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Frevel im Beinhaus

Frevel im Beinhaus

Titel: Frevel im Beinhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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«Niemand tut Franziska etwas. Diese Kerle sind nun einmal grob. Das weißt du doch. Aber ich bin sicher, dass sie nicht vorhatten …»
    «Nein?» Adelina verzog bitter die Mundwinkel. «Bestimmt hatten sie damals auch nicht vor, Franziska zu schänden und meinen Vater zu erschlagen. Dennoch ist es geschehen.» Sie schluckte erneut. «Und wenn Mira und Griet hier gewesen wären …»
    «Waren sie aber nicht.»
    «Wo stecken die Mädchen überhaupt?», wollte Jupp wissen.
    Neklas machte eine unbestimmte Bewegung mit dem Kopf. «Ich habe sie nach draußen geschickt, um Rüben und Eier hereinzuholen.» Plötzlich hob er den Kopf und blickte grimmig zur Tür, die einen Spalt weit offen stand. «Aber wie ich die beiden kenne, sind sie nicht weit gekommen. Allerdings will ich nicht hoffen, dass sie lauschen, denn sonst hätten sie eine saftige Abreibung verdient.»
    Vor der Tür war ein leises Rascheln zu hören und dann schnelle Schritte, die sich leise entfernten.
    Stirnrunzelnd wandte sich Neklas wieder um. «Mir scheint, die Erziehung der beiden lässt derzeit etwas zu wünschen übrig.» Nun ergriff er seinerseits Adelinas Hand. «Wir sollten mit jemandem im Stadtrat sprechen, bevor sie …» Er legte den Kopf auf die Seite, als Moses kurz bellte. «Mit Reese vielleicht. Er könnte …»
    «Zu spät», unterbrach Jupp ihn, als Moses in den Flur hinausschoss. Im nächsten Moment pochte es laut an der Haustür.
    «Ich gehe schon, Herrin.» Ludowig eilte hinaus, doch Adelina war beinahe ebenso schnell aufgestanden wie er und folgte ihm in die Apotheke.
    «Lasst uns ein», hörte sie bereits aus dem Hinterzimmer die Stimme des Hauptmanns.
    «Das geht nicht», antwortete Ludowig. «Meine Herrin wünscht, nicht mehr von den Bütteln behelligt zu werden.»
    «Wünscht nicht, wünscht nicht. Wir führen nur einen Befehl aus», bellte Greverode aufgebracht. «Gegen einen Beschluss des Rates kann auch sie sich nicht auflehnen.»
    «Lass den Hauptmann ein», sagte Adelina ruhig, als sie die Apotheke betrat. «Nur den Hauptmann», setzte sie hinzu, als Ludowig zögernd die Tür freigab.
    Greverode trat mit finsterer Miene ein. «Macht Ihr mal wieder Ärger, Meisterin Burka?»
    Schützend legte Adelina die Hände auf ihren Bauch, in dem das Kind munter um sich trat. «Ich will keinen Büttel mehr hier haben», sagte sie so gefasst, wie es ihr möglich war. «Auch keinen Eurer rüpelhaften Soldaten. Sie haben in der Vergangenheit genug Schaden angerichtet.»
    «Das gibt Euch nicht das Recht …»
    «Es gibt mir jedes Recht», fuhr sie ihn an. «Dieser Mistkerl hat Franziska angefasst. Das dulde ich nicht, also habe ich ihn rausgeworfen.» Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. «Das ist mein Haus.»
    Bei ihren Worten war Greverode alle Farbe aus dem Gesicht gewichen. Er knirschte mit den Zähnen. «Was ist hier vorgefallen?»
    Adelina starrte ihn an. «Das, was ich gesagt habe. Er hat …»
    «Wer? Michel oder Hugo?»
    Adelina erfasste mit Verblüffung den Zorn in Greverodes Augen. «Michel heißt er wohl. Er …»
    «Er hat mir an den Hintern gefasst», sagte Franziska. Die junge Magd war leise in die Apotheke getreten und kam nun vorsichtig näher. Greverodes Blick wandte sich ihr zu. Sie holte tief Luft. «Er, na ja, ich glaube nicht, dass er was Schlimmes wollte. Er hat einfach …» Sie hob die Schultern. «Ich hab mich erschreckt, und da hat die Herrin ihn und den anderen sofort rausgeschmissen.» Ihr Kinn zuckte leicht nervös. «Es war nicht so wie damals, Ihr wisst schon.Aber meine Herrin hat schon recht damit, dass sie so was nicht duldet.»
    «Danach hat dich keiner gefragt», grollte der Hauptmann. Er wandte sich wieder an Adelina. «Die Haussuchung muss zu Ende geführt werden. Meine Männer …»
    «Nein.» Entschieden schüttelte Adelina den Kopf. «Nicht Eure Männer. Wenn Ihr mein Haus durchsuchen wollt, dann tut es selbst.»
    Franziska schnappte erschrocken nach Luft.
    Hinter ihnen hüstelte Neklas, doch Adelina wich und wankte nicht. Sie sah an Greverodes Augen, dass es in ihm brodelte, und machte sich bereits darauf gefasst, dass er die Durchsuchung mit Gewalt durchsetzen würde.
    Er verzog jedoch nur missgelaunt das Gesicht und nickte schließlich. «Wie Ihr wollt, Meisterin Burka.» Ohne sie weiter zu beachten, durchquerte er die Apotheke und verschwand durch die Tür zum Hinterzimmer.
    Neklas hob verblüfft eine Braue – offenbar hatte auch er eine andere Reaktion vom Hauptmann erwartet. Doch er fasste

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