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Frevel: Roman (German Edition)

Frevel: Roman (German Edition)

Titel: Frevel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Parris
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Schottland. Und ich wüsste nicht, dass seine legitime Geburt oder sein Thronfolgerecht jemals angezweifelt worden wären.« Er schlägt einen leichten Ton an, hingegen entgeht mir die stählerne Note darin nicht. »Sein Vater war ein eitler Pfau und ein Trunkenbold, der seinen Schwanz nicht in der Hose behalten konnte, jedoch wurde James’ Abstammung nie in Frage gestellt.«
    »Nein, natürlich nicht«, lenkt Howard rasch ein. »Ich stelle ja nur Mutmaßungen an. Königin Maria ist noch jung genug, um vielleicht wieder heiraten zu wollen, nachdem sie ihren Thron zurückerobert hat. Diese Möglichkeit können wir nicht ausschließen.« Er klopft ein unsichtbares Stäubchen von seinem Wams, um Douglas nicht ansehen zu müssen. Sein offenkundiges Unbehagen reizt mich zum Lachen, aber ich bezwinge mich.
    Douglas betrachtet ihn mit einer Mischung aus Abneigung und Ungläubigkeit.
    »Heiliger Christus, Mann, sie wird einundvierzig und hat die Figur eines verdammten Ackergauls – der Mann, der sie flachlegt, würde sich eine beachtliche Belohnung dafür erhoffen.«
    »Einigen würde es schon genügen, Prinzgemahl der Königin von England zu werden«, bemerkt Fowler. Irgendwie wirkt seine leise, ruhige Stimme eindringlicher als die der anderen, weil sie so selten zu vernehmen ist. Ich frage mich, ob irgendjemand die Wut bemerkt, die den Bruchteil einer Sekunde lang über Howards Gesicht huscht, bevor er wieder sein gewinnendes Lächeln aufsetzt. Aus der Art, wie Mendoza ihn beobachtet und dabei die Lippen fast zu einem höhnischen Lächeln verzieht, schließe ich, dass Howards Entgleisung den scharfen Augen des Spaniers nicht entgangen ist.
    Mittlerweile ist Howards Papier von Douglas an mich weitergereicht worden. Es zeigt eine grobe Skizze der Umrisse Englands. In verschiedenen Abständen sind Häfen markiert und die Namen der katholischen Lords notiert, deren Landsitze an die Küste grenzen. Die meisten Namen sagen mir nichts, aber eine Kopie von diesem Papier würde für Walsingham ausreichen, um Howard festzunehmen und anzuklagen. Die Frage ist, wie ich mir eine verschaffen kann. In der Zwischenzeit setze ich meine ganze Konzentrationskraft ein, um mir die Karte samt Namen einzuprägen.
    »Wir sprachen davon, was nach der Invasion mit Elisabeth geschehen soll.« Howard ist sichtlich erpicht darauf, das Thema zu wechseln.
    »Ja. Der Duc de Guise besteht darauf, dass sie sich wegen Ketzerei vor einem Kirchengericht verantworten muss«, zischt Marie. Ich blicke vorübergehend von dem Papier auf – in ihren Augen brennt jenes Feuer, das religiösem Fanatismus und Verführungsversuchen vorbehalten ist. »Diese Botschaft werden auch die anderen protestantischen Herrscher Europas verstehen – unterwerft Euch der Autorität der katholischen Kirche, sonst erleidet ihr dasselbe Schicksal.« Sie lächelt voll triumphierender Vorfreude.
    »Der Herzog kann sich in diesem Punkt auf die Unterstützung Spaniens verlassen.« Mendoza verneigt sich leicht vor Marie, die geziert lächelt. »Das wäre das ausdrucksvollste Zeichen, das die vereinten katholischen Mächte setzen könnten – ein Zeichen, das in ganz Europa und jenseits der Grenzen Wirkung zeigen würde. Vor allem in den Niederlanden«, fügt er giftig hinzu.
    »Und wenn die Inquisition sie für schuldig befindet, was sicherlich der Fall sein wird? Soll sie dann als Ketzerin hingerichtet werden, mit allen Konsequenzen, die das nach sich zieht?«, fragt Fowler Marie. Sein Gesicht bleibt so ernst wie immer.
    Marie zuckt die Achseln. »Das habe nicht ich zu entscheiden. Es gibt festgesetzte Strafen für Ketzerei. Ich sehe nicht ein, warum bei ihr eine Ausnahme gemacht werden sollte, nur weil sie ein königlicher Bastard ist, der sich selbst Königin nennt.«
    »Das wird dem Volk nicht gefallen.« Philipp reibt sich die Unterlippe.
    »Es gibt Präzedenzfälle«, erwidert sein Onkel. »Außerdem sind die Leute auf einen Umsturz vorbereitet. Denk an die Flugschriften, die Douglas erwähnt hat. Die Große Konjunktion, Prophezeiungen des Endes der Welt – die Menschen klammern sich an solchen abergläubischen Unsinn, also machen wir uns diesen Glauben zunutze. Wir überzeugen sie davon, dass das in den Sternen vorhergesagte Ende das Ende der protestantischen Religion bedeutet und in einem vereinten katholischen Europa eine neue Ära des Friedens anbricht. Tief in ihren Herzen ist es das, was sie wollen, auch wenn sie es selbst nicht wissen.« Er vollführt eine leichte

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