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Frevel: Roman (German Edition)

Frevel: Roman (German Edition)

Titel: Frevel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Parris
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sei, auf jeden Fall verschafft es mir ein immenses Vergnügen, ohne Erlaubnis in der Bibliothek der Howards herumzustöbern, so wie es Henry Howard meiner Meinung nach in Dees Haus getan hatte.
    Der Lichtkreis zittert an den Bücherreihen entlang, als ich die Regale abschreite, und doch weiß ich die ganze Zeit, dass das Buch, das ich zu finden hoffe, bestimmt nicht für jeden sichtbar hier steht – wenn es sich überhaupt hier befindet. Falls Dee indes Recht haben sollte und es Howard war, der veranlasst hatte, dass ihm vor all den Jahren in Oxford das Buch des Hermes gestohlen wurde, dann hat er es höchstwahrscheinlich irgendwo in seiner Bibliothek versteckt. Ich kann nur beten, dass ich lange genug ungestört bleibe, um nach irgendwelchen Anzeichen für sein Vorhandensein zu suchen.
    Sogar ein oberflächlicher Blick über die Regale verrät mir, dass die meisten Bände hier zu der harmloseren Sorte gehören; klassische Werke über Theologie und Poesie, mit denen viele Gentlemen vertraut sind und die offenbar eher wegen ihres kostbaren Einbands als wegen ihres Inhalts angeschafft wurden. Die lange Wand gegenüber der Tür kommt mir allerdings merkwürdig vor, sie hat kein Fenster, aber meiner Meinung nach sollte dieser Raum das Ende des Ostflügels darstellen. Warum ist dann kein Fenster darin eingelassen, um mehr Licht hineinzulassen – was für einen als Lesesaal vorgesehenen Raum ein großer Vorteil wäre? Langsam gehe ich an dieser Wand entlang, und genau, als ich das äußerste Regal erreiche, beginnt die Flamme meiner Kerze heftig zu flackern und droht zu erlöschen. Ich strecke meine andere Hand aus und spüre einen scharfen Luftzug, der hinter dem hölzernen Bücherregal hervorzukommen scheint. Das erscheint mir eigenartig, denn die Regale sehen so aus, als wären sie in die Wand hineingebaut. Als ich mich bücke, entdecke ich auf einer Seite Kratzspuren in den Bodendielen, und mein Herz macht einen Satz. Ich versuche, die Kerze möglichst ruhig zu halten, und taste mit meinen Fingern fieberhaft die Holzplatte ab, die das Regal mit der Ecke des Raumes verbindet. Die Schnitzverzierung dieser Täfelungsplatte weist kleine Einkerbungen auf. In eine, die tiefer ist als die anderen, schiebe ich die Fingerspitzen, bis sie auf Metall treffen – es scheint sich um eine Art Riegel zu handeln. Ich nestele daran herum, so gut ich kann, bis ich glaube, ihn geöffnet zu haben; das hölzerne Regal bewegt sich kaum merklich, und mit angehaltenem Atem beginne ich es von der Wand weg zu mir hin zu ziehen. Es ist schwer, lässt sich aber überraschend leicht handhaben, und ich begreife, dass es an einem Scharnier hängt; daran lässt es sich gerade so weit öffnen, dass sich eine Person in die Lücke dahinter zwängen kann. Dort ist eine Tür in die Wand eingelassen, die nicht zu sehen ist, wenn das Regal an seinem Platz steht.
    Meine Handflächen sind mittlerweile schweißfeucht, als ich mich in die Lücke quetsche und nun versuche, diese Tür zu öffnen. Sie ist verschlossen, und das Schloss widersteht meinen Bemühungen, es mit dem Messer zu knacken. Ich stelle die Kerze ab und atme tief durch, wohl wissend, dass Eile und ungeschickte Finger mich hier nicht weiterbringen. Nach einigem vorsichtigem Stochern spüre ich, wie sich die Messerspitze in den Mechanismus des Schlosses einhakt, und es gelingt mir, die Klinge wie einen Schlüssel zu drehen, obwohl meine Hand im letzten Moment abrutscht und ich mir mit der Messerschneide die Haut an einem Finger aufritze. Etwas Blut rinnt über die Seite meiner Hand, und mit einem leisen Fluch schiebe ich die Tür auf.
    Die Kerzenflamme flackert in dem plötzlichen Luftzug, als ich in einen schmalen Raum trete. Ich komme mir vor wie in einem Mausoleum. Der feuchte Atem kalter Steine umwabert mein Gesicht, und ein modriger, fauliger Geruch hängt in der Luft. Als ich das Licht in die Höhe halte, hätte ich fast einen leisen Schrei ausgestoßen, doch der Laut bleibt mir in der Kehle stecken.
    Keine kunstvolle Deckenbemalung oder Holztäfelung machen diesen Raum wärmer oder wohnlicher. Es gibt nur kahle Ziegelwände, scharf geneigte nackte Deckenbalken und Steinfliesen auf dem Boden. Die Kammer scheint in die Wand des Hauses eingebaut zu sein, die beiden bogenförmigen Fenster sind zugemauert. Es ist, als würde dieser Raum gar nicht existieren.
    Ich hebe die Kerze erneut, schiebe die Tür zu und untersuche meine Umgebung. An der gegenüberliegenden Wand hängt zwischen den beiden

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