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Frevel: Roman (German Edition)

Frevel: Roman (German Edition)

Titel: Frevel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Parris
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würde.«
    »Ja, ja«, winkt er ab. »Seine Bibliothek ist berühmt. Wenn es möglich ist, solltet Ihr gleichwohl eine Zeit lang auf Eure Besuche dort verzichten, Bruno. Ich habe genug Sorgen, da muss ich nicht auch noch um Eure Sicherheit bangen.«
    »Ich werde mich von Schänken fernhalten, so viel ist sicher«, versichere ich ihm, dabei reibe ich mir über die eine Gesichtshälfte. »Aber, Mylord – die Engländer trinken zu viel, und sie hassen Ausländer, das bekommt man an jeder Ecke Londons zu spüren. Und in den Straßen wird von nichts anderem als von Prophezeiungen, Planetenkonstellationen und dem Ende der Welt gesprochen – das alles schürt Ängste, die sich in Angriffen auf jeden entladen, der fremdländisch aussieht. Alle werden von Furcht beherrscht.«
    Castelnau lächelt schwach.
    »Und das sind die Leute, von denen Henry Howard und meine Frau glauben, dass sie sich bereitwillig mit französischen und spanischen Truppen verbünden würden, um ihre Königin zu stürzen!« Wieder schüttelt er den Kopf.
    »Ihr verliert den Glauben an den Invasionsplan?«
    »Ich habe nie daran geglaubt, Bruno, das wisst Ihr. Und die Beteiligung der Spanier beunruhigt mich zutiefst.«
    »Ihr denkt, sie könnten diese Invasion nutzen, um ihre eigene Macht auszuweiten?«
    »Philip von Spanien hält sich für den Hauptverteidiger des katholischen Glaubens in Europa. Aber er meint auch, durch seine verstorbene Frau – Elisabeths Halbschwester – einen Anspruch auf den Thron zu haben. Ihr könnt sicher sein, dass er kein Geld und keine Männer bereitstellt, nur um Maria Stuart die Krone zu verschaffen.« Er zieht eine Grimasse. »Und wenn die spanische Unterstützung für Guise und seine Anhänger über diese Invasion hinausgehen sollte …« Seine Stimme verklingt.
    »Ihr meint, er könnte einen Staatsstreich von Guise in Paris finanzieren«, beende ich den Satz für ihn. Es ist keine Frage, sondern eine Feststellung. Stille tritt ein, als sich unsere Gedanken in dieselbe Richtung bewegen: Mit spanischer Hilfe könnte der Herzog von Guise den französischen Thron an sich reißen und ein Bündnis kompromissloser Katholiken ins Leben rufen, die sich gemeinsam gegen die schwächeren Länder des protestanischen Europas auflehnen.
    »Ganz genau. Hört zu«, sagt Castelnau, nachdem wir einige Sekunden gebraucht haben, um das Ausmaß der Bedeutung dieser Schlussfolgerung zu erfassen. »Ihr müsst etwas für mich tun.«
    Ich hebe beide Hände.
    »Ich stehe Euch zur Verfügung, Mylord. Was soll ich tun?«
    »Geht heute Abend an meiner Stelle zu diesem Essen in Arundel House, ja?«
    »An Eurer Stelle? Seid Ihr krank, Mylord?«
    Ein nahezu unhörbarer Seufzer lässt seine Schultern zittern.
    »Ja. In der letzten Zeit komme ich mir wie ein Schatten meiner selbst vor. Ich kann nicht mehr schlafen, Bruno. Ich weiß nicht, wann ich zum letzten Mal eine Nacht durchgeschlafen habe. Das muss vor der Rückkehr meiner Frau aus Paris gewesen sein.« In dem letzten Satz schwingt eine unüberhörbare Bitterkeit mit.
    »Der rasche Fortschritt, den dieser Invasionsplan macht, fordert seinen Tribut von Euch, Mylord«, entgegne ich mit aufrichtigem Mitgefühl. »Ihr solltet Euch ausruhen.«
    »Wie kann ich mich ausruhen, Bruno?«, entfährt es ihm. »Der Herzog von Guise ist ein fanatischer Kämpfer für die katholische Sache. Wenn er die Zeit dazu hätte, würde er jeden Protestanten in Europa eigenhändig abschlachten, dabei Gott preisen und überzeugt davon sein, sich einen Platz im Himmel zu sichern. Mit Henry Howard verhält es sich ähnlich, nur dass er sich darüber hinaus auch noch am Haus Tudor rächen will. Und jetzt haben sich ihnen auch noch Mendoza und Philip von Spanien angeschlossen, weil Spanien aufgrund des Umstandes, dass Frankreich so gespalten ist, die Gelegenheit wittert, sich mit minimalem Aufwand maximale Vorteile zu verschaffen. Und ich stehe zwischen ihnen allen und versuche, die Interessen meines Königs zu vertreten und für ein gemäßigtes Vorgehen zu plädieren, während meine Frau sich auf Gedeih und Verderb mit Guise zusammengetan hat.«
    »Es wundert mich nicht, dass Ihr nicht schlafen könnt, Mylord.«
    Er verflicht seine Finger miteinander und zeigt dann mit beiden Zeigefingern auf mich.
    »Da ist noch etwas. Henry Howard fürchtet, dass sich jemand an seiner Korrespondenz mit Maria zu schaffen macht.«
    »Wie kommt er denn darauf?« Mir bricht unter den Armen der Schweiß aus, doch ich wahre eine unbeteiligte

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