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Frevel: Roman (German Edition)

Frevel: Roman (German Edition)

Titel: Frevel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Parris
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sehr englische Art hübsch ist, obwohl ihre Züge für meinen Geschmack zu leer sind. Ich bevorzuge Frauen mit mehr Feuer in den Augen.
    »Es ist uns nicht gestattet, mit den Gentlemen vom Hof Umgang zu pflegen«, flüstert sie. »Man hat es uns streng verboten. Schon das kleinste diesbezügliche Gerücht kann dazu führen, dass wir in Schimpf und Schande zu unseren Familien zurückgeschickt werden und nie mehr zurückkehren dürfen, versteht Ihr?«
    »Das erscheint mir sehr hart.«
    Das Mädchen zuckt die Schultern, wie um zu sagen, dass diese Dinge schon immer so geregelt worden sind.
    »Als Hofdame in die Dienste Ihrer Majestät genommen zu werden ist der sicherste Weg, um bei Hof eine gute Partie zu machen. Deswegen schicken unsere Väter uns hierher und bezahlen teuer für dieses Privileg. Cecily hat mir erzählt, ihren Vater hätte es über tausend Pfund gekostet, ihr diese Stellung im Palast zu besorgen.«
    »Armer Mann. Ihn hat also ein doppelter Verlust getroffen. Aber wie sollt Ihr denn eine vorteilhafte Partie machen, wenn Ihr Euch nicht mit den Höflingen abgeben dürft?«
    »Oh, die Ehen werden für uns arrangiert«, klärt Abigail mich mit einem leichten Schmollen auf. »Es handelt sich um eine Abmachung zwischen unseren Vätern und der Königin. Und natürlich würde kein Mann uns nehmen, wenn Zweifel an unserer Tugendhaftigkeit aufkommen. Außerdem«, fügt sie mit einem koboldhaften Lächeln hinzu, »ist Ihre Majestät als ›Die jungfräuliche Königin‹ bekannt, daher denkt sie, wir sollten alle ihrem Beispiel folgen. Sie sollte wissen, dass Heimlichkeit alles nur noch spannender macht – man muss sich immer etwas Neues einfallen lassen.«
    »Zum Beispiel, sich als Junge zu verkleiden?«
    »Cecily war nicht die Erste, die das versucht hat. So fällt man weniger auf – kann sich leichter unbemerkt davonstehlen. Für Männer ist alles so viel einfacher«, setzt sie mit einem so vorwurfsvollen Blick hinzu, als trüge ich die Schuld an dieser Ungerechtigkeit.
    »Nun, ich fürchte, Eure bedauernswerte Freundin ist jetzt jenseits jeglicher Schande. Hatte sie denn nun einen Galan?«
    »Sie hatte jemanden kennengelernt«, gibt das Mädchen zu. »Erst vor kurzem – im letzten Monat tat sie sehr geheimnisvoll und war immer mit ihren Gedanken anderswo. Wenn Lady Seaton sie ausschalt, weil sie ihren Pflichten nicht sorgfältig genug nachkam, pflegte sie zu erröten, zu kichern und mir viel sagende Blicke zuzuwerfen.« Ein unmutiger Unterton hatte sich in Abigails Stimme geschlichen.
    »Hat sie Euch gesagt, wer der Mann war?«
    »Nein«, räumt sie nach kurzem Zögern ein, und in dem darauffolgenden Schweigen senkt sie die Lider. »Aber sie hat in unserer Kammer oft angedeutet, dass er einen hohen Rang bekleidet und über Macht und Einfluss verfügt – offenbar handelte es sich um jemanden, von dem sie dachte, er würde uns beeindrucken. Er muss reich gewesen sein, denn er hat ihr kostbare Geschenke gemacht. Einen goldenen Ring, ein Medaillon und einen wundervollen Schildpattspiegel. Sie war davon überzeugt, dass er sie heiraten wollte, aber sie war schon immer eine Träumerin.«
    »Also war er hier am Hof?« In meinem Eifer packe ich sie unabsichtlich am Ärmel, was sie erschreckt. Ich ziehe hastig meine Hand weg, und sie weicht einen Schritt zurück.
    »Ich nehme es an. Auf jeden Fall muss er ein häufiger Besucher gewesen sein, denn in der letzten Zeit verschwand sie oft zu den seltsamsten Zeiten, kam erhitzt zurück und tat sehr geheimnisvoll, obwohl sie dafür sorgte, dass wir alle wussten, was sie tat. Sie bat mich, Lady Seaton zu erzählen, sie fühle sich nicht wohl, aber wie Ihr gesehen habt, ist die alte Dame keine Närrin – sie begann Verdacht zu schöpfen. Früher oder später wäre Cecily ertappt worden oder hätte einen dicken Bauch vor sich hergetragen.
    »Aber irgendjemand ist einer Entdeckung zuvorgekommen«, grübele ich laut. »Sie hat demnach nie seinen Namen erwähnt? Seid Ihr sicher? Oder sonst irgendetwas, das auf seine Identiät schließen lassen könnte?«
    Sie schüttelt erneut den Kopf, diesmal etwas nachdrücklicher.
    »Keinen Namen, ich schwöre es. Sie sagte nur, er würde ungewöhnlich gut aussehen.«
    »Nun, das schränkt den Kreis der Verdächtigen am englischen Hof erheblich ein.«
    Sie kichert und sieht mir endlich in die Augen. Im selben Moment hallen draußen im Gang Schritte wider, und ihr Lachen erstirbt.
    »Habt Ihr mit irgendwem sonst darüber gesprochen?«,

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