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Frevel: Roman (German Edition)

Frevel: Roman (German Edition)

Titel: Frevel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Parris
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würdet.«
    Das ist mir selbst durchaus bewusst, doch es ärgert mich, dass er meint, mich darauf hinweisen zu müssen.
    »Ich lasse mich nicht so leicht ertappen«, zische ich. »Und wenn Ihr zu lange hierbleibt, wird das Verdacht erregen.«
    »Henry und Mendoza haben sich zu einer privaten Unterredung zurückgezogen«, gibt er zurück. »Ich gäbe viel darum, sie belauschen zu können. Aber seid um Gottes willen vorsichtig!«
    »Vertraut mir.«
    Er drückt meine Schulter.
    »Dann viel Glück, Bruno. Ihr seid mutiger als ich, so viel ist sicher.«
    Die Kerze wird ausgeblasen, die Tür geschlossen, und meine Lippen krümmen sich im Dunkeln zu einem Grinsen, als ich mich auf den Rücken rolle, hellwach und abwartend.

15
    Arundel House, London
    3. Oktober im Jahr des Herrn 1583
    Nachdem vielleicht zwei Stunden verstrichen sind, für mich eine Ewigkeit, setze ich mich auf und lausche angestrengt. Die Stille, die sich über das Haus gelegt hat, wirkt auf mich seltsam angespannt – oder vielleicht erscheint mir das nur so, nachdem ich so viele endlose Minuten im Dunkeln gelegen und auf das kleinste Geräusch geachtet habe, das mir verraten könnte, ob noch jemand im Haus wach ist. Jetzt ist kein Laut mehr zu hören; nur gelegentlich kreischt einer der Wasservögel über dem Fluss oder jault ein Fuchs. Vorsichtig schwinge ich die Beine über die Bettkante und trete im selben Moment gegen den Nachttopf, den Philip Howard mir hingestellt hatte; bis er wieder zum Stillstand kommt, scheppert er auf dem Holzboden wie eine Salve abgefeuerter Schüsse. Ich erstarre, mein Herz beginnt zu hämmern, aber nach wie vor bleibt im Haus sonst alles still. Ich frage mich, wie weit ich von den Privatgemächern der Familie oder den Dienstbotenunterkünften entfernt bin und wer noch wach sein und Verdacht schöpfen könnte. Als ich aufstehe und zum Fenster tappe, um einen der hölzernen Läden aufzustoßen, kommt mir der Gedanke, dass sie möglicherweise den weißen Hund nachts durch das Haus streifen lassen. Obwohl das Tier gegenwärtig vermutlich in einem schlimmeren Zustand ist als ich, überlege ich, mir die Schläfen reibend. Ich habe zwar pochende Kopfschmerzen, fühle mich ansonsten aber wach und ausgeruht.
    Die Kerze und die Zunderbüchse stecken noch immer in der Tasche meiner Hose. Ohne meine Stiefel verursachen meine Füße in den Beinlingen keinerlei Geräusch, obwohl die Bodendielen uneben sind und bei jedem Schritt leise knarren. Ich öffne die Kammertür, erst einen Spaltbreit, dann weit genug, um mich hindurchzuzwängen. Nichts rührt sich, als ich mich zur Treppe taste; ich meine, die gemeinsamen Atemzüge der schlafenden Haushaltsmitglieder vernehmen zu können. Wenn ich auf jemanden stoße, bevor ich mein Ziel erreiche, kann ich immer noch vorgeben, halb betrunken auf der Suche nach einem Glas Wasser oder dem Abtritt zu sein.
    Der Korridor, der zum Esszimmer zurückführt, liegt verlassen da. Ich schleiche auf Zehenspitzen und kann weiterhin keinen Laut vernehmen. Die Tür am Ende ist verschlossen, und als ich mich ihr nähere, dröhnt das Blut in meinen Ohren – sollte sie abgeschlossen sein und es mir nicht gelingen, das Schloss mit der Klinge meines Messers, das wie immer in meinem Hosenbund steckt, zu öffnen, wäre das ganze Schauspiel heute Abend vergebens gewesen.
    Doch die Tür lässt sich so leicht öffnen, dass ich fast damit rechne, jemanden in der Bibliothek vorzufinden, der meine Absicht erraten hatte und nun auf mich wartet. Stattdessen finde ich mich alleine in einem rechteckigen Raum wieder, an dessen vier Wänden sich mit Büchern und Manuskripten vollgestopfte Holzregale entlangziehen. Lediglich an beiden Enden ist Platz für zwei sich gegenüberliegende Bogenfenster ausgespart. Durch eines davon fällt bleiches Mondlicht und wirft schwarze Schatten auf den Boden. Mit zitternden Fingern – ich kann kaum glauben, dass das Glück mir so hold ist – schließe ich die Tür, so leise es mir möglich ist, nehme die Kerze aus der Tasche und bemühe mich sie zu entzünden. Beim dritten Versuch flackert die Flamme endlich auf, und ich trete näher an die Bücher heran, um zu versuchen, Philip Howards Klassifizierungsmethode zu ergründen. Oder vielleicht gehört die Bibliothek eigentlich Henry Howard, der junge Earl kommt mir nicht unbedingt wie ein Gelehrter vor. Henry könnte seine Büchersammlung nach Arundel House verlegt haben, nachdem seine Familie ihren eigenen Landsitz verloren hatte. Wie dem auch

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