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Frevel im Beinhaus

Frevel im Beinhaus

Titel: Frevel im Beinhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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sich ein Stückchen vor. «Was genau hätte er tun sollen?»
    Adelina schwieg mit einem deutlichen Blick auf Stache, der dem Gespräch bisher aufmerksam gefolgt war. Reese verstand, ehe er jedoch etwas sagen konnte, pochte es erneut heftig an der Haustür.
    Stache zuckte zusammen und eilte hinüber in die Apotheke. Adelina wollte ihm schon folgen, doch Reese hielt sie am Arm zurück. «Was war es, was Euer Gemahl für den italienischen Bischof tun sollte?», raunte er.
    Aus der Apotheke drang Greverodes aufgebrachte Stimme, dann näherten sich Schritte der Küche.
    «Er sollte für den Bischof Gold machen», flüsterte sie zurück, dann wandte sie sich entschlossen der Tür zu, durch die der Hauptmann in diesem Moment mit wehendem Mantel und wütender Miene hereinpolterte.
    «Wo seid Ihr gewesen, Meisterin Burka?», fuhr er sie ohne Begrüßung an. «Kann man Euch nicht einen Augenblick aus den Augen lassen?» Er packte sie an der Schulter und schüttelte sie leicht. «Hatte ich nicht ausdrücklich gesagt, Ihr sollt im Haus bleiben?»
    Adelina verzog mehr vor Überraschung denn vor Schmerz das Gesicht und wollte sich ihm entziehen, aber er hielt sie eisern fest.
    «Ihr habt mir nicht verboten auszugehen», sagte sie und bemühte sich, ruhig zu bleiben. «Ich bin in Begleitung Staches gegangen, wie Ihr befohlen habt.»
    «Wo seid Ihr gewesen?», wiederholte er mit harter Stimme.
    «Das wisst Ihr doch schon längst, Hauptmann Greverode», antwortete sie giftig. «In der Kunibertstorburg.» Sein ungebührliches Verhalten ließ langsam auch in ihr Zorn aufsteigen. «Ich war bei meinem Mann.»
    «Ihr habt dort nichts zu suchen.»
    «Das sehe ich anders!», zischte sie. «Er sitzt unschuldig in einer Zelle mit dem übelsten Gesindel. Könnt Ihr Euch überhaupt vorstellen, was das bedeutet?» Ihre Stimme wurde lauter, doch sie tat nichts dagegen. «Es ist mir gleich, ob Ihr mich nun ebenfalls irgendwo einsperren wollt. Bindet mich an, bitte sehr!» Sie hielt ihm auffordernd ihre Handgelenke entgegen. «Wäre ja nicht das erste Mal, nicht wahr? Aber eines sage ich Euch: Ganz gleich, was Ihr auch tut, Ihr werdet mich nicht daran hindern, für Neklas einzustehen.»
    «Ihr seid das widerspenstigste Weib, das mir jemals begegnet ist», brüllte Greverode sie an. Seine Augen sprühtenvor Zorn regelrecht Funken. «Ihr mischt Euch ständig in Dinge, die Euch nichts angehen, und Ihr glaubt, Ihr wüsstet alles besser. Ist Euch vielleicht auch nur ein einziges Mal der Gedanke gekommen, dass es für eine Frau gefährlich sein könnte, in ein Gefängnis zu gehen? Und dass ich Euch verflucht nochmal zu Eurem Schutz angewiesen habe, hier im Haus zu bleiben? Aber nein, die Meisterin Adelina Burka hat es nicht nötig nachzudenken. Ihr seid eine Plage, verdammisch!»
    Adelina starrte ihn nur an. Ihr fehlten die Worte, und das, was sie ihm sagen wollte, verknäuelte sich in ihrer Kehle zu einem wirren Knoten.
    So standen sie sich gegenüber und maßen einander mit feindseligen Blicken, als Vitus mit einem weiteren Eimer voller Holz hereinkam. Hinter ihm wischte Moses durch den Türspalt herein und schüttelte sich heftig.
    «Hier, Lina. Mehr passt nicht in die Kiste.» Vitus blieb mitten in der Küche stehen, und als er erkannte, dass Greverode Adelina am Oberarm gepackt hielt, ließ er den Holzeimer krachend zu Boden fallen. «Lass meine Lina los!», rief er empört und gab Greverode unvermittelt einen kräftigen Schubs. Moses, der ebenfalls Gefahr zu wittern schien, knurrte den Hauptmann drohend an.
    Nun fuhr Greverode wütend zu Vitus herum, jedoch ohne Adelina loszulassen. «Was soll das? Was fällt Euch ein …» Er stockte und musterte Vitus verblüfft, dann schien er sich an ihn zu erinnern und schob ihn einfach mit dem Ellbogen beiseite. «Lass das, Junge, das geht dich nichts an.»
    Moses knurrte noch lauter; Vitus stieß einen Protestschrei aus. «Du sollst Lina loslassen! Nicht meiner Lina wehtun!»
    «He, he!» Plötzlich sah sich Greverode gleich von zwei Angriffen überrumpelt. Vitus stürzte sich auf ihn und zerrte mit aller Kraft an seinem Arm. Der Hund schien dies als Zeichenzu interpretieren und biss den Hauptmann in die Wade. Dieser trat nach Moses, verfehlte ihn jedoch, ließ Adelina los und bemühte sich dann, sich ihren aufgebrachten Bruder vom Leib zu halten. Doch das war nicht so einfach. Vitus besaß, wenn er in Wut geriet, ungeahnte Kräfte. Erst als Reese einschritt und den Jungen von Greverode fortzog, kam dieser

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