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Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Titel: Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Koslow
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in verschnörkeltem Silberrahmen, ein Weihnachtsgeschenk von Chloe, und bis vor Kurzem hatte es auf meiner Kommode gestanden. Ob die anderen es wohl auch hatten verschwinden lassen? Waren diese Frauen noch meine Freundinnen? Schon dieser Gedanke machte mich ganz starr vor Wut.
    Ich, Quincy Blue, hatte das Gefühl, vom Leben betrogen worden zu sein, und nun nagte der Neid an mir und drohte, mich von innen her aufzufressen. Als ich über jede Einzelne der Frauen nachdachte, die mir früher so nahegestanden hatten, stieg eine derartige Verzweiflung in mit hoch, dass mir übel wurde.
    Die meisten der sieben Todsünden haben eine positive Kehrseite. Wollust? Orgasmus! Völlerei? Es ist toll, sich richtig vollzustopfen! Faulheit? Was gibt es Schöneres, als sich einemFilm-Marathon hinzugeben, während sich das schmutzige Geschirr stapelt. Zorn? Es fühlt sich hervorragend an, seinem Boss endlich mal so richtig die Meinung zu sagen. Hochmut? Eine Eigenschaft, die zu kultivieren sich gerade die Amerikaner besonders bemühen. Und Geiz kann bedeuten, dass man eine Menge Geld besitzt, zumindest auf dem Papier. Aber an Neid kann ich absolut nichts Positives entdecken; wenn man Neid empfindet, fühlt man sich einfach nur wertlos und schrecklich.
    Ich betrachtete das Foto und erkannte, dass ein hässlicher Teil von mir Chloe und Talia ihre unkomplizierten Schwangerschaften missgönnte. Ich sehnte mich nach einem Kind, das so gesund war wie ihre beiden Söhne, und dem vollkommenen Familienglück, das ihnen beschieden war, so als wäre es ein Rechtsanspruch. Auch wenn ich Talia und Chloe nichts Böses wünschte, konnte ich zurzeit doch nicht in ihrer Nähe sein und so tun, als wäre ich glücklich. Vielleicht würde es besser werden, falls meine Schwangerschaft diesmal anhielt.
Falls.
Ich wollte mein Baby. Und ich vermisste die, die es niemals geben würde.
    Mit Jules war es anders. Sie hatte ich nie beneidet. Sie hatte ich bewundert. Doch jetzt, da ich völlig aufrichtig auf mich selbst blickte, musste ich zugeben, dass Arroganz   – oder die Überheblichkeit der verheirateten Frauen   – die Suppe versalzen hatte. Vielleicht hatte Jules meine Verachtung gespürt. Denn was immer man auch sagen mochte, sie besaß einen sehr scharfen Blick. Hatte sie Jake und mich in der Wohnungssache hereingelegt, weil sie meine Herablassung spürte? Weil sie uns beneidete?
    Kein falsches Mitleid, ermahnte ich mich. Wenn Jules in ihrem Leben mal etwas ausgebremst würde   – indem sie zum Beispiel auf dem Weg in die Reinigung das Lotterielos verlor, mit dem sie zig Millionen gewonnen hätte   –, würde ich mich freuen. Und ich fand, das stand mir auch zu.
    Ich legte das Foto zurück in seine Höhle und griff wieder nach meinem Roman über Mumbai, doch ich hatte den Faden verloren. Ich versuchte, etwas zu schlafen, doch der Schlaf widersetzte sich mir, wohl weil ich mich selbst noch viel mehr bemitleidete als Jules. Ich musste auf irgendeine Weise schuld daran sein, dass zwei meiner Babys nicht leben durften.
Ich hatte versagt.
Ich griff nach dem Telefon und rief Jake an, den einzigen Menschen, dem ich mich zu offenbaren wagte.
    »Was ist los? Stimmt was nicht?«, fragte er sofort. Das war inzwischen viel zu oft seine Begrüßung. »Du musst deine Ärztin anrufen«, riet er mir, nachdem ich erzählt hatte, was los war. »Vielleicht kann sie dir etwas verschreiben, das dich beruhigt.«
    Ich wusste, dass sie das nicht tun würde. Sie würde mich nur noch einmal an den Trauertherapeuten verweisen, den ich nie angerufen hatte. »Bin ich ein schrecklicher Mensch?«, fragte ich und wischte mir Tränen aus dem Gesicht. »Habe ich deshalb   –«
    Jake schnitt mir das Wort ab. »Nichts von all dem ist dein Fehler. Warum tust du dir das an, Q? Es ist einfach passiert. Fehlgeburten sind Mutter Naturs Methode, einen Fehler zu korrigieren.«
    Noch eine Frau, mit der ich ein Hühnchen zu rupfen hatte.

Ich schälte gerade Karotten, als Tom mir plötzlich vorwarf: »Du erzählst mir nicht alles.«
    Ich sagte mir immer wieder, dass ich nur zugunsten desFisher-Wells-Vermögens gehandelt hatte, als ich in Santa Monica in amüsiertes Gelächter mit Winters Jonas verstrickt aufgespürt worden war; auch wenn ich vielleicht ein klein wenig provokativ gewesen war. »Hör auf mit diesen
Anschuldigungen
. Du bist ein Narr«, erwiderte ich so geistlos, wie ich mich fühlte. Streit konnten wir beide schlecht ertragen. Aber Tom hatte recht. Erst gestern war ich

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