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Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Titel: Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Koslow
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nicht, wie ich behauptet hatte, zu einer kostenlosen Probestunde Bauchtanz gegangen, sondern hatte das beste Jobangebot meines Lebens bekommen.
    Er warf das Geschirrtuch auf die Ablage und verließ die Küche. Ehe er nach seiner Sporttasche griff, rief er noch: »Du hast dich verändert, aber ich bin noch genau derselbe, den du geheiratet hast.« Dann war er aus der Wohnungstür hinaus.
    Noch gestern hatte man eine gut durchtrainierte Ehe, und schon heute kann sie so schlaff sein wie die Bauchmuskeln einer Frau nach der Geburt. Sagt die Fiese Fiona. Man fängt an, den eigenen Ehemann durch die trübe Linse des Zweifels zu betrachten, zwanzig Prozent weniger lustig und vierzig Prozent nervtötender. Sogar seine Haarfarbe wirkt dumpfer, aber man fragt sich, ob er einen genauso sieht. Man fühlt sich aller Energie beraubt, denn man ist eine Mutter, eine Geldverdienerin, eine Frau, die immer weitermacht, und keine von denen, verdammt noch mal, die sich vor ihren Pflichten drücken.
    Doch es könnte schlimmer sein. Man könnte, zum Beispiel, Jules sein, über deren enormes Problem ich den ganzen Tag lang schon nachdachte.
    »Mommy«, brüllte Henry aus dem Wohnzimmer und holte mich in die Gegenwart zurück, »kann ich Apfelmus haben?«
    »Henry«, rief ich zurück, »denk dran, zuerst baden.« Ich hatte seine Lieblings-DVD eingelegt, ihm klein geschnittene Waffeln gegeben und so getan, als wäre das ein anständiges Abendessen. Henry gab keine Antwort, also ging ich ins Wohnzimmer, machte den Fernseher aus und hob meinenklebrigen Sohn vom Boden auf. »In die Wanne mit dir«, sagte ich.
    Stolz zog er sich alleine aus und pinkelte in die Toilette, während ich das Wasser einließ. »Schaum, Mommy«, sagte er. »Vergiss den Schaum nicht.«
    Wir hatten das Schaumbad vor zwei Tagen aufgebraucht. Völlig durch den Wind wegen Winters, hatte ich es nicht bis in die Drogerie geschafft und auch nicht in die Bücherei. Die Bücher waren überfällig, die Überziehungsgebühren summierten sich, und das Kind war enttäuscht. »Heute Abend gibt’s keinen Schaum,
Bubbele
. Morgen wieder, versprochen.« Ein Versprechen, das ich hoffentlich halten würde.
    »Das hast du gestern schon gesagt«, beschwerte sich Henry, mein leibhaftiges schlechtes Gewissen.
    »Tut mir leid, Liebling. Mommy hat’s vergessen.« War ich tatsächlich zu einer Mutter geworden, die in der dritten Person von sich sprach? Die Fiese Fiona kicherte. »Aber hier sind all deine Freunde.« Henry liebte kleine Action-Figuren, und ich konnte mich darauf verlassen, dass er damit spielen würde, bis das Wasser kalt war. Ich gab ihm Lightning McQueen, Chick Hicks, Batman, Robin, verschiedene Piraten, Dinosaurier und Astronauten und setzte mich auf den Rand der Badewanne, beeindruckt, wie lange mein Sohn sich darauf konzentrieren konnte, aber auch   – ich konnte es nicht leugnen   – gelangweilt. Weshalb ich mich gleich wieder schuldig fühlte. Welche Mutter war denn von ihrem eigenen Kind gelangweilt? Henry setzte sein ganzes Repertoire an Stimmen ein   – er kreischte und flüsterte, klang angsteinflößend und roboterhaft   – und sah etwa alle ein, zwei Minuten zu mir auf. Ich zwitscherte Zustimmung, gelegentlich gekrönt von einem eingeforderten »Wruuum-Wruuum«, aber in Gedanken sprang ich hin und her zwischen dem Jobangebot von Winters, seinen unterschwelligen Andeutungen und dem Gespräch mit Jules.
    Als ich gestern den Notfallstopp bei ihr zu Hause gemachthatte, erwartete ich, die echte Jules zu treffen, und nicht eine weinerliche Imitatorin. Das schockierte mich genauso sehr wie die Tatsache, dass sie schwanger war und nicht wusste, was sie tun sollte.
    Ich hatte mich immer auf Jules’ Stabilität verlassen. Sie war diejenige, die uns zusammenhielt   – Quincy, Chloe und mich   –, das Fischbein in unserem Korsett. Mir war klar, dass sie und Quincy sich zerstritten hatten, aus Gründen, die Jules borniert erscheinen ließen, sich aber mit der Zeit hoffentlich klären würden. Doch ich hatte nicht damit gerechnet, dass es Julia de Marco selbst völlig aus der Bahn geworfen hatte. Als wir in ihrer Küche saßen, war ihre Angst geradezu ansteckend gewesen. Ich hatte gehofft, der Situation gewachsen zu sein und Trost spenden zu können, war aber bloß erleichtert gewesen, als meine verfügbare Zeit um war.
    Benommen hatte ich Jules’ Küche verlassen. Ich kannte sie schon seit Jahren und hatte noch nicht ein einziges Mal auch nur ansatzweise den

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