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Frevel im Beinhaus

Frevel im Beinhaus

Titel: Frevel im Beinhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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entgegen.
    «Frau Adelina, wie gut, dass Ihr da seid», rief er und musterte zugleich den Hauptmann neugierig. «Wie habt Ihr ihn denn dazu überredet, Euch aus dem Haus zu lassen?» Bevor einer von ihnen antworten konnte, winkte Reese bereits ab. «Ach was, sicher hattet Ihr sehr gute Argumente, nicht wahr? Die habt Ihr meistens. Ich war gerade auf dem Weg zu Euch, müsst Ihr wissen, um Euch zur Kunibertstorburg zu bringen.»
    «Mich?» Adelina rang nach Luft.
    Reese hob beschwichtigend die Hände. «Keine Sorge, nicht, um Euch einzusperren. Der Vogt hat mich beauftragt, Euch und Euren Gemahl noch einmal eingehend zu befragen, und zwar in den dazu vorgesehenen Räumlichkeiten des Gefängnisses.»
    «In der Folterkammer?»
    «So ist es vorgeschrieben, Frau Adelina. Aber auch hier kann ich Euch beruhigen. Ich habe nicht vor, Magister Burka die Daumenschrauben anzulegen. Lasst uns rasch zur Torburg gehen. Ich möchte die Erkenntnisse, die wir inzwischen gewonnen haben, und die alles andere als erfreulich sind, ungern mitten auf der Straße besprechen.» Er eilte voraus und winkte ihr und Greverode, ihm zu folgen.
    «Was für Erkenntnisse?», wollte sie etwas atemlos wissen, da sie seinen schnellen Schritten kaum folgen konnte. «Wie kommt es, dass der Vogt Euch nun doch mit dieser Aufgabe betraut hat?»
    Als Reese ihre Anstrengung bemerkte, wurde er prompt etwas langsamer. «Ich bin wieder im Spiel, Frau Adelina», antwortete er, «weil der Vogt zum Erzbischof gerufen wurde. Vermutlich wegen der Pläne der Kurfürsten, König Wenzel abzusetzen», setzte er hinzu. «Außerdem gibt es etwas, wovon ich Euch leider noch nicht in Kenntnis setzen konnte.»
    «Und das wäre?»
    Reese blieb kurz stehen und verzog betrübt die Lippen. «Ich berichtete Euch doch von dem Schädel, den man bei der Ulrepforte gefunden hat.»
    «Ja?» Adelina schluckte. Ihr schwante nichts Gutes.
    «Der Totenkopf scheint tatsächlich dem Beinhaus in der Rheingasse zu entstammen», sagte Reese. «Betrüblicherweise befand er sich in demselben Gelass, in dem wir dentoten Säugling und den Korb mit Euren Schuhen gefunden haben.»
    ***
    Der Wachmann Pitter brachte Adelina hinab in die fensterlose Kammer im Kellergewölbe der Kunibertstorburg, während Reese hinauf zu den Zellen ging, um Neklas zur Befragung abzuholen.
    Der kleine Raum, in dem die Befragungen – auch die peinlichen – durchgeführt wurden, war kahl. Lediglich ein Tisch, ein Hocker und eine niedrige Pritsche mit daran angebrachten eisernen Hand- und Fußfesseln standen darin. Die übrigen Werkzeuge für die peinliche Befragung wurden offenbar in einem anderen Raum aufbewahrt und nur bei Bedarf vom Scharfrichter hereingeholt. Adelina war zutiefst dankbar für diesen Umstand.
    Als Reese und Neklas eintraten, musste Adelina sehr an sich halten, um nicht augenblicklich zu Neklas zu stürzen und ihn an sich zu drücken. Voller Besorgnis musterte sie ihn und stellte fest, dass er dunkle Ringe unter den Augen hatte. Kinn und Wangen waren von kurzen Bartstoppeln bedeckt. Er wirkte etwas blass. Ihren Blick jedoch erwiderte er mit einem gleichermaßen erfreuten wie beruhigenden Lächeln.
    «Also gut, da wären wir», hob Reese an und gab Pitter ein Zeichen, sich neben der Tür zu postieren. «Da ich Euch zur Genüge kenne, Magister Burka, werde ich darauf verzichten, Euch die Hände erneut binden zu lassen. Allerdings muss ich der Ordnung halber darauf bestehen, dass Ihr Euch auf den Schemel dort setzt, der speziell für die Delinquenten vorgesehen ist. Er ist etwas unbequem, aber die Befragung wird nicht lange dauern.»
    Pitter hüstelte spöttisch neben der Tür, sagte jedoch nichts, da ihn der strafende Blick des Gewaltrichters streifte.
    Reese berichtete Neklas noch einmal kurz, was sich in den vergangenen Tagen und Stunden ereignet hatte, und schloss dann mit der Frage: «Wo genau, Magister Burka, habt Ihr Euch während Eures Wachdienstes an der Ulrepforte aufgehalten? Die Männer, die mit Euch dort Dienst taten, konnten dem Vogt keine eindeutigen Angaben machen.»
    «Die meiste Zeit – abgesehen von den Wachwechseln und der Übergabe – habe ich in der oberen Wachstube verbracht», antwortete Neklas freimütig. «Allein, wie ich mit Bedauern hinzufügen muss. Der Dienst dort oben ist langweilig und ermüdend und wird deshalb von den wenigsten Männern gern wahrgenommen. Allerdings müsste der Befehlshaber Euch dies bestätigen können.»
    «Das hat er», sagte Reese. «Dummerweise hat

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