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Frevelopfer

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Titel: Frevelopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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zeigen, wenn du möchtest. War er für dich selbst?«
    »Ihr habt mich anscheinend sehr genau unter die Lupe genommen«, entgegnete Konráð.
    »Ich muss herausfinden, was in Runólfurs Wohnung geschah, als er umgebracht wurde«, sagte Elínborg. »Wenn du mir das sagen kannst, bist du der Mann, nach dem ich gesucht habe.«
    Konráð betrachtete das Foto seiner Tochter.
    »Es sind nicht viele, die davon wissen«, sagte Elínborg. »Runólfur trug ein T-Shirt, als ihm die Kehle durchgeschnitten wurde. Wir glauben, dass das T-Shirt einer Frau gehört. Ich glaube, dass es deiner Tochter gehört. Du hast gesagt, dass sie mit euch nach San Francisco gefahren ist, als ihr die Stadt zum zweiten Mal besucht habt. Ich glaube, dass das T-Shirt von dort stammt. Darauf steht nämlich der Name der Stadt.«
    Konráð blickte unverwandt auf das Bild.
    »Du wurdest im Þingholt-Viertel beobachtet«, fuhr Elínborg fort. »Du hast dich sehr beeilt und mit deinem Handy telefoniert. Ich glaube, du hast es geschafft, ihr zu Hilfe zu kommen. Irgendwie ist es ihr gelungen, dich anzurufen und dich zu dem Haus zu dirigieren, und als du gesehen hast, wie die Dinge lagen, als du sahst, was da vor sich ging, als du deine Tochter sahst, warst du völlig außer dir, hast nach dem Messer gegriffen …«
    Konráð schüttelte den Kopf.
    »… das du eingesteckt hattest, und bist auf Runólfur losgegangen.«
    Konrað sah Elínborg direkt an.
    »Ist Runólfur vor ungefähr zwei Monaten zweimal bei deiner Tochter gewesen?«
    Er antwortete nicht.
    »Wir haben eine Liste über sämtliche Aufträge, die er als Telefontechniker bearbeitet hat, und ihr sind alle Besuche in Privatwohnungen und Firmen zu entnehmen. Gemäß dieser Liste ist er zweimal kurz hintereinander in der Wohnung von Nína Konráðsdóttir gewesen, die wohl deine Tochter ist.«
    »Ich weiß nicht genau, wer zu meiner Tochter kommt.«
    Elínborg hörte ihm an, dass er sich seiner Sache nicht mehr so sicher war wie zuvor.
    »Hat sie euch gegenüber seinen Namen erwähnt?«
    »Was willst du eigentlich sagen?«
    »Ich glaube, du hast Runólfur ermordet«, sagte Elínborg leise.
    Konráð saß stumm da und starrte sie an, als würde er angestrengt darüber nachdenken, was er sagen konnte, um Elínborg zufriedenzustellen, damit das Problem ein für alle Mal aus der Welt wäre und niemand mehr unangenehme Fragen stellte. Aber die Worte kamen nicht. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Die Sekunden tickten, und bald drückte seine Miene Kapitulation und Ohnmacht aus, die mit einem Aufstöhnen hervorbrachen:
    »Ich … Ich kann das nicht.«
    »Ich weiß, dass es schwie…«
    »Du verstehst das nicht«, sagte er. »Du kannst nicht verstehen, wie grauenvoll das ist. Was für ein Albtraum das für uns gewesen ist. Du brauchst gar nicht erst zu versuchen, es zu verstehen.«
    »Ich wollte nicht …«
    »Du weißt nicht, wie es war. Du weißt nicht, was geschehen ist. Du kannst dir nicht vorstellen …«
    »Sag mir, was geschehen ist.«
    »Er hat sich an meiner Tochter vergangen! Das ist geschehen. Er hat sie vergewaltigt! Er hat meine Tochter vergewaltigt!«
    Konráð holte tief Atem und war den Tränen nahe. Er vermied es, Elínborg in die Augen zu blicken. Er streckte die Hand nach dem Foto seiner Tochter aus, hielt es mit beiden Händen und betrachtete mit starrem Blick ihr Gesicht, die dunklen Haare, die schönen braunen Augen und die Freude in ihrem Gesicht an einem strahlend sonnigen Tag.
    Er stöhnte schwer.
    »Ich wünschte, ich hätte ihn tatsächlich umgebracht.«

Einundzwanzig
    Den Anruf seiner Tochter in dieser Nacht würde er nie wieder vergessen können. Er sah ihren Namen auf dem Display. Nína – umgeben von drei Herzen. Das Handy lag auf dem Nachttisch. Er ging nach dem ersten Klingeln dran.
    Er erschrak, als er auf die Uhr blickte.
    Entsetzen überkam ihn, als er die Panik in ihrer Stimme hörte.
    »Großer Gott«, stöhnte er und sah Elínborg an. Das Bild von seiner Tochter hielt er immer noch in der Hand. »In meinem ganzen Leben habe ich noch nie so etwas gehört.«
    Sie hatten sich nie große Sorgen um sie machen müssen, und jetzt, wo sie erwachsen war, gab es überhaupt keinen Anlass mehr dazu. In jüngeren Jahren hatten sie immer versucht, wach zu bleiben, wenn sie wussten, dass sie mit ihren Freunden und Freundinnen durch die Stadt zog. Auch in der ersten Zeit nachdem sie von zu Hause ausgezogen war und sich eine kleine Wohnung gemietet hatte, taten sie das noch.

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