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Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Titel: Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Koslow
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Aber okay,nachdem wir neunmal überboten worden waren, hatten Jake und ich die Tatsache akzeptiert, dass in diesem Teil New Yorks zwei Schlafzimmer wohl das höchste der Gefühle für uns sein würden.
    »Aber dies ist nicht
irgendeine
Wohnung mit zwei Schlafzimmern«, insistierte Horton. »Sehen Sie sich an, wie groß das Wohnzimmer und das Esszimmer sind.« Groß genug für eine Party, mit der Jake und ich uns für jede Einladung, die wir seit unserer Hochzeit vor fünf Jahren erhalten hatten, erkenntlich zeigen konnten. »Hier«, fuhr er fort und zeigte auf eine hastig hingeworfene Skizze, die er hervorgeholt hatte. »Ziehen Sie im Esszimmer einfach eine Wand ein, es hat Fenster zu beiden Seiten, und setzen Sie die Tür da hin. Schon haben Sie ein drittes Schlafzimmer.« Er begann gerade davon zu sprechen, wie günstig die Renovierung werden würde, als eine große schlanke Frau ihm auf die Schulter tippte.
    »Fran!«, rief Horton so herzlich, als wäre sie seine Lieblingsgroßmutter. Alt genug dafür war sie. »Gut sehen Sie aus.«
    Die Frau lächelte, und ein Fächer von Falten bildete sich um ihre großen blauen Augen. Wie langweilig Gesichter ohne dieses Merkmal doch aussahen. »Haben Sie es bereits erläutert?«, fragte sie mit einer Stimme, deren Ton nasal und durchdringend war wie der einer selten benutzten Querflöte. Ihr silbergraues Haar trug sie zu einem weichen Chignonknoten gebunden, und sie war ganz in Winterweiß gehüllt, vom Cape über dem hohen Rollkragenpullover bis hin zu den schmalen Hosen, die völlig makellos waren, obwohl sie ihr fast bis an die Zehenspitzen reichten.
    »Darauf wollten wir eben zu sprechen kommen. Aber darf ich Ihnen zunächst meine Kundin, Quincy Blue, vorstellen. Quincy, das ist Frances Shelbourne von Shelbourne & Stone.«
    Ich kannte die Maklerfirma. Frances und ihre Schwester Rose hatten nur die allerbesten Angebote der West Side inihrem Portfolio. Ich schüttelte Fran Shelbourne die Hand, die sich nicht nur cremeweich, sondern auch feingliedrig anfühlte. Sie betrachtete meine Sneakers und Jeans gerade lange genug, dass ich bedauerte, mich nicht umgezogen zu haben. Dann drehte sie sich um und ging so geräuschlos vor uns her, dass ich mich fragte, ob sie etwa Slipper trug. Nein, Ballerinas. An der gegenüberliegenden Seite der Eingangshalle öffneten sich filigran verzierte Aufzugtüren. Fran drehte sich nach Horton und mir um und forderte uns mit einem äußerst diskreten Heben ihrer perfekt gezupften Augenbrauen zur Eile auf. Als die Türen sich geschlossen hatten, sprach sie mit leiser Stimme, obwohl wir allein waren. »Die Eigentümerin ist eine liebe Freundin«, sagte sie. »Eloise Walter, die Anthropologin.« Sie wartete auf eine Reaktion von mir. »Aus dem Museum für Naturkunde?«
    Erwartete sie etwa, dass ich die Arbeit der Frau kannte, fragte ich mich und bedauerte, an einer der Universitäten des Mittleren Westens studiert zu haben, an denen Sport und die akademische Bildung gleich wichtig waren.
    »Frau Dr.   Walter ist sehr krank«, fuhr sie fort und schüttelte bedauernd den Kopf. »Deshalb haben wir keinen allgemeinen Besichtigungstermin für alle Interessenten angesetzt.«
    Wie eine gut trainierte Infanterie zogen von September bis Juni jeden Sonntag hoffnungsfrohe Menschen ihre Kreise von Besichtigungstermin zu Besichtigungstermin. Auch Jake und ich hatten so manche schweißtreibende Tour kreuz und quer durch Manhattan absolviert, manchmal mit einem Dutzend Besichtigungen an einem Tag. Schon bald waren wir den immer selben hoffnungsfrohen Menschen begegnet   – dem philippinischen Ehepaar, dem 13 5-Kilo -Typen mit dem Babygesicht, den 1,85   Meter großen, rothaarigen Zwillingen im Teenageralter, die irgendeine Sprache Mitteleuropas sprachen. An meinem fünften Sonntag konnte ich bereits nach wenigen Minuten die verräterischen Anzeichen von Hausschwammerkennen. Geschickt wie ein Sari drapierte Seidenvorhänge täuschten mich nicht mehr über den nur wenige Meter entfernten, alles Tageslicht abhaltenden Luftschacht hinweg, genauso wenig wie mich megawatthell strahlende Lampen vergessen ließen, dass ich in den meisten dieser Wohnungen umgehend unter jahreszeitlich bedingten Depressionen zu leiden beginnen würde.
    »Sie sind die Erste, die diese Wohnung zu sehen bekommt«, fügte Horton wie einen Extrabonus hinzu. Ich spürte, wie das Scheckbuch in meiner Handtasche zum Leben erwachte, geradeso wie Mickeys Zauberbesen im Disneyfilm

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