Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese
hatte ich mir die Hände erst richtig schmutzig gemacht. Zweimal war ich letzten Monat in eine Kirche gegangen und hatte mir überlegt, die Beichte abzulegen, um mich von dieser Sünde reinzuwaschen. Der letzte Platz auf Erden, an dem ich mein Kind großziehen wollte, war der Ort des Verbrechens selbst.
Aber es gab noch eine wichtigere Frage. »Arthur, du redest gar nicht von: du, ich, Ehemann, Ehefrau. Du meinst eigentlich: du, ich, Mom, Dad. Stimmt’s?«
Er stand auf, doch statt zu antworten, verschwand er in die Küche und kam mit einem Bier für sich selbst und einem Aprikosensaft – meine neue Obsession – für mich zurück. »Du, ich, Mom, Dad – das ist doch ein Anfang, wenn man sich verspricht, dass es für immer ist.«
Ich dachte an meinen nichtsnutzigen Vater, Surfer Ted und alle anderen Mistkerle, die mir das Herz gebrochen hatten. »Wie kann ich versprechen, dass etwas für immer ist?« Wie kann das irgendeine Frau?
Durch meinen Stützstrumpf hindurch begann Arthur mein Bein zu massieren, zärtlich strich er darüber, mit Fingern wie von Zauberhand. »Jules, Jules, Jules«, murmelte er. »Viele Frauen geben dieses Versprechen, jeden Tag, in einem langen weißen Kleid.«
Er neigte den Kopf wie ein Beagle, und mein Herz wurdeweich. »Okay, Artie. Nein zur Heirat, aber«, sagte ich sehr, sehr langsam, »ja dazu, dass du dem Baby ein Daddy sein sollst.«
Schweißperlen traten Arthur auf die Stirn. Vor lauter Erleichterung, da war ich ziemlich sicher, auch wenn er fragte: »Heißt das ›Nein zur Heirat jetzt‹ oder ›Nein zur Heirat generell‹?«
»Es heißt ›Fang nicht wieder davon an‹ – wenn ich will, werde ich’s dir schon sagen.«
»Wenn du zu mir als Daddy Ja sagst, kann ich dann mit in den Kreißsaal kommen?«
Diesmal zögerte ich keine Sekunde. »Kommt überhaupt nicht infrage.« Es würde schlimm genug werden, die Wehen umgeben von einem Team aus Ärzten, Hebammen und Schwestern zu überstehen. Ich hatte mich geweigert, darüber zu sprechen, mir Geschichten darüber anzuhören oder gar Filme anzusehen. Warum manche Frauen damit anders umgehen, war mir ein Rätsel.
»Okay«, erwiderte Arthur. »Damit kann ich leben. Daddy. Gefällt mir, wie das klingt.«
Als der Tag da war, eilte Talia zu mir ins Lenox Hill Hospital, genau so wie sie auch einen halben Lamaze-Kurs lang meine Partnerin gewesen war. Atmen wie ein müder alter Collie? Nein, danke. Natürliche Geburt, das klang wie die reinste Hölle, und ich hatte sowieso längst alle Hoffnung auf die Heiligsprechung aufgegeben. Ich wollte so viele Schmerzmittel, wie Sheila mir freiwillig spritzen würde. Und ich würde die Extrakosten gerne übernehmen.
Talia blieb nicht lang an meiner Seite, denn schließlich wurde ein Kaiserschnitt gemacht. Das Baby befand sich in Steißlage. Es passte zu mir, ein Kind zu zeugen, das zu faul war, sich vor der Geburt noch herumzudrehen, obwohl, das musste man ihr lassen, ihre Körperhaltung exzellent war. Meine Tochter wog weniger als sieben Pfund, und da ich mehrals fünfzig zugenommen hatte, war mein erster Gedanke, dass ich nun wohl erst mal jahrelang von Sashimi leben müsste.
Als ich mich erholt hatte, wurde ich in einem Rollstuhl in ein Einzelzimmer geschoben. Und ein paar Minuten später wurde mir ein fest gewickeltes Bündel von der Größe eines Brathähnchens in die Arme gelegt. Ich hob das schlafende Baby an die Lippen und taufte es mit einem sanften Kuss. »Wir de Marcos haben keine großartige Familiengeschichte, mein Liebling«, sagte ich, »aber ich werde versuchen, das zu ändern.« Ich hatte den Namen Sienna schon vor Monaten ausgesucht. So hieß die Stadt, in der meine Urgroßmutter geboren worden war, und ich hatte immer gehofft, mit meinen Freundinnen einmal dorthin zu reisen. Ich strich meiner winzigen Tochter über den Kopf mit den Strähnen dunklen Haars und fragte mich, ob es dazu noch jemals kommen würde. Nun, wenn nicht, dann würde ich eben mit meiner Tochter hinfahren.
»Wir werden die besten Freundinnen sein, Sienna Julia, das weiß ich«, flüsterte ich. »Es gibt eine Menge, was Mama dir beibringen kann. Weißt du, mein süßer Schatz, ich habe da diese Regeln …«
»Chloe?« Es war Winters auf der Gegensprechanlage. »Alles fertig?«
»Fertig!« Wir waren gerade dabei, einen neuen Kunden anzuwerben. Ich hätte gern gesagt, es sei Chanel oder wenigstens Talbot’s, aber es war Wax Maxx, ein Spa, das sich auf brasilianischeLandschaftspflege
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