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Frevel im Beinhaus

Frevel im Beinhaus

Titel: Frevel im Beinhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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machte einen Schritt auf Mira zu.
    Das Mädchen nickte, schüttelte jedoch fast gleichzeitig den Kopf. «Nein, Meisterin. Also nicht so richtig. Ich hab …» Sie zögerte. «Bloß nachgedacht.»
    «Nachgedacht, aha. Und worüber?»
    Fahrig strich Mira über den Stoff des Surcots und vermied es, Adelina in die Augen zu sehen. «Über … über das Marzipan.»
    «Das Marzipan?», echote Adelina verständnislos.
    «Ja. Über das Konfekt und die Duftöle und so.» Nun hob Mira doch ihren Blick. «Ich habe mich gefragt … Wenn man genug Öle und Konfekt und all das herstellt und verkauft, kann man so viel Geld verdienen, um davon leben zu können, nicht wahr? Auch als Frau. Ihr habt doch vor Eurer Heirat auch für Euch selbst gesorgt.»
    Nun trat Adelina einen Schritt näher, sodass sie direkt vor Mira stand. «Das ist richtig. Ich habe die Apotheke für meinen Vater geführt, aber ich hatte zuvor die Gesellenprüfung bestanden. Das Konfekt durfte ich nur verkaufen, weil die Apotheke meinem Vater – einem Apothekermeister – gehörte. Nur Apotheker haben das Recht, Konfekt, Marzipan und all die anderen Dinge herzustellen.»
    «Aber ich kann in zwei oder drei Jahren auch die Prüfung machen.»
    Adelina legte Mira eine Hand auf den Arm. «Natürlich kannst du das, und du wirst ganz sicher glänzend abschneiden. Aber um Meisterin zu werden, bedarf es viel mehr,Mira. Diese Prüfung ist nicht einfach, und sie ist vor allem sehr teuer.»
    Enttäuscht ließ Mira die Schultern sinken. «Ihr glaubt also nicht, dass ich es jemals schaffen kann, Meisterin zu werden.»
    Adelina legte den Kopf auf die Seite und blickte Mira forschend an, dann zog sie sie zum Bett. «Setz dich, Kind. Ich habe nicht gesagt, dass du es niemals schaffen kannst, sondern dir nur klarzumachen versucht, dass es nicht einfach ist. Auch ich konnte mir die Prüfungsgebühren nicht leisten, weißt du. Magister Burka hat sie für mich bezahlt, nachdem wir geheiratet hatten.»
    Mira sank noch ein bisschen mehr in sich zusammen. «Was ist, wenn ich keinen Mann finde, der so ist wie Magister Burka?» Sie schluckte. «Ich meine, der versteht, dass ich … oder wenn ich gar nicht heiraten will? Muss ich dann für immer Gesellin bei Euch bleiben?»
    Um Adelinas Mundwinkel zuckte es, doch sie riss sich zusammen. «Gefällt es dir in meiner Apotheke nicht mehr?»
    «Nein!», rief Mira erschrocken und schlug sich sogleich die Hand vor den Mund. «Ich meine, doch. Also … Ihr seid eine gute Lehrmeisterin und alles – wirklich. Also, ich hätte es ja viel schlimmer treffen können, zum Beispiel bei Meister Winkler, der ständig herumnörgelt. Ich bin gern hier, ganz bestimmt.»
    Adelina nahm dieses unerwartet heftig vorgetragene Eingeständnis mit einiger Überraschung zur Kenntnis, sagte jedoch nichts dazu, um das Mädchen nicht zu unterbrechen. Doch Mira schwieg und blickte wieder aus dem Fenster. Erst als Adelina sich leise räusperte, wandte das Mädchen ihr wieder das Gesicht zu. «Ich glaube, ich gehe jetzt lieber zu Bett.»
    Adelina nickte und stand auf. «Das ist eine gute Idee. Ruh dich aus, dann sieht die Welt morgen wieder viel besseraus.» Langsam ging sie zur Tür und drehte sich dort noch einmal um. Mira hockte noch immer auf der Bettkante und starrte vor sich hin. «Mira?»
    Das Mädchen hob den Kopf.
    «Wenn du es wirklich willst, kannst du es auch schaffen.»
    Mira nickte, doch ihre Miene wirkte nicht sehr überzeugt. «Ja, vielleicht. Meisterin?»
    «Hm?»
    «Wenn ich die Gesellenprüfung geschafft habe, behaltet Ihr mich dann hier?»
    Adelina schmunzelte. «Das hatte ich vor, Mira. Es sei denn, du wirst in der Zwischenzeit von einem schmucken Ritter hoch zu Ross vor diesem grausamen Schicksal errettet.»
    Einen Moment lang starrte Mira sie irritiert an, dann verstand sie und kicherte leise. «Gute Nacht, Meisterin.»
    «Gute Nacht, Mira.»

7
    Angestrengt rieb Adelina sich die Schläfen und bemühte sich, die Übelkeit niederzukämpfen. Seit den frühen Morgenstunden hatte der heftige Regen nachgelassen, doch an seine Stelle war ein beinahe unmenschlicher Gestank getreten, der sich rund um die Häuser der Umgebung festgesetzt hatte. Offenbar war durch den Regen eine der Abortgruben in der Nachbarschaft übergelaufen. Da sich seit Tagen kaum ein Lüftchen regte, hing der Gestank wie eine Dunstglocke über ihnen und drang durch jede Ritze ins Innere des Hauses.
    Der Appetit war Adelina bereits gründlich vergangen. Nun fürchtete sie, dass sie die

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