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Frevel im Beinhaus

Frevel im Beinhaus

Titel: Frevel im Beinhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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haben. Er kennt sich wohl in Gegenden aus, die nicht mal ich freiwillig betreten würde», setzte sie nachdenklich hinzu, dann legte sie den Kopf auf die Seite. «Hast du deshalb bei dem Schmied nach dem Messer gefragt? Um diese Männer – wenn es sie denn gibt – aufzurütteln? Das könnte gefährlich sein.»
    «Ich weiß. Aber ich glaube nicht, dass ich hier im Haus in Gefahr bin. Außerdem …»
    «… sind sie dir bereits zuvorgekommen.» Ludmilla tippte sich an die Lippen. «Ich könnte morgen versuchen, mich ein wenig in der Unterwelt umzuhören. Auf den Gedanken bin ich bis jetzt nicht gekommen.»
    «Nein!» Adelina fuhr erschrocken auf. «Das kannst du nicht machen. Das ist viel zu gefährlich für dich. Was, wenn dir etwas passiert?»
    Ludmilla lachte. «Einem alten Weiblein wie mir wird schon niemand was tun.»
    «Nein», sagte Adelina entschieden. «Es wäre besser, wenn das ein Mann tun würde. Ein bewaffneter …»
    «Glaubst du, der würde auch nur ein Sterbenswörtchen aus den Gestalten herausbringen, die sich dort herumtreiben, wo du suchen willst? Glaub mir, jemand wie ich hat da weitaus mehr Möglichkeiten.»
    ***
    Zwei Tage nachdem Ludmilla sich aufgemacht hatte, sich in der Kölner Unterwelt umzuhören, kehrte Greverode aus Bonn zurück. Adelina hatte sich gerade mit Jupp, Marie und den Mädchen zusammengesetzt, als er die Küche betrat. Sogleich schenkte Adelina ihm einen Becher Bier ein und bedeutete ihm, sich zu ihnen zu setzen. «Was gibt es Neues?», wollte sie wissen und ignorierte gleichzeitig die überraschten Blicke ihrer Freunde, die offenbar nicht recht einzuschätzen wussten, weshalb sie den Hauptmann seit neuestem so selbstverständlich in ihre Runde einbezog.
    Greverode setzte sich neben sie und trank. Seine Stirn glänzte vom Schweiß, und seine Kleider waren mit dem Staub der Straßen bedeckt. «Nichts wirklich Gutes», berichtete er. «Die Kurfürsten scheinen fest in ihrem Entschluss, König Wenzel noch in diesem Monat zu entmachten. Nachfolger soll Ruprecht von der Pfalz werden.»
    Jupp hob verwundert den Kopf. «Und der König lässt sich das so einfach gefallen?»
    Greverode schnaubte. «Gegen die Übermacht sämtlicher Kurfürsten kann er kaum etwas ausrichten. Offenbar gibt es im Reich nur wenige Männer, die noch zu Wenzel stehen.»
    «So wie Vater Emilianus?»
    «Ja, vermutlich. Wenngleich Emilianus wohl keinerlei Einfluss auf den Erzbischof hat. Er scheint sich leidenschaftlich mit ihm darüber zu streiten, aber mehr auch nicht.»
    «Und was ist mit den Hetzreden, die er hier in der Stadthält?», fragte Marie. «Kann der Erzbischof die einfach so ignorieren?»
    «Hetzreden?» Greverode stellte den Becher auf den Tisch.
    Adelina nickte. «Du …» Sie erschrak. «Ihr habt noch nicht davon gehört, vermute ich? Vater Emilianus hat neulich einen Menschenauflauf auf dem Domhof verursacht, als er forderte, die Bürger Kölns sollten sich gegen den Erzbischof und die Kurfürsten auflehnen.»
    «Gestern hat er es noch einmal auf dem Neumarkt versucht», wusste Marie zu berichten. «Da haben Eure Männer aber Schlimmeres verhindert.» Während sie sprach, blickte sie sehr aufmerksam zu Adelina herüber. Offensichtlich war ihr der Versprecher nicht entgangen.
    Adelina ärgerte sich, denn auch ihr Bruder warf ihr einen strafenden Blick zu. Sie tat jedoch so, als merke sie nichts, und fasste stattdessen zusammen, was sich außerdem in Greverodes Abwesenheit zugetragen hatte.
    Er hörte ihr aufmerksam zu, ohne sie zu unterbrechen. Lediglich an seiner Miene konnte sie ablesen, dass er ihr Handeln bei dem Schmied nicht guthieß und dass seine Besorgnis wuchs. Als er von der toten Katze und der darauffolgenden Hausdurchsuchung hörte, knirschte er hörbar mit den Zähnen. «Ich könnte Scherfgin den Hals umdrehen», knurrte er. «Und Reese ebenfalls. Wusstet Ihr, dass er es war, der veranlasst hat, dass ich nach Bonn geschickt wurde?»
    Adelina nickte bekümmert. «Er hat sich dafür entschuldigt.»
    «Tatsächlich?»
    «Er konnte nicht wissen, dass Ihr … dass wir …» Sie verhedderte sich und begann von vorne. «Ich habe ihm erklärt, dass Ihr uns helft, Neklas’ Unschuld zu beweisen.»
    «Was mich übrigens sehr erstaunt», mischte sich Juppmit argwöhnischem Blick ein. «Ich mag vielleicht ein einfacher Chirurg sein, aber dumm bin ich nicht. Ich konnte selbst oft genug beobachten, dass Ihr Adelina nicht leiden könnt und ihr das Leben schwergemacht habt. Woher kommt also

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