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Frevelopfer

Frevelopfer

Titel: Frevelopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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soll denn dieser Quatsch?! Wer behauptet so was? Ich hab den Mann überhaupt nicht gekannt, kein bisschen. Da hat euch jemand was vorgelogen! Ich soll ihn umgebracht haben? Das ist ja wohl das Letzte! Ich habe nichts damit zu tun, ich hatte nichts mit ihm zu tun. Das könnt ihr vergessen!«
    Das Kind sah zu seinem Vater hoch und hörte auf zu nagen.
    »Wir können dich mitnehmen«, sagte Elínborg. »Wir können dich in eine Zelle sperren, und dann bist du juristisch gesehen ein Verdächtiger. Wir haben wahrhaftig im Augenblick nicht viel anderes in der Hand. Wir brauchen aber etwas. Wir können dich ein paar Tage festhalten. Du nimmst dir einen Rechtsanwalt, und das kostet dich einiges. Die Medien werden sich darauf stürzen, wenn endlich jemand verhaftet wird. Die beschaffen sich Fotos von dir, und vielleicht kommt dann noch ein kleines Leck im Dezernat hinzu. Du weißt, wie so etwas läuft. In der Boulevardpresse erscheint am Wochenende ein Interview mit deiner Partnerin, und die Kleine da wird mit auf dem Foto sein. Ich sehe die Schlagzeile schon vor mir: ›Mein Valur ist kein Mörder‹!«
    »Was … Wieso glaubt ihr eigentlich, dass ich etwas weiß?«
    »Nun tu doch nicht so«, sagte Elínborg und nahm das Kind auf den Arm. »Du kennst diese und jene Ärzte, die dir Rezepte für alle möglichen Mittel ausstellen, die du dann mit gutem Profit unter die Leute bringst. Legale Drogen, die von Ärzten verschrieben werden. Beispielsweise Rohypnol. Wahrscheinlich verkauft sich das am besten an Kokser, denen der Stoff ausgegangen ist und die Schiss vor den Entzugserscheinungen haben. Soweit wir wissen, versorgst du sie auch mit Kokain, also ist das so etwas wie eine Rundumbetreuung bei dir. Vielleicht kokst du ja auch selbst. So, wie du aussiehst, würde es mich nicht wundern. Und so was kostet ja keine Kleinigkeit. Wo nimmst du das Geld dafür her?«
    »Was machst du da mit dem Kind?«, sagte Valur.
    »Und dann gibt es da noch den einen oder anderen, der Rohypnol verwendet, um …«
    »Rühr das Mädchen nicht an«, sagte Valur und riss ihr das Kind aus dem Arm.
    »Entschuldige. Und dann gibt es da noch den einen oder anderen, der Rohypnol verwendet, um es Frauen ins Glas zu mischen und sich dann ihre Wehrlosigkeit zunutze zu machen. So etwas nennt man Vergewaltigung. Die Frage ist: Verkaufst du Rohypnol an Vergewaltiger?«
    »Nein«, erklärte Valur.
    »Bist du sicher?«
    »Ja.«
    »Wie kannst du da sicher sein? Du hast doch keine Ahnung, wozu diejenigen, die das Zeug bei dir kaufen, es dann verwenden.«
    »Ich weiß das einfach. Ich habe diesen Runólfur nicht gekannt.«
    »Verwendest du das Zeug selbst bei Frauen?«
    »Nein, verdammt, was ist das für …«
    »Gehört der Flachbildschirm dir?«, fragte Sigurður Óli und deutete auf einen funkelnagelneuen 42-Zoll-Plasmabildschirm im Wohnzimmer.
    »Ja, der gehört mir«, antwortete Valur.
    »Kannst du mir die Quittung zeigen?«
    »Quittung?«
    »Für so ein teures Ding musst du doch eine Quittung haben.«
    »Ich … In Ordnung, ich hab früher was verkauft, das wisst ihr, ihr habt eine Akte über mich. Aber damit habe ich aufgehört, und ich habe auch nie viel Ärztedope unter die Leute gebracht. Rohypnol habe ich zuletzt vor ungefähr einem halben Jahr verkauft. Irgendeinem Idioten, den ich nie zuvor gesehen habe und seitdem auch nie wieder.«
    »War das nicht Runólfur?«, sagte Elínborg, die sofort begriffen hatte, das Valur über alles andere, aber nicht über den Flachbildschirm reden wollte.
    »Der Typ war ziemlich gestresst und hat behauptet, dass er Runólfur heißt. Er wollte mir sogar die Hand geben, so richtig förmlich. Er sagte, dass ihm ein Verwandter von mir erzählt hätte. Dessen Namen hat er zwar auch genannt, aber den kannte ich gar nicht. Mir kam es so vor, als hätte der Typ das zum ersten Mal in seinem Leben gemacht.«
    »Ist er oft zu dir gekommen?«
    »Nein, nur das eine Mal. Ich kannte ihn echt nicht. Meistens kenne ich meine Kunden. Man hat sich schnell einen festen Kundenkreis aufgebaut. Das war irgendein Freak.«
    »Und was wollte er mit dem Rohypnol?«
    »Er hat behauptet, dass er das Zeug für einen Freund kaufen würde. Das sagen die meisten, die sich nicht in der Szene auskennen. Sie wissen gar nicht, wie bescheuert das klingt.«
    »Und es war ganz bestimmt Rohypnol?«
    »Ja.«
    »Wie viel hat er von dir bekommen?«
    »Eine Schachtel mit zehn Tabletten.«
    »Ist er hierher zu dir nach Hause gekommen?«
    »Ja.«
    »War er

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