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Frevelopfer

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Titel: Frevelopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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sich an Laugas Worte über den Dorfklatsch.
    »Alles«, erklärte Kristjana. »Hier wohnen viele schäbige Menschen, das kann ich dir sagen. Miese Typen, die einem nicht das Schwarze unter dem Nagel gönnen. Hast du etwas über mich gehört? Die zerreißen sich doch bestimmt die Mäuler über meinen Runólfur, das macht ihnen Spaß. Du darfst nicht alles glauben, was sie sagen.«
    »Ich bin ja erst so kurz hier«, sagte Elínborg. Kristjana wirkte bei diesem Besuch noch härter und verschlossener auf sie. Sie hatte nicht vor, sie nach dem Tod ihres Mannes zu fragen, denn vermutlich kannte sie die Wahrheit nicht. Aber sie wollte etwas anderes wissen. Elínborg überlegte einen Augenblick, bevor sie die Frage formulierte: »Ich habe nur gehört, dass du deinen Sohn sehr streng erzogen hast. Stimmt das?«
    »Ich streng? Zu Runólfur? Pah, was für ein verdammter Quatsch! Jungs müssen das Fell versohlt bekommen. Wer hat dir das gesagt?«
    »Daran kann ich mich nicht erinnern«, sagte Elínborg.
    »Streng zu Runólfur! Aber das überrascht einen nicht bei diesen Leuten, die selbst nichts als Gesindel großziehen. Gesindel! Neulich haben sie bei mir eine Scheibe eingeschlagen, und keiner wollte es gewesen sein. Ich glaubte zu wissen, wer es war, und habe mit den Eltern gesprochen, aber da bin ich auf taube Ohren gestoßen. So viel Achtung hat man hier vor dem Alter.«
    »Du bist aber streng zu ihm gewesen?«, fragte Elínborg.
    Kristjana warf ihr einen raschen Blick zu.
    »Willst du etwa mir die Schuld daran geben, wie er war?«
    »Ich weiß nicht, wie er war«, sagte Elínborg. »Kannst du mir sagen, wie er war?«
    Kristjana saß schweigend auf ihrem Stuhl, wischte sich wieder über die Lippen und spielte nervös mit dem Papiertuch.
    »Du darfst nicht alles glauben, was dir hier erzählt wird«, sagte sie. »Habt ihr den gefunden, der ihn umgebracht hat?«
    »Leider nein«, antwortete Elínborg.
    »Irgendwelche Leute wurden aber verhaftet, das habe ich in den Nachrichten gehört.«
    »Ja.«
    »Bist du gekommen, um mir das zu sagen?«
    »Nein, ehrlich gesagt nicht. Ich hätte gern von dir gewusst, ob du glaubst, dass irgendjemand hier im Dorf deinem Sohn etwas angetan haben könnte.«
    »Du hast mich schon das letzte Mal danach gefragt, ob er hier irgendwelche Feinde hatte. Ich glaube nicht. Sicher bin ich mir da aber nicht, wenn er wirklich dieser verkommene Mensch war, für den du ihn hältst.«
    »Ich habe auch nach Frauen gefragt, die er kannte«, sagte Elínborg, die sich sehr vorsichtig auszudrücken versuchte.
    »Also über Frauen weiß ich überhaupt nichts«, sagte Kristjana.
    »Da ist vor allem eine, nach der ich dich gern fragen möchte. Eine junge Frau hier aus dem Ort, die Aðalheiður hieß.«
    »Aðalheiður?«
    »Ja.«
    »Ich kann mich an sie erinnern, obwohl ich sie eigentlich kaum gekannt habe. Die Schwester von dem in der Werkstatt.«
    »Dem in der Werkstatt?
    »Ja.«
    »Meinst du damit, dass sie die Schwester von Valdimar war?«
    »Ja. Oder seine Halbschwester. Ihre Mutter war eine fürchterliche Schlampe. Sie hat sich früher immer an die Seeleute herangemacht. Sie haben ihr irgendeinen Namen verpasst, aber den habe ich vergessen. Der war nicht schön. Sie hatte diese beiden Kinder, war aber natürlich nicht verheiratet. Zwei Bastarde. Getrunken hat sie auch. Sie ist im besten Alter gestorben, so gesehen, völlig verlebt. Aber tüchtig war sie. Ich habe zusammen mit ihr in der Fischfabrik gearbeitet, die Frau konnte zupacken.«
    »Hat dein Sohn dieses Mädchen gekannt, diese Aðalheiður?«
    »Runólfur? Sie waren ungefähr im gleichen Alter, sie waren auch zusammen in der Schule. Gekannt habe ich sie nicht richtig, nur als kleines Mädchen, als sie in der Arbeit immer an den Schürzenbändeln ihrer Mutter hing. Ihr lief ständig der Rotz aus der Nase. Sie war kein gesundes Kind, ziemlich seltsam und kränklich.«
    »Hatte Runólfur eine Beziehung zu ihr?«
    »Was meinst du mit Beziehung?«
    Elínborg zögerte. »Waren sie mehr als nur Bekannte, war da irgendein … Hatten sie ein Verhältnis miteinander?«
    »Nein, nichts dergleichen. Weshalb fragst du danach? Runólfur hat nie Mädchen hier ins Haus gebracht.«
    »Aber er hat sich mit Mädchen hier am Ort abgegeben?«
    »Nein, eigentlich kaum.«
    »Soweit ich weiß, ist diese Aðalheiður vor zwei Jahren gestorben.«
    »Sie hat sich umgebracht«, sagte Kristjana unverblümt und strich sich über das graue Haar. Elínborg überlegte, ob sie in

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