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Frevelopfer

Frevelopfer

Titel: Frevelopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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eine so gute Köchin am Ort zu haben.
    Elínborg nahm sich Zeit für das Essen, und zum Nachtisch bestellte sie sich ein Stück frisch gebackene Schokoladentorte und dazu einen Kaffee.
    Drei Kinder im Konfirmationsalter, zwei Jungen und ein Mädchen, kamen zur Tür herein und sahen sich das Angebot an Filmen an. Einer der Jungen schaltete den großen Fernseher über dem Tresen ein, wo ein Sportwettbewerb gezeigt wurde. Er war viel zu laut eingestellt, deswegen kam Lauga aus der Küche und befahl dem Jungen, die Lautstärke gefälligst etwas zu drosseln, was er ohne Widerrede tat.
    »Und richte deiner Mutter aus, dass ich ihr morgen gleich nach Mittag die Haare schneiden kann«, sagte sie zu dem Jungen, der nickte. Er sah zu Elínborg hinüber. Sie lächelte ihn an, aber er reagierte nicht darauf. Das Mädchen, das mit ihm gekommen war, setzte sich auch vor den Fernseher, und bald starrten sie alle drei auf die Mattscheibe. Elínborg musste lächeln. Sie war unschlüssig, ob sie sich noch einen starken Likör bestellen sollte, doch schließlich gab sie dem Bedürfnis nach und genehmigte sich einen. Sie ging davon aus, dass ihr morgen ein anstrengender Tag bevorstand.
    Sie stand auf, um die Rechnung am Tresen zu bezahlen. Lauga bediente sie schweigend, und Elínborg hatte das Gefühl, als beobachteten die Kinder jede ihrer Bewegungen. Sie bedankte sich und verabschiedete sich von ihnen, das Mädchen reagierte als Einzige, indem sie kurz nickte.
    Gedankenverloren ging Elínborg zurück zu ihrer Pension. Sie dachte darüber nach, wie sie am nächsten Tag vorgehen sollte, als sie plötzlich ein blondes junges Mädchen in einem blauen Anorak bemerkte, das eiligen Schritts auf dem Bürgersteig auf der anderen Seite die Hauptstraße entlangging. Elínborg blieb stehen und sah zu ihr hinüber, um sich zu vergewissern, dass es sich um dasselbe Mädchen handelte. Als sie sich sicher zu sein glaubte, rief sie ihr etwas zu. Das Mädchen verlangsamte das Tempo und sah zu Elínborg hinüber.
    »Hallo!«, rief Elínborg und winkte ihr zu.
    Sie standen sich gegenüber, die Straße zwischen sich.
    »Erinnerst du dich nicht an mich?«, rief Elínborg.
    Das Mädchen starrte sie an.
    »Ich habe gerade nach dir gefragt«, sagte Elínborg und setzte einen Fuß auf die Straße.
    Das Mädchen wich zurück und setzte sich dann wieder in Bewegung, ohne auf Elínborgs Zuruf einzugehen. Als Elínborg sich anschickte, die Straße zu überqueren, rannte die junge Frau los. Elínborg lief hinter ihr her und rief ihr zu, sie solle stehen bleiben, doch das Mädchen lief nur noch schneller. Elínborg trug zwar vernünftige Schuhe, war aber nicht besonders gut in Form, und bald vergrößerte sich der Abstand zwischen ihnen. Elínborg gab es schließlich auf und beobachtete, wie das Mädchen zwischen den Häusern verschwand.
    Sie machte kehrt und ging zurück zu ihrer Pension. Sie war erstaunt über die Reaktion der jungen Frau. Weshalb wollte sie nicht mit ihr reden, wo sie ihr doch bei ihrem ersten Besuch einen Tipp gegeben hatte? Vor was rannte sie davon? Elínborg war sich auch sicher, dass Lauga ganz genau wusste, von wem Elínborg gesprochen hatte, als sie das Mädchen in dem wattierten blauen Anorak erwähnt hatte. Aus irgendwelchen Gründen war Lauga nicht bereit, ihr behilflich zu sein. Was hatten diese beiden Frauen zu verheimlichen? Oder gaukelte Elínborgs Fantasie ihr etwas vor? War es vielleicht der schweigsame und dunkle Ort, der diesen Einfluss auf sie hatte?
    Sie hatte einen eigenen Schlüssel für die Eingangstür der Pension und brauchte niemanden zu belästigen. Sie telefonierte mit Teddi, der ihr versicherte, dass zu Hause alles in schönster Ordnung sei. Wie immer fragte er, wann sie wieder nach Hause käme, wie so oft antwortete sie, dass sie es noch nicht wisse. Vor dem Schlafengehen vertiefte sie sich in ein Buch über asiatische Küche und deren Verbindung zu asiatischer Philosophie.
    Sie war kurz davor, mit dem Buch in der Hand einzuschlummern, als plötzlich leise ans Fenster geklopft wurde.
    Als ein zweites Mal geklopft wurde, diesmal sehr viel entschiedener, sprang sie aus dem Bett.
    Elínborgs Zimmer lag zu ebener Erde. Sie ging ans Fenster, zog vorsichtig die Gardinen zur Seite und strengte sich an, etwas in der Finsternis zu erkennen. Ihr Zimmerfenster ging nach hinten hinaus. Zunächst sah sie gar nichts, doch dann tauchte eine menschliche Gestalt aus dem Dunkel auf, und sie blickte in die Augen des Mädchens mit dem

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