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Frevelopfer

Frevelopfer

Titel: Frevelopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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sagte Elínborg. Sie erwähnte nicht, dass sich die Droge in seinem Körper befunden hatte.
    »Nein, das meine ich nicht«, sagte Fríða. »Von dem Rohypnol, das ihr gefunden habt, habe ich gelesen. Das hat mich nicht überrascht.«
    »Nein?«
    »Er war sehr komisch bei diesem einen Mal, wo wir … Du weißt …«
    »Ich bin mir nicht ganz …«
    »Ach, es ist entsetzlich peinlich, darüber reden zu müssen«, stöhnte Fríða.
    »Du hast doch gesagt, du hättest ihn ganz gut gekannt?«, fragte Elínborg und versuchte, sich darüber klar zu werden, in welche Richtung das Gespräch eigentlich lief.
    »Nein, eigentlich nicht«, sagte Fríða. »Nicht gut. Man weiß bloß, was das für Typen sind, die in die Studios kommen. Die denken, dass ihnen alle zu Füßen liegen. Er war aber immer ausgesprochen nett zu mir. Wir haben uns manchmal unterhalten, und dann hat er mich eines Tages gefragt, ob wir nicht mal zusammen essen gehen könnten. Ich hatte nichts dagegen. Er war sehr nett. Man konnte sich gut mit ihm unterhalten, er machte Witze und so etwas. Trotzdem hatte ich irgendwie das Gefühl, dass es ihm nicht sonderlich gut ging.«
    »Hat er selbst darüber gesprochen, wie er sich fühlte?«
    »Nein, überhaupt nicht. Nicht mit mir. Er war reichlich ungeschickt und gehemmt, als es aufs Ganze ging. Und ein totaler Freak.«
    »Inwiefern?«
    »Ja, er wollte, dass ich …«
    »Was wollte er?«
    »Dass ich mich tot stelle.«
    »Dich tot stellst?«, wiederholte Elínborg verblüfft.
    Fríða sah sie an.
    »Ich sollte mich tot stellen, ja«, sagte sie.
    »Meinst du …?« Elínborg hatte Mühe, sich die Situation vorzustellen.
    »Ich durfte mich überhaupt nicht bewegen, wenn du verstehst, was ich meine. Ich sollte da bloß ganz unbeweglich liegen und kaum atmen. Und dann schlug er auf mich ein und beschimpfte mich. Ich wusste überhaupt nicht, warum. Es waren irgendwelche Flüche. Er war da irgendwie in einer anderen Welt.«
    Fríða schüttelte sich. »Richtig pervers!«, sagte sie.
    »Aber es war keine Vergewaltigung?«
    »Nein. Und er hat mir auch nicht wehgetan, so gesehen. Es waren keine heftigen Schläge.«
    »Und was hast du gemacht?«
    »Ich war total verkrampft. Er hat sich wohl auf diese Weise aufgegeilt. Danach hat er völlig abgebaut. Er war ein richtiges Häufchen Elend und haute ab, ohne einen Ton zu sagen. Ich lag dann einfach nur da und hatte keine Ahnung, was eigentlich passiert war. Ich habe mit niemandem darüber geredet, das war irgendwie zu … Man schämt sich einfach dafür. Es war keine Vergewaltigung, aber mir kam es so vor, als wäre ich vergewaltigt worden. Inzwischen glaube ich aber, dass es so war, so wollte er es haben. Das war sein Ding.«
    »Und du hast ihn danach nie wiedergesehen?«
    »Nein. Ich bin ihm aus dem Weg gegangen, und er hat sich nie wieder gemeldet. Gott sei Dank! Er hat mich irgendwie nur benutzt. Für mich wäre es nie infrage gekommen, ihn wiederzutreffen, niemals.«
    »Du hast danach in dem Studio aufgehört?«
    »Ja. Ich … Ich hatte das Gefühl, als würde ich mich allein schon dadurch besudeln, dass ich darüber spreche, vor allem nachdem ich gelesen habe, was da bei ihm passiert ist.«
    »Weißt du etwas über andere Frauen in seinem Leben?«
    »Nein«, erklärte Fríða. »Ich weiß nichts über ihn und will auch gar nichts wissen.«
    »Er hat keine Freundinnen erwähnt, oder?«
    »Nein. Nichts dergleichen.«
    Elínborg klopfte an die Tür. Der Dealer, den Berti ihr nach erheblichem Drängen genannt hatte, hieß Valur und wohnte in einem Wohnblock in Fellsmúli. Er lebte mit einer Frau zusammen und hatte zwei Kinder. Die Ermittlung war kaum vorangekommen. Elínborg hatte nichts über das Tuch herausgefunden, und in keinem Bekleidungsgeschäft in Reykjavík erinnerte man sich, jemals ein solches T-Shirt mit San-Francisco-Aufdruck verkauft zu haben.
    Ein Mann Mitte dreißig, der einen Säugling auf dem Arm trug, öffnete die Tür und starrte Elínborg und Sigurður Óli grimmig an. Elínborg hatte es für ratsam gehalten, Sigurður Óli dabeizuhaben. Sie wusste nicht viel über diesen Valur. Er war zwar hin und wieder in Berührung mit dem Rauschgiftdezernat gekommen, sowohl als Konsument als auch als Dealer, galt aber nicht als große Nummer in der Szene. Er war einmal wegen illegalen Imports einer geringfügigen Menge Cannabis geschnappt worden und hatte dafür eine milde Strafe auf Bewährung bekommen. Es war auch nicht auszuschließen, dass Berti sie angelogen

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