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Frevel: Roman (German Edition)

Frevel: Roman (German Edition)

Titel: Frevel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Parris
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diesen Erfolg lässt mein Blut schneller durch meine Adern rauschen, aber ich darf keine Zeit verlieren. Ich bücke mich, um die Türen des schwarzen Schranks zu öffnen, doch hier verlässt mich mein Glück. Die Türen sind verschlossen. Ich sehe keinen anderen Platz im Raum, an dem Bücher versteckt sein könnten – und wenn Henry Howard verbotene okkulte Bücher besäße, was sicherlich der Fall ist, wo sollte er sie aufbewahren, wenn nicht hier, in dieser verborgenen Kapelle? Ich ziehe mein Messer aus der Scheide und versuche, die Spitze in das Schloss einzuführen, aber das Schlüsselloch ist zu klein, die Klinge kann nicht weit genug eindringen, um etwas auszurichten. Entmutigt und von leiser Furcht erfüllt – mir entgeht nicht, dass alle Kerzen langsam herunterbrennen – gebe ich auf und befasse mich wieder mit dem Regal über dem Messingkopf, um nach noch etwas Verwertbarem zu suchen, und als mein Blick über die Reihen von Phiolen wandert, die wie Reliquien aussehen, sticht mir eine besonders ins Auge – eine kunstvoll gearbeitete Glasflasche, die eine Locke goldblonden Haares enthält.
    Ich greife danach und ziehe den Stopfen heraus. In Italien habe ich mehr Überreste von Heiligen gesehen, als ich zählen kann – genug Finger und Blut und Haar, um die Welt siebenmal mit heiligen Männern und Frauen zu bevölkern – aber für gewöhnlich bemühen sich die Verkäufer gefälschter Reliquien, ihrer Ware den Anschein großen Alters zu verleihen. Diese Haarlocke wirkt aber nicht spröde und staubig wie die antiken Reliquien, sondern frisch und elastisch. Mein Magen krampft sich zusammen, als mir einfällt, dass Cecily Ashe blondes Haar hatte.
    »Wie ich sehe, habt Ihr das Haar der heiligen Agnes gefunden.«
    Die hinter mir ertönende Stimme Henry Howards klingt höflich und leicht belustigt, als würde es ihn nicht im Geringsten überraschen, mich hier in seiner okkulten Kapelle beim Durchstöbern des Zubehörs seiner Magie zu ertappen. Er hat sich so leise angeschlichen, dass es mir einen grässlichen Moment lang so vorkam, als habe der Messingkopf gesprochen; ich springe auf, wirbele so heftig zu ihm herum, dass ich beinahe die Flasche fallen gelassen hätte, und starre ihn mit offenem Mund und am ganzen Leib zitternd an. In einer Hand hält er eine Kerze, in der anderen ein kunstvoll verziertes Schwert.
    »Die Reliquien der heiligen Agnes besitzen die Macht, die Keuschheit zu schützen«, fährt er in demselben leichten Ton fort. »Aber sie fördern auch das Wachstum des Getreides. Aber das wisst Ihr natürlich alles. Ich finde es faszinierend, Ihr nicht? Ein und dieselbe Quelle hat Einfluss auf Keuschheit und Fruchtbarkeit – zwei absolute Gegensätze.«
    »Zwischen gegensätzlichen Kräften besteht eine mächtige Verbindung«, erwidere ich, sowie mir meine Stimme wieder gehorcht. »Wenn man an diese Mächte glaubt.«
    »Ich denke nicht, dass Ihr an die Macht von Reliquien glaubt. Aber als guter Schüler des Hermes glaubt Ihr sicher daran, dass man sich gewisse Elemente der natürlichen Welt zunutze machen kann, um bestimmte Mächte der himmlischen Welt freizusetzen.«
    Ich sehe ihn nur an, zucke die Achseln und täusche eine Gleichgültigkeit vor, die ich nicht empfinde. Mir ist klar, dass ich ihm jetzt auf Gedeih und Verderb ausgeliefert bin und es vermutlich ratsamer wäre zu schweigen. Mein Blick wandert zu dem Schwert, das er lose in der Hand hält.
    »Es ist wirklich schade.« Er kommt auf mich zu und schließt die Tür mit einem Fußtritt. Über seinem Nachthemd trägt er einen schweren karminroten Schlafrock. »Unter anderen Umständen wäre es interessant gewesen, mit Euch über die hermetische Magie zu diskutieren. Privat bin ich bereit einzuräumen, dass Ihr einen gewissen Ruf auf diesem Gebiet besitzt, obwohl ich das nie öffentlich zugeben würde.«
    »Ich fühle mich geschmeichelt.« Ich neige den Kopf, doch mein Sarkasmus scheint wirkungslos von ihm abzuprallen.
    »Ihr seid wesentlich wagemutiger, als ich gedacht hätte, Bruno.« Fast schwingt ein Anflug von Bewunderung in seiner Stimme mit. »Eure Vorstellung heute Abend war absolut überzeugend. Ihr habt Douglas unter den Tisch getrunken – das hätte mich stutzig machen müssen. Wenn ich nicht so erpicht darauf gewesen wäre, meine schlimmsten Vorurteile bezüglich Eurer Person bestätigt zu sehen, wäre ich misstrauisch geworden. Und ich stelle fest, dass Ihr überaus gerissen seid. Noch nicht einmal den Schergen Ihrer Majestät

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