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Frevel im Beinhaus

Frevel im Beinhaus

Titel: Frevel im Beinhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Unsinn vor sich hin und fütterte unter dem Tisch heimlich seine Katze mit Resten von seinem Teller. Lediglich Moses saß aufrecht und wachsam neben Adelina und behielt den Hauptmann im Auge.

12
    Kurz nach dem Frühstück klopfte ein Ratsschreiber an die Apothekentür und erklärte, der Vogt erwarte Adelina umgehend im Schöffensaal des Rathauses. Als sie in Begleitung Greverodes dort ankam, war der Saal jedoch leer. Lediglich drei Schöffen standen vor dem Eingang und ließen sich beim Eintreffen des Vogtes gelangweilt auf ihren Plätzen nieder. Adelina hatte ein mulmiges Gefühl, trat dem Vogt jedoch mutig entgegen. «Was wünscht Ihr?», fragte sie mit fester Stimme.
    Bartold Scherfgin wirkte blass und übermüdet. Sein Atem roch nach Wein, offenbar hatte er am Abend zuvor ausgiebig gezecht. «Ich habe Euch herbefohlen, Meisterin Burka, um Euch mitzuteilen, dass die Untersuchungen, was Euren Gemahl betrifft, beinahe abgeschlossen sind. Wenn Ihr bis morgen Mittag drei Bürgen für ihn auftreibt, die seinen guten Leumund beschwören, kann er freigelassen werden.»
    Adelinas Anspannung löste sich umgehend in Luft auf. Sie schaffte es sogar, den Vogt anzulächeln. «Das ist eine gute Nachricht, Herr Vogt. Ich werde dafür sorgen, dass die Bürgen bei Euch vorsprechen.»
    Er schüttelte den Kopf. «Nicht bei mir, sondern bei den Schöffen.» Mit dem Kinn wies er auf die drei Männer, die bei näherem Hinsehen ebenfalls recht müde und angegriffen wirkten. Schließlich drehte er sich grußlos um und ging zur Tür. Dort nickte er ihr noch einmal ausdruckslos zu. «Ihr könnt gehen.»
    Adelina schüttelte leicht den Kopf. «Dazu hättet Ihr mich nicht herbestellen müssen», murmelte sie. «Ein Bote hätte es auch getan.» Sie wandte sich an Greverode, der mit verschränktenArmen neben ihr stand. «Damit dürfte sich Eure Anwesenheit in meinem Hause wohl erübrigen, nicht wahr?»
    Er erwiderte ihren Blick kühl. «Nicht, solange ich keine anderen Anweisungen erhalte.» Er wies auf die Tür. «Gehen wir.»
    Seufzend verließ Adelina den Saal und trat hinaus auf die Judengasse. Der Vogt stand etwas abseits und sprach mit zwei seiner Gehilfen, warf ihr jedoch nur einen kurzen Blick zu. Ohne ihn weiter zu beachten, machte sich Adelina auf den Weg zurück zur Apotheke. An der Einmündung zum Alter Markt mussten sie und Greverode zwei berittenen Soldaten ausweichen, die in scharfem Galopp zwischen den Verkaufsständen hindurchpreschten und in die Judengasse einbogen. Flüche und Verwünschungen der Standbesitzer folgten ihnen, denn sie hatten die Ware eines Korbmachers umgeworfen und einen Stapel gebündelter Binsen mit sich gerissen.
    Adelina und Greverode machten einen Bogen um die aufgebrachten Männer und betraten wenig später die Apotheke. Adelina legte ihren Zunftmantel ab, den sie trotz der Hitze angezogen hatte, um ihren Status als Zunftmeisterin vor dem Vogt zu unterstreichen, und wandte sich an ihren Bewacher: «Ich muss nach nebenan zu Meister Jupp. Er kann sich darum kümmern, die geforderten Bürgen herbeizuholen.»
    Greverode nickte zustimmend. «Geht nur. Ich bleibe solange hier.»
    Überrascht musterte sie ihn. «Ihr wollt mir nicht auf die Finger sehen?»
    Sein Gesichtsausdruck wurde hart. «Besteht etwa ein Grund dazu?»
    «Nein.»
    «Dann reizt mich nicht.»
    ***
    «Das ist ja wunderbar, Adelina», rief Marie begeistert aus, als sie die Neuigkeiten vernahm. «Ich wusste, dass sich alles aufklären würde. Nicht wahr, Jupp? Geh gleich los und kümmere dich um die Bürgen, damit Neklas so schnell wie möglich nach Hause kommen kann.»
    Jupp lächelte ebenso erfreut. «Worauf du dich verlassen kannst», sagte er. «Wen soll ich ansprechen? Doctore Bertini ist Kölner Bürger, das geht. Und einen von Neklas’ Patienten? Vielleicht …»
    «Wie wäre es mit Magister van Stijn?», schlug Adelina vor. «Er ist Mitglied der medizinischen Fakultät der Universität.»
    «Dieser sauertöpfische Wichtigtuer?» Jupp rümpfte die Nase, nickte dann aber. «Sein Wort dürfte Gewicht haben, da hast du recht. Ich selbst habe leider noch nicht die vollen Bürgerrechte der Stadt Köln, sonst würde ich mich sofort als Bürge stellen.»
    «Ich weiß.» Adelina warf ihm ein dankbares Lächeln zu. «Wer also noch?»
    Marie räusperte sich. «Ich könnte meinen Vater bitten. Er ist zwar kein Ratsherr mehr, aber er sitzt noch im Vierundvierziger. Das ist ein wichtiger Posten. Du weißt, dass der Rat den Vierundvierziger bei

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