Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese
Studentinnenvereinigung sein, ob mit griechischen Buchstaben im Namen oder nicht. Wann immer sie der Ansicht gewesen war, dass sie eine Frau sympathisch genug fand, um sich mit ihr anzufreunden, hatte die sie längst als zu provinziell und zu zwanghaft penibel aussortiert – zwei
Zu’s,
die auch ihr Freund nicht müde geworden war zu betonen. »Okay, genug von mir geredet«, sagte Quincy. »Jetzt seid ihr dran.«
»Ich habe in diesem Frühling meinen Abschluss in Kunstgeschichte an der Trinity University gemacht«, begann Chloe. Da klingelte es.
Quincy ging zur Gegensprechanlage. »Natürlich, schicken Sie sie rauf.« Dann kam sie wieder zu den beiden zurück. »Wo waren wir gerade?«
Chloe gab einen kurzen Abriss ihrer Familie. Ihr Vater war Kinderarzt, ihre Mutter pflanzte Orchideen an und ihr einziger Bruder Jack junior (sie beschloss, nicht als Jackass von ihm zu sprechen, ein Spitzname, auf den er stolz war) spielte Lacrosse. Sie sprach von ihrer Vorliebe für Tennis und Museen, ließ jedoch ihren Freund weg. Eine Frau wie Quincy, die gerade erst eine Trennung hinter sich hatte, wollte sicher nichts über Xander hören.
Plötzlich ging die Wohnungstür auf und eine Frau kam so selbstgewiss auf sie zugeschlendert, als würde sie mitten auf die Bühne der Metropolitan Opera treten. Chloe fielen zuerst ihre Fingernägel auf – die unglaublich lang waren und im Farbton genau zum orangefarbenen Zabar’s-Logo auf Quincys Einkaufstüte passten. Talia fiel zuerst das Haar der Frau auf, weil es genauso lockig war wie ihr eigenes. Und Quincy fiel zuerst der Strauß lavendelfarbener Rosen auf, der sie davon überzeugte, dass diese potenzielle Mieterin irgendwie im Verkauf tätig sein musste. Alle drei Frauen standen auf, um sie zu begrüßen.
»Ich bin Julia de Marco.« Sie überreichte den Strauß.
»Quincy Peterson, und das sind« – Quincy hielt es für ein vielversprechendes Zeichen, dass sie sich an die Namen der anderen erinnern konnte – »Chloe und Talia.« Sie lächelten die Frau an, auch wenn alle drei nicht schlecht staunten, dass sie an einem Sonntagnachmittag in einem knöchellangen schwarzen Samtrock erschien.
»Nennt mich Jules.« Ihre Stimme hatte einen rauchigen, musikalischen Klang.
Quincy nickte. »Unterhaltet euch schon mal, ich gehe eben eine Vase holen.«
Jules sank schwer in einen Polstersessel. Sie war keine zierliche Frau. »Kennt ihr beide euch?«, fragte sie.
»Zwei arme Seelen auf der Flucht aus dem ›Barbizon Hotel‹«, erklärte Talia.
»Stimmt es, dass Grace Kellys Geist dort auf den Fluren im weißen Negligé Walzer tanzt?«
»Das war Chloe«, sagte Talia und wies mit ausladender Geste anerkennend auf Chloe.
Jules lachte und griff nach einem aufgeschlagenen Hochglanzmagazin auf dem Tisch, betrachtete das Foto eines Butterfasses, das mit derselben Ehrfurcht aufgenommen worden war wie eine Skulptur von Louise Nevelson, und warf schließlich einen Blick aufs Cover. »Wer ist denn Martha Stewart?«, fragte sie. Doch die beiden Frauen ihr gegenüber zuckten nur die Achseln. Dann hörte sie auf zu blättern und sah auf. »In dieser Gegend hier gibt’s Junkies, oder?«
»Junkies?«, wiederholte Chloe, als wäre aus Jules de Marcos ausgebeulter lila Wildledertasche soeben eine Ratte gesprungen. »Danach sollten wir besser noch mal fragen.« Als Quincy wieder da war, tat sie es.
»Die Antwort ist ganz einfach: Ich würde mich nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr im Park aufhalten. Und solange man tagsüber auf der Promenade bleibt, in der Nähe der Leute, die ihre Hunde spazieren führen, ist es völlig sicher.« Jahre später, als die Gegend nur so überquoll von Straßencafés, die Granatapfel-Martinis servierten, wurden auch die Wohnungen in diesem Haus zu Eigentumswohnungen – Wein-Kühlschränke! Herde mit sechs Platten! – und jede einzelne der Frauen außer Chloe wünschte sich, sie würde noch immer dort wohnen. Vor allem Quincy bedauerte es später, dass sie es versäumt hatte, den Mietvertrag auch weiterhin auf ihren Namen laufen zu lassen und so an den enormen Preisnachlass zu kommen, der den alten Bewohnern angeboten wurde, als die Wohnungen zum Verkauf standen. Doch sie wusste auch, dass sie endgültig zu einem Manhattan-Klischee geworden war, als sie begann so zu denken.
»Ist es okay, wenn ich mich mal umsehe?« Noch ehe Jules eine Antwort bekommen hatte, lag das Magazin wieder aufdem Tisch und sie war die Diele entlanggelaufen. »Na,
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