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Frevel im Beinhaus

Frevel im Beinhaus

Titel: Frevel im Beinhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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großen Eimer voll Holz, welches er polternd in die Kiste neben dem Ofen fallen ließ. «Ich geh nochmal», verkündete er und war sogleich wieder draußen.
    «Gar nicht so einfach, den Jungen zu beschäftigen», befand Magda. «Ich glaube, er fühlt sich überflüssig, wenn wir ihm keine Aufgabe geben. Vorhin hat er mit Colin gespielt, aber der Kleine schläft jetzt.»
    «Ich weiß, Magda.» Vorsichtig stellte Adelina den Becher ab und stand auf. «Wir müssen uns etwas für ihn überlegen.» Sie runzelte die Stirn. «Wo ist eigentlich der zweite Wachmann?»
    Magda schnaubte abfällig. «Habt Ihr ihn nicht gesehen? Der ist los, als Ihr eben angekommen seid. Er hatte auf Euch gewartet. Ich sage Euch, der ist bestimmt gleich zum Hauptmann gerannt, um ihm zu sagen, dass Ihr weg wart.»
    Bevor Adelina darauf etwas erwidern konnte, klopfte es so laut an die Tür der Apotheke, dass man es selbst in der Küche hören konnte. «Das wird er wohl sein», vermutete sie, vernahm dann jedoch zu ihrer Verwunderung die Stimme Georg Reeses, der kurz mit Stache sprach und schließlich in den Flur trat. Als er Adelina in der Küchentür stehen sah, setzte er ein freundliches Lächeln auf, mit dem er sie wohl beruhigen wollte. «Verzeiht, dass ich schon wieder störe, aber ich dachte, ich überbringe Euch die Neuigkeiten am besten gleich.»
    «Was für Neuigkeiten?» Sie winkte ihm, näher zu treten, und ließ auch Stache in die Küche, der wohl annahm, er müsse dem Gespräch beiwohnen, um nötigenfalls dem Hauptmann darüber zu berichten.
    Reese setzte sich an den Tisch und nahm von Magdaeinen Trinkbecher entgegen. «Der Vogt lässt gerade die Aussagen Eures Gemahls überprüfen. Es scheint, als habe der Magister gar keine Gelegenheit gehabt, diesen Mord zu verüben.» Er trank einen Schluck. «Ah, das tut gut bei diesem Wetter. Mit etwas Glück kann er schon in ein, zwei Tagen wieder nach Hause zu Euch.»
    «Das hat Neklas mir auch schon gesagt», antwortete sie.
    Verblüfft hob Reese den Kopf. «Ihr habt mit Eurem
    Mann gesprochen?»
    Adelina nickte. «Ich bin eben zurückgekommen.»
    «Man hat Euch in den Turm gelassen?»
    «Ich hatte gute Argumente.»
    Stache, der sich neben der Tür postiert hatte, stieß einen zischenden Laut aus.
    Neugierig blickte Reese zwischen ihm und Adelina hin und her, dann lachte er kurz auf. «Aha, ich verstehe. Aber Frau Adelina, das kann ich auf keinen Fall gutheißen.» Seine Miene wurde wieder ernst. «Die Kunibertstorburg ist kein Ort für eine schwangere Frau, und wenn der Vogt davon erfährt, wird er es nicht eben freundlich aufnehmen.»
    Herausfordernd reckte Adelina das Kinn vor. «Man hat meinen Mann unschuldig ins Gefängnis gesteckt, Herr Reese. Glaubt Ihr, ich ließe mich von jemandem wie Bartold Scherfgin davon abhalten, mich zu vergewissern, dass es Neklas gutgeht?»
    «Vermutlich nicht», gab er mit einer beschwichtigenden Handbewegung zu. «Aber er kann Euch den Zugang zukünftig verweigern.» Er schüttelte den Kopf. «Nun ja, dann sagt mir wenigstens: Hat Euer Gemahl eine Ahnung, wie die Tote in Euren Abort gelangt ist?»
    «Nein, leider nicht. Er vermutet, dass Bruder Thomasius etwas damit zu tun haben könnte.»
    «Glaubt Ihr das auch?»
    Adelina schwieg auf diese Frage eine geraume Weile.«Nein», sagte sie schließlich zögernd. «Ich kann es mir nicht wirklich vorstellen. Gewiss ist er äußerst nachtragend, und er war uns noch nie freundlich gesinnt. Mag sein, es gefällt ihm, dass er Neklas erneut anklagen kann. Aber wenn er hinter der Sache steckte, würde das bedeuten, dass er die Frau umgebracht hat oder zumindest weiß, wer es getan hat.»
    «Das haltet Ihr also nicht für möglich.»
    «Das halte ich für absurd», antwortete sie fest. «Thomasius ist ein fanatischer Predigermönch. Er hasst Neklas aus Gründen, die ich sogar nachvollziehen kann.»
    «Tatsächlich?»
    Adelina nickte. «O ja. Allerdings nur, wenn man die Dinge, die damals in Italien geschehen sind, aus seinem Blickwinkel sieht.»
    «Ich hörte davon. Thomasius’ Aussage vor den Schöffen hat sich rasch herumgesprochen.»
    «Leider spiegelt sie nur einen Teil dessen wider, was damals wirklich geschehen ist.» Adelina richtete sich auf und blickte Reese offen ins Gesicht. «Der Ketzerprozess war nur ein Mittel, Neklas aus dem Weg zu räumen. Er sollte etwas für den Bischof tun, hat sich jedoch geweigert. Thomasius trägt ihm das bis heute nach.»
    «So so.» Nun richtete sich auch Reese auf und beugte

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