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Frevelopfer

Frevelopfer

Titel: Frevelopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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und schöne braune Augen hinter einer zierlichen Brille. Sie war nicht sonderlich überrascht darüber, dass die Kriminalpolizei bei ihr vorsprach. Sie war selbst schon fast auf dem Weg zu ihnen gewesen, als sie davon erfahren hatte, dass Rohypnol im Spiel gewesen war. Sie war geradeheraus und lebhaft und außerdem bereit, Elínborg alles zu sagen, was sie wusste.
    »Furchtbar, wenn man so etwas in der Zeitung lesen muss«, sagte sie. »Ich wusste nicht, was ich tun sollte, es war einfach zu schockierend, sich vorzustellen, dass ich einmal mit diesem Mann nach Hause gegangen bin. Er hätte mir ja auch so etwas eintrichtern können.«
    »Du bist mit zu ihm nach Hause gegangen?«, fragte Elínborg.
    »Nein, er ist mit zu mir gekommen. Nur ein einziges Mal, aber das war auch mehr als genug.«
    »Was ist passiert?«
    »Mir ist das so peinlich«, sagte Fríða. »Ich weiß eigentlich nicht, wie ich es ausdrücken soll. Ich kannte ihn ganz gut, obwohl wir nicht zusammen waren oder so etwas. Und normalerweise mach ich so etwas nicht. Überhaupt nicht. Ich … Da war so etwas an ihm …«
    »Was machst du nicht?«, fragte Elínborg.
    »Einfach so mit Männern schlafen«, sagte Fríða und lächelte verlegen. »Höchstens, wenn ich ganz sicher bin.«
    »Sicher in Bezug auf was?«
    »Dass sie in Ordnung sind.«
    Elínborg nickte, so als wüsste sie, was Fríða meinte. Sie war sich aber alles andere als sicher. Sie sah sich in der Wohnung um. Fríða besaß zwei Katzen, die um Elínborgs Beine herumstrichen und ihr keinerlei Respekt entgegenbrachten. Eine setzte zum Sprung an und landete in Elínborgs Schoß. Die Wohnung befand sich im zweiten Stock eines Mehrfamilienhauses in einem der älteren Viertel von Reykjavík. Aus dem Wohnzimmerfenster konnte man in der Ferne zwischen zwei Hochhäusern die Bláfjöll sehen.
    »Also, ich meine, ich bin auf diesen privaten Websites gewesen und bei Players und so etwas«, fügte Fríða erklärend hinzu und wirkte ziemlich verlegen. »Man versucht halt sein Bestes. Der Markt ist nur … Diese Typen sind keine Traumprinzen.«
    »Der Markt?«
    »Ja.«
    »Hast du wegen Runólfur im Fitnessstudio aufgehört?«
    »Das kann man wahrscheinlich so sagen. Unter anderem. Ich wollte ihn nicht wiedertreffen. Und dann habe ich erfahren, dass er selbst auch aufgehört hat und jetzt woanders trainierte. Danach habe ich ihn nicht wiedergesehen, erst jetzt, als sein Bild in der Zeitung war.«
    »Er war also nicht in Ordnung, wie du es nennst?«, fragte Elínborg und gab der Katze einen Schubs, die maunzend auf den Boden sprang und in die Küche marschierte. Doch jetzt tat es die andere Katze der ersten nach und sprang ebenfalls auf Elínborgs Schoß. Elínborg mochte Katzen nicht besonders. Anscheinend spürten sie das und strichen hartnäckig um sie herum, als wollten sie sie für sich einnehmen. Aber damit hatten sie keinen Erfolg.
    »Ich hätte ihn niemals mit zu mir nehmen sollen«, sagte Fríða. »Er wollte, dass wir zu ihm nach Hause gehen, aber das kam für mich nicht in Frage. Er war ziemlich sauer, obwohl er versucht hat, sich nichts anmerken zu lassen.«
    »War er es gewohnt, seinen Willen durchzusetzen? Ging es darum?«
    »Ich weiß es nicht. Wisst ihr etwas über ihn?«
    »Bitter wenig«, sagte Elínborg. »Hat er über sich selbst gesprochen?«
    »Sehr wenig.«
    »Wir wissen, dass er vom Land kam.«
    »Davon hat er mir nichts gesagt. Ich dachte, er wäre aus Reykjavík.«
    »Hat er über seine Freunde oder seine Familie gesprochen?«
    »Nein, aber so gut kannte ich ihn ja auch nicht. Wir haben über das Studio gesprochen oder über Filme und dergleichen. Er hat mir nichts über sich oder seine Familie erzählt. Ich weiß nur, dass er einen Freund hatte, den er Eddi nannte, aber den habe ich nie getroffen.«
    »Wie war dein Eindruck von Runólfur, gemessen an eurer kurzen Bekanntschaft?«
    »Er war enorm von sich eingenommen«, sagte Fríða und schob ihre Brille hoch. »Das weiß ich jedenfalls. Er hat sich selbst richtig angehimmelt. Zum Beispiel da im Studio. Er war gut gebaut, und das zeigte er auch. Er stolzierte da selbstsicher herum und benahm sich sehr auffällig, wenn Frauen in seiner Nähe waren. Das war schon fast Posing.«
    »Also er …«
    »Er hat ganz bestimmt nicht richtig getickt«, fiel Fríða Elínborg ins Wort.
    »Nicht richtig getickt?«
    »Du weißt, bei Frauen …«
    »Wir haben zwar Rohypnol bei ihm gefunden, aber wir wissen nicht, ob er es verwendet hat«,

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