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Fridolin zieht nach Berlin

Fridolin zieht nach Berlin

Titel: Fridolin zieht nach Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Tippner
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auch hier.“
    Mike tippte sich gegen die Stirn und lächelte wieder frech wie eh und je.
    „Im Kopf?“
    „Eben. Wer einen Kampf gewinnen will, muss vor allem hier in bestechender Form sein.“
    „Dann bist du also klug?“
    „Sehr“, grinste Mike und warf Nancy und ihren Freunden einen kurzen, verachtenden Blick zu. „Denn die da drüben sind einfach nur dumm.“
    „Sie sind oberflächlich“, stimmte Anna zu. Ihr war schon aufgefallen, dass Nancy und ihre Freunde sehr nach Äußerlichkeiten gingen und keinen akzeptierten, der nicht so war wie sie. Eine schlimme Eigenschaft, wie Anna fand. Sie vertrat die Auffassung, jeden Menschen als das zu akzeptieren, was er war. Egal, ob er nun dick oder dünn war, schlau oder dumm. Jeder Mensch besaß etwas Interessantes, das es auf jeden Fall zu ergründen lohnte.
    Deswegen war sie ja auch so von Mike fasziniert. Das heruntergekommene Mädchen verkörperte alles, was Anna sich vorzustellen vermochte, und sie war so unkonventionell, dass sie alles ausdrückte, was ein Mensch war. Ein Geschöpf voller Facetten und Abgründe, voller Freude und Leid, Liebe und Hoffnung. Ja, Anna würde sogar so weit gehen und behaupten, dass ein Mensch das Leben selbst war.
    „Du denkst schon wieder nach, was?“, riss Mike Anna wieder einmal aus ihren Gedanken.
    „Was ist schlimm daran?“
    „Gar nichts. Überhaupt nichts. Es bringt nur nichts, wenn man dabei völlig vergisst zu leben.“
    „Zu leben?“ Anna verstand nicht.
    „Du behinderst dich selbst, weil du alles deinen Kopf entscheiden lässt. Sei etwas freier und hör auch mal auf deinen Bauch.“
    „Auf meinen Bauch“, schmunzelte Anna und war sich sicher, dass Mike ihren Verstand nun völlig verloren hatte.
    „Ja, dadurch entstehen viele schöne Dinge.“
    „Was zum Beispiel?“
    „Finde es heraus“, lachte Mike. Als sie sah, dass Nancy auf sie beide aufmerksam geworden war, machte sie sich daran, den Spielplatz und die Schaukel zu verlassen.
    Anna schüttelte den Kopf. „Versteh ich nicht.“
    „Weil du deinem Bauch nicht vertraust. Komm, wir sollten gehen.“
    Da brüllte Nancy schon: „Na, Herumtreiber, hast du eine neue Freundin gefunden?“
    „Eine gute Idee“, sagte Anna ehrlich erleichtert und folgte Mike. Dabei hatte sie nicht das Gefühl, dass sie sich zurückzogen. Nein, sie waren nur viel schlauer als Nancy gewesen, weil sie dem offenen Streit aus dem Weg gegangen waren.
     

Beim morgendlichen Spazierengehen
    Am nächsten Tag hatte Fridolin sich noch immer nicht ganz erholt. Er fühlte sich schwach und ausgemergelt, leidend und krank. Ja, es fiel ihm sogar schwer, am Morgen mit Oliver spazieren zu gehen.
    Fridolin humpelte und die Aussicht, wieder in die rot blitzenden Augen seines unbekannten Gegners schauen zu müssen, versetzte ihn in solche Angst, dass er den Schwanz zwischen die Beine klemmte und sich an dem herrlichen Morgen vor jedem Schatten fürchtete, der auf seinem Spaziergang auf ihn wartete.
    Ja, selbst die am Straßenrand stehenden Bäume mit ihren wuchtigen Stämmen und ihren gewaltigen Zweigen machten Fridolin Angst. Denn hinter jedem Stamm, auf jedem Zweig konnte der unbekannte Geist sitzen und sich wieder auf ihn stürzen.
    Obwohl Fridolin lieber zu Hause geblieben wäre, fand er doch, dass dieser Morgen etwas Gutes hatte. Nicht für ihn, gewiss nicht.
    Dafür aber für Oliver. Denn er traf an diesem Morgen einen anderen Jungen, der ebenfalls mit seinem Hund spazieren ging. Der Junge war etwas größer als Oliver, hatte schwarzes Haar und ein freundliches Lächeln im linken Mundwinkel sitzen. „Grüß dich“, sagte der Junge und hob die Hand.
    „Guten Morgen, Justin“, begrüßte Oliver den Jungen und blieb unsicher stehen. „Wie geht es dir?“
    Fridolin kannte es gar nicht, dass Oliver so zurückhaltend war. In Bömsen war er immer ein Ausbund an Fröhlichkeit gewesen. Justin gegenüber gab er sich aber zurückhaltend und schüchtern.
    „Gut, und selbst?“
    „Geh gerade mit dem Hund raus. Weißt ja, wie das ist.“
    Obwohl Fridolin nicht ganz verstand, warum Oliver so etwas Gemeines sagte, beobachtete er doch, wie die beiden Jungen sich angrinsten.
    Die Golden-Retriever-Dame, die bei Justin an der Leine hing, seufzte und verdrehte die Augen: „Als ob das für uns ein Spaß ist, mit den Lümmeln raus zu gehen.“
    „Das kannst du laut sagen“, antwortete Fridolin. „Viel von der Welt bekommen wir so nicht zu sehen.“
    Die Hundedame musterte Fridolin von oben bis unten

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