurrte er wütend.
    Der Tom, den ich kannte, knurrte nie wütend. Vielleicht lag es daran, dass ich Dinge sagte wie: »Ich mache mir Sorgen darum, weil du es nicht tust.«
    Jetzt starrte er mich finster an. »Ich bezweifle, dass es die Lösung unserer Probleme ist, Henry die bestmögliche Bildung vorzuenthalten.«
    »Und ich bezweifle, dass die öffentlichen Schulen in dieser Gegend ihm irgendetwas vorenthalten würden.«
    Tom stand auf. »Ich will hier nicht den Klugscheißer geben. Ich werde über das, was du gesagt hast, nachdenken, aber jetzt möchte ich nicht mehr darüber reden.« Das war immerhin etwas. »Sonst noch was?«
    Vielleicht hätte ich das zweite Thema nicht auch noch aufbringen sollen, aber ich konnte einfach nicht anders. »Weißtdu noch, dieser Mann, mit dem ich in Kalifornien Chai Latte getrunken habe?«
    »Oh, ja«, sagte Tom mit einer eigenen Portion Ironie. »Ich erinnere mich vage.«
    »Er hat mir einen Job angeboten.«
    »Schön für dich. Einen äußerst gut bezahlten vermutlich?«
    »Ja.« Ich nannte ihm das Gehalt, das doppelt so hoch war wie das, was er verdiente.
    »Meinen Glückwunsch«, sagte Tom und verzog das Gesicht. »Aber jetzt bin ich etwas verwirrt. Wenn du dieses Angebot hast, warum willst du den Plan mit der Jackson Collegiate dann aufgeben und nicht

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