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Frevel: Roman (German Edition)

Frevel: Roman (German Edition)

Titel: Frevel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Parris
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Miene.
    »Maria hat ihm anscheinend etwas geschickt, was er nie erhalten hat.« Castelnau runzelt konzentriert die Stirn, während er unablässig an den Federästen seiner Schreibfeder herumzupft. »Natürlich richtet sich sein Verdacht auf Salisbury Court.«
    »Aber diese Briefe gehen auf ihrem Weg durch viele Hände«, gebe ich zu bedenken.
    »Richtig, zum Beispiel durch die des jungen Throckmorton. Es gefällt mir gar nicht, dass uns Howard jetzt mit Argwohn betrachtet. Sein Einfluss unter den englischen Katholiken ist nicht zu unterschätzen, Bruno. Er ist es, der sie immer wieder anspornt, sie dazu bringt, ihr Leben und ihre Landsitze für den Erfolg der Invasion zu riskieren. Wenn er beschließt, mich auszuschließen, indem er seine Briefe über Mendoza schickt, verlieren wir jeden Einfluss auf dieses Komplott und jegliche Hoffnung auf eine moderate Lösung.«
    Er hält inne, um tief einzuatmen, und zwickt sich mit Daumen und Zeigefinger in den Nasenrücken, den Blick nun auf den Schreibtisch gesenkt. Der Botschafter hat die Feder fast kahl gerupft. Als er den Kopf leicht anhebt und weiterspricht, dämpft er seine Stimme zu einem Flüstern. »Indes müssen wir auch die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass diese Invasion scheitert. Vielleicht bleiben die versprochenen Gelder und Truppen der Spanier aus. Vielleicht lassen sich die englischen Katholiken schwerer aufwiegeln, als Howard hofft. Oder vielleicht verrät sich einer aus ihrer Mitte. So etwas kommt vor«, fügt er hinzu, als rechne er mit Einwänden meinerseits.
    »Und falls das Komplott aus einem dieser Gründe auffliegt …«, grübele ich laut.
    »Dann darf König Henri nicht damit in Verbindung gebracht werden«, beendet Castelnau den Satz für mich. »Sonst wird es nie zu einem Bündnis mit Elisabeth kommen. Allerdings sollte er sich auch nicht offen dagegenstellen, falls die Invasion doch Erfolg hat, sonst verliert er jegliche Unterstützung der französischen Katholiken und Guise kann ihn leicht zu Fall bringen.« Er schwört einen leisen Eid. »Auf jeden Fall muss eine katholische Rückeroberung Englands unter Einsatz von so wenig Gewalt wie möglich erfolgen, und aus diesem Grund müssen Ihr und ich uns das Vertrauen derer, die die Fäden ziehen, so lange erhalten, wie wir können.« Er legt die Hände flach auf den Tisch und richtet sich mit einiger Anstrengung auf. »Ich fühle mich nicht gut genug, um Howard und Mendoza heute Abend gegenüberzutreten. Ich werde mich entschuldigen lassen, und Ihr werdet an meiner Stelle nach Arundel House gehen. Prägt Euch alles Wichtige ein, das gesagt wird, und berichtet es mir. Bringt in meinem Namen Argumente für ein moderates, respektvolles Vorgehen vor, aber achtet darauf, keinen Zweifel daran zu lassen, dass wir eine Rückkehr Marias auf den Thron befürworten.«
    »Eine respektvolle Art, in ein Land einzufallen und seinen Herrscher zu stürzen – Ihr müsst mich daran erinnern, wie sich das bewerkstelligen lässt.«
    Castelnaus Lächeln erreicht seine Augen nicht. Er sieht so mitgenommen aus, dass ich fürchte, er könnte tatsächlich ernsthaft krank sein.
    »Ihr wisst, was ich meine, Bruno. Tut einfach Euer Bestes, das Bestreben meiner Frau zu dämpfen, Protestanten auszuweiden, wenn der glorreiche Tag kommt.« Wieder entringt sich ihm ein Seufzen. Er presst wie im Gebet versunken die Hände vor den Mund und starrt lange schweigend vor sich hin. Ich bin nicht sicher, ob ich entlassen bin oder nicht, und schicke mich an, mich zu räuspern, als er plötzlich fragt:
    »Glaubt Ihr, dass meine Frau mich zum Hahnrei macht, Bruno?«
    »Eure Frau?«, wiederhole ich benommen.
    »Marie. Sie hat einen Geliebten, da bin ich ganz sicher.«
    »Habt Ihr denn Grund zu der Annahme?«, frage ich vorsichtig. Er ist raffiniert genug, um mich zu überrumpeln zu versuchen, falls ich es sein sollte, den er im Verdacht hat. Wie so oft setze ich eine absolut undurchdringliche Miene auf.
    »Ich vermute es seit ihrer Rückkehr aus Paris. Ihre Stimmungsschwankungen – sie kommt mir oft flatterhaft und unstet vor. Jünger, könnte man auch sagen.« Er kratzt sich den Bart. »Marie ist seit Katherines Geburt nicht mehr willig in mein Bett gekommen, und ich gehöre nicht zu den Männern, die Zwang ausüben. Aber sie ist noch jung, das vergesse ich wohl manchmal. Vermutlich musste es so kommen.«
    »Habt Ihr denn Beweise für ihre Untreue?«, erkundige ich mich.
    »Letzte Nacht – es war töricht von mir«, beginnt er, ohne mir

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