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Frevel im Beinhaus

Frevel im Beinhaus

Titel: Frevel im Beinhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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schmutzigen Kerl zusammen eingesperrt sein muss.»
    Adelina sah ihre Magd erneut von der Seite an. «Kennst du den Mann?»
    «Wie?» Franziska machte ein erschrockenes Gesicht. «Um Himmels willen, nein! Aber man sieht gleich, was das für einer ist. Hat ein geschlitztes Ohr und gebrandmarkt ist er auch.»
    «Gebrandmarkt?»
    «Auf seiner Wange unter dem Bart. Habt Ihr das nicht gesehen?»
    Adelina schüttelte nur den Kopf. So genau hatte sie sich diesen Endres nicht angesehen. Als sie bei der Apotheke ankamen, drehte sie sich zu Wolfram Stache um, der ihnen verbissen schweigend gefolgt war. «Ich danke Euch für die Begleitung», sagte sie kühl. «Wenn Ihr über unseren Besuch in der Kunibertstorburg Meldung machen wollt, nur zu.»
    «Ihr habt die Wächter bestochen», sagte er vorwurfsvoll.
    Adelina nickte. «Und weiter?»
    «Hauptmann Greverode hat wohl recht. Ihr seid nicht dumm … und aufsässig.»
    «Das hat er über mich gesagt?»
    Stache zuckte mit den Schultern. «Er hat nicht ganz so freundliche Wörter benutzt.»
    «Das kann ich mir denken.»

10
    «Lina, ich wollte Mira mit dem Besen helfen, aber sie hat mich nicht gelassen und mich geschimpft!» Mit diesen Worten empfing Vitus sie, als sie durch die Küche und das Hinterzimmer auf die Wohnräume zusteuerte, um ihren nassen Mantel beim Küchenfeuer aufzuhängen. Ihr Bruder trug seine Katze auf dem Arm und blickte sie vorwurfsvoll an.
    Seufzend blieb sie stehen. «Da hat sie ganz recht getan, Vitus. Du weißt, dass du in der Apotheke nichts anfassen sollst, auch keinen Besen.»
    «Aber ich wollte nur helfen.»
    «Das weiß ich.» Sie sah sich in der Küche um. «Und weißt du was, du kannst auch helfen. Der Kasten für das Feuerholz ist fast leer. Den darfst du auffüllen.»
    Vitus nickte begeistert und strahlte. Sanft setzte er die Katze auf den Boden und wollte schon zur Tür hinaus, drehte sich aber noch einmal um. «Mit Griet hat sie auch ganz arg geschimpft, bis sie geweint hat.»
    Adelina hob überrascht den Kopf. «Griet hat geweint?»
    «Nein, Mira. Sie ist ganz laut geworden, hat böse Fluchwörter gesagt, und dann hat sie geweint und ist in ihre Kammer gerannt. Jetzt ist sie wieder gut mit Griet, und beide putzen das Hinterzimmer.»
    «Das habe ich gesehen.» Adelina runzelte die Stirn, entschied aber, dass ein Zank unter den beiden Mädchen nichts war, worum sie sich gleich kümmern musste. Schon gar nicht, wenn die beiden die Sache bereits selbst bereinigt zu haben schienen.
    «Mira weint sonst nie», sagte Vitus und verließ die Küche in Richtung Hintertür.
    Adelina hängte ihren Mantel an eine Ecke des Regals und blickte sich noch einmal in der leeren Küche um. Neben dem Spülstein stand ein Korb mit frischem Gemüse. Offenbar hatte Magda vor, eine Suppe daraus zu kochen. Oder Pasteten, überlegte sie, als sie die Schüssel entdeckte, in der die Magd bereits einen Teig angerührt hatte. Ihr lief das Wasser im Mund zusammen, und sie erinnerte sich, dass sie bisher kaum etwas gegessen hatte.
    In diesem Moment kam Magda zur Tür herein, in der einen Hand einen dicken Bund Gartenkräuter, in der anderen eine Schüssel mit Eiern.
    «Ach, Herrin, da seid Ihr ja wieder», grüßte sie erfreut. «Ihr seid im Gefängnisturm gewesen, oder? Geht es dem Herrn Magister gut?»
    «So gut, wie man es erwarten kann», antwortete Adelina und setzte sich an den Tisch.
    Magda stellte die Schüssel beiseite, legte die Kräuter in den Korb zu dem Gemüse und füllte dann rasch einen Becher mit Bier, den sie vor ihre Herrin stellte. «Haben sie ihn befragt und ihm schlimm zugesetzt?»
    «Nein.» Adelina nippte an dem Bier. «Befragt haben sie ihn wohl, aber nicht mit diesen grässlichen Werkzeugen.»
    «Das ist gut.» Magda atmete sichtlich auf. «Aber sie lassen ihn noch nicht frei, oder?»
    «Bis jetzt nicht, Magda. Aber er glaubt, es kann nicht mehr lange dauern. Wenn sie merken, dass ihm nichts nachgewiesen werden kann, müssen sie ihn wieder gehen lassen.»
    Magda nickte und machte sich daran, das Gemüse zu putzen. «Wer in Gottes Namen», sie bekreuzigte sich flüchtig, «hat wohl die arme Frau wirklich umgebracht und in unsere Grube geworfen?»
    Adelina seufzte und nahm einen größeren Schluck Bier, der ihre Kehle angenehm benetzte. «Das wüsste ich auchgerne. Ich hoffe, der Vogt versteift sich nicht nur auf Neklas und lässt seine Leute auch anderswo Nachforschungen anstellen.»
    Die Küchentür sprang auf, und Vitus kam herein. Er schleppte einen

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