Freundlich, aber bestimmt - wie Sie sich beruflich und privat durchsetzen
abzuschlagen. Im Grunde genommen fällt es Deborah in allen Lebensbereichen schwer, sich zu entscheiden.
Deborah hat einen großen Freundeskreis, weil sie unkompliziert ist und weil man sie meist leicht überreden kann, das zu tun, was alle anderen auch wollen. Manchmal irritiert es ihr Umfeld allerdings, dass Deborah fast nie eine eigene Wahl trifft. Wenn man sie fragt, wo sie hinmöchte, sagt sie meistens nur: »Ach, das ist mir egal, wohin du willst.« Beim Essengehen mit Freunden brütet Deborah lange über der Speisekarte und fragt alle anderen nach deren Wahl. Wenn sie endlich einen Entschluss getroffen hat, ändert sie ihn oft in letzter Minute noch einmal ab. Und steht das Essen dann auf dem Tisch, blickt sie unweigerlich auf einen anderen Teller und sagt: »Ich hätte lieber das da nehmen sollen.«
Wenn sie mit einer Freundin Kleidung einkaufen geht, hat sie dasselbe Problem. Sie kauft oft Sachen, ohne sie vorher anzuprobieren, und hat zu Hause einen ganzen Schrank voller Kleidungsstücke, die sie nie anzieht. Eigentlich trägt sie in der Regel immer das Gleiche (meist in Schwarz) – nicht weil sie das für sich so beschlossen hat, sondern nur weil es sie zu sehr stresst, jeden Tag eine Wahl treffen zu müssen.
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Lange Zeit ist es Deborah leichtgefallen, Entscheidungen über familiäre Angelegenheiten zu treffen. Als alleinerziehende Mutter hat sie mit den Jahren gelernt, die Bedürfnisse und Wünsche ihrer Kinder zuverlässig einzuschätzen. Nachdem ihre Kinder ausgezogen sind und sie mehr und mehr eigene Freundschaften geschlossen hat, musste sie allerdings feststellen, dass sie in diesem anderen Umfeld weit unsicherer war. Inzwischen nervt sie ihre Freunde und sich selbst mit ihrer Unfähigkeit, auch nur die kleinste, unwichtigste Entscheidung zu treffen.
Jeden Tag fällen wir unzählige Entscheidungen, ohne dass uns das bewusst ist: Manche sind völlig irrelevant, andere wirken sich massiv auf unser Leben und das unserer Mitmenschen aus. Dummerweise grübeln wir oft quälend lange über die kleinen Entscheidungen nach, nur um wesentliche Dinge dann überstürzt und aus dem Bauch heraus zu beschließen. Um selbstbewusst weitreichende Entscheidungen treffen zu können, ist es sinnvoll, zunächst einmal zu lernen, wie man konstruktiv mit weniger wichtigen Entscheidungssituationen umgeht.
Was zu tun ist
Wer seine Zeit damit verschwendet, sich den Kopf über Unwesentliches zu zerbrechen, kann nicht auf das scharfstellen, was wirklich wichtig ist.
Um gut Entscheidungen treffen zu können und das eigene Leben besser in den Griff zu kriegen, müssen Sie imstande sein, kleine Entscheidungen und solche von grundlegender Bedeutung auseinanderzuhalten. Das geht am besten, indem Sie die Auswirkungen der fraglichen Entscheidung über einen längeren Zeitraum hinweg in Kategorien einteilen. Fragen Sie sich, wie lange die Folgen dieser Entscheidung für Sie andauern werden. Der Beschluss, welchen Film Sie im Fernsehen oder im Kino anschauen möchten, verdient sicher nicht mehr als einen von fünf Sternen. Die Frage, ob Sie auf die Hochzeit gehen, zu der Sie eingeladen wurden, dürfte zwei Sterne wert sein. Typische Drei-Sterne-Entscheidungen sind Dinge wie die Wahl des Studienfachs. Vier Sterne wären beispielsweise angemessen für die Frage, ob Sie sich selbstständig machen möchten. Fünf Sterne sind wirklich lebensverändernden Fragen vorbehalten – etwadas Beenden einer Beziehung, der Beschluss, auszuwandern oder Kinder in die Welt zu setzen. (Alle diese Beispiele dienen lediglich zur Orientierung – nur Sie selbst können Ihre individuellen Entscheidungen bewerten.)
Fünf-Sterne-Entscheidungen sind jeden Zeit- und Energieaufwand wert – sie sind es, die einen mitten in der Nacht hochschrecken lassen. Entscheidungen, die nach vielen Jahren immer noch bedeutsam sein werden, verdienen es, dass man lange, vielleicht monatelang ernsthaft über sie nachdenkt. Nehmen Sie sich die dafür notwendige Zeit und setzen Sie sich auf produktive Weise mit der Frage auseinander.
Falls Ihnen bewusst wird, dass Sie im Kleinen dazu neigen, Entscheidungen gezielt aus dem Weg zu gehen, beschließen Sie unverzüglich, etwas dagegen zu unternehmen. Sie werden ein lebenslang praktiziertes Verhaltensmuster nicht auf die Schnelle ändern können, doch es gibt einige Techniken, die Sie dabei unterstützen, sich von einem entscheidungsschwachen Menschen in jemanden zu verwandeln, der weiß, was er will. Beginnen Sie mit den
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