Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese
erreicht hatten.
»Lass mich darüber noch mal nachdenken«, sagte sie nach einer langen Pause.
Und so ging Chloe zu der einen U-Bahn -Station und ich zu einer anderen. Schritt für Schritt entfernten wir uns voneinander. Ich hatte schon einen halben Block hinter mir, da blieb ich stehen, drehte mich um und rief ihren Namen, drauf und dran, ihr hinterherzulaufen und ihr zu sagen, dass wir die Dinge so nicht lassen konnten.
Doch sie war verschwunden.
Als ich dick wurde und immer dicker, legten Arthur und ich – seine Worte – »eine Auszeit« ein, auch wenn eine Auszeit auf die nächste folgte in Sachen Sex, und im neunten Monat wurde mir allein schon beim Anblick eines Penis schlecht. Eines Abends, ich hatte mein Kleid bereits ausgezogen, begann er seinen Gürtel zu öffnen. »Ich kann einfach nicht«, wehrte ich ab. »Nimm’s nicht persönlich.«
Doch das tat er. »Okay, okay, ich lasse Mr Weiner ja in der Hose. Aber leg dich noch nicht schlafen – wir haben etwas zu besprechen.«
»Ach ja?«
»Das ist mein Kind da drin!« Er zeigte auf meinen Bauch, der aufragte wie ein Gebirge, das bestens zu meinem prallen Hintern passte. Ich war eine jener Frauen, die »rundherum schwanger« waren, eine höfliche Formulierung dafür, dass ich nicht nur schwanger war, sondern fett und schwanger. »Ich habe ziemlich viel nachgedacht. Ich will Teil seines Lebens sein. Ich bin ein Einzelkind. Du trägst da vielleicht den letzten Weiner aus.«
Wieder dieses Plädoyer. Okay, Arthur hatte mir einen Ring geschenkt, den ich auch trug, wenn wir zusammen waren. Aber keiner von uns beiden hatte ein Gespräch darüber begonnen, ob dieses Schmuckstück mit einem Versprechen verbunden war. Ich betrachtete den Amethystklunker strikt als ein Zeichen seiner Liebenswürdigkeit, denn auf seine Weise besaß Arthur diese Qualität.
»Wie stellst du dir das denn vor?«, fragte ich und ließ ihn den Reißverschluss meines Zeltes wieder hochziehen.
Er legte mir sanft die Hände auf die Schultern und drehtemich zu sich herum. Seine Miene war ernst wie nie zuvor. »Julia de Marco«, sagte er, »heirate mich.«
In der nächsten Woche würde ich einen Geburtstag feiern, der mich definitiv in die Generation der Mütter mittleren Alters beförderte. Und in all der Zeit, die ich schon auf dieser Welt wandelte, war dies mein erster Heiratsantrag. Arthurs Angebot war, theoretisch, verlockend – okay, es war ein gottverdammtes
concerto.
Aber es kam mit ihm huckepack. Die Schwangerschaft mochte meinen Körper verändert haben, doch mein Gehirn war noch ziemlich intakt. Trotz all seiner Liebenswürdigkeit, Arthur blieb nun mal Arthur.
»Ich muss mich hinsetzen«, sagte ich und humpelte leicht, als wir in sein Wohnzimmer hinübergingen – eine Krampfader schlängelte sich wie eine knorrige Wurzel zu meinem Knie hinauf. Ich schob einen Stapel Zeitschriften zur Seite, parkte meine massige Gestalt auf dem Sofa und platzierte das Bein auf dem Couchtisch. Arthur setzte sich neben mich und legte mir eine Hand auf den Oberschenkel. Ich tat sie weg. »Heiraten? Du, ich, Ehemann, Ehefrau?«
»So lautet die normale Definition.« Er grinste schon wieder, sein Selbstvertrauen stieg.
»Normal« war keine Kategorie, die ich gern auf mich anwendete. »Warum der Konvention folgen? Zunächst einmal, wir haben die Schwangerschaft nicht geplant.«
»Das Baby ist ein Geschenk Gottes.«
»Nanu, plötzlich so eng mit Gott? Du hast doch immer gesagt, du seist Agnostiker. Möchtest du eine Trauung in St. Teresa of the Infant Jesus auf dem Victory Boulevard?«
»Ich weiß nur, dass ich mit dir zusammen sein will, dass ich euch beide in meinem Leben haben will.«
»Das ist ganz reizend, aber wo wollen wir wohnen? Doch nicht hier, verdammt noch mal – in diesem Durcheinander.« Und der Gedanke, dass er bei mir einziehen könnte, hatte in etwa die Romantik von Kopfläusen. Ich mochte es, meineGewürze alphabetisch zu sortieren, und brauchte mein Bad für mich allein.
»Ich könnte immer noch die Wohnung kriegen. Die alte Lady ist gestorben, und Basil sagt, wenn die Erbfragen geregelt sind, bin ich der Erste auf der Liste.«
Niemals! Diese Eigentumswohnung war mit einem Fluch belegt. Vielleicht lag es an der Schwangerschaft und meiner neuen Keine-Frau-ist-eine-Insel-Philosophie, aber ich hatte mir endlich eingestanden, dass es nicht meine Sternstunde gewesen war, als ich Arthur von der Wohnung erzählte. Und als ich sie mir auch noch mit ihm ansah,
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