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Friedemann Bach

Friedemann Bach

Titel: Friedemann Bach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Emil Brachvogel
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konnten, vorbeilaboriert. Allerdings hatte er, da die Kling trotz aller ihr erwiesenen Artigkeiten nicht mit sich spaßen ließ, mit Österreich einen Bündnisvertrag geschlossen, in dem in einem geheimen Artikel gegen bares Geld und Aussicht auf Schlesien Sachsens Ansprüche an das österreichische Erbe verkauft wurden.
    Inzwischen hatte sich die Weltlage geändert. Der größte Nebenbuhler Maria Theresias, der Prätendent der Kaiserkrone, Karl VII., war gestorben, nachdem er noch die Verwüstung seiner bayrischen Erblande durch die wütenden Ungarn- und Kroatenhaufen Trenks und Bärenklaus gesehen hatte. Durch Fleurys Tod stockte die französische Einmischung in deutsche Interessen, und ein Atemholen im Kampfe trat ein, das von England benutzt wurde, um Österreich und Preußen -- der Breslauer Friede war von beiden Teilen gehalten worden -- dauernd zu versöhnen. Friedrich II. schien auch bereit dazu, nachdem er durch die Siege von Prag, Hohenfriedberg und Soor über Sachsen und Österreich seine schlesischen Besitzungen von neuem gesichert hatte.
    Da war es Brühl, der als leibhaftige Zwietracht jede Vereinbarung unmöglich machte und den (allerdings kaum matter gewordenen) Haß Österreichs und Sachsens aufstachelte. War es sein häusliches Unglück, die spürbare Feindschaft des Volkes, dem er durch seine Finanzmanipulationen den letzten Groschen aus der Tasche zog, war es die allgemeine Verachtung des Adels, die betonte Kälte der königlichen Prinzen Xaver und Christian, die ihn zu dem Wagnis eines verzweifelten Spieles hinrissen? Wollte er durch einen glänzenden Erfolg befestigen, was zu zerbröckeln begann? Forderten die persönlichen Angriffe Friedrichs II., der ihn durch seine Witzworte zum Gespött des In- und Auslandes gemacht, der ihn erst jüngst wieder den »größten Hanswurst seiner Zeit« genannt hatte, -- diese Angriffe auf den eifersüchtig bewachten Rest seiner Ehre die Initiative zur Verewigung des Völkerhasses heraus?
    Wie dem auch sei, Brühl war die Triebfeder zu einem Beschluß, nach dem die Österreicher und Sachsen von der Lausitz her einen gemeinsamen Vorstoß gegen Berlin unternehmen sollten. Da packte Friedrich zu. Und das bittere Ende war, daß der »alte Dessauer« die sächsischen Truppen bei Kesselsdorf vernichtend schlug. Zehntausend seiner Soldaten büßte August III. an diesem Tage, dem 15. Dezember 1745, ein.
    Mit Windeseile drang die Schreckensnachricht nach Dresden und zugleich mit ihr die Gewißheit, daß der Feind gegen die Residenz heranzog. Die Stadt, der Hof waren in grenzenloser Verwirrung, die Gesetze der bürgerlichen Ordnung begannen zu wanken.
    Den einzigen Schutz Dresdens bildeten sechstausend Mann Landmiliz unter Kommandant Bose und die österreichischen Hilfsvölker, die einen Teil der Vorstädte, namentlich die Pirnaer Seite und die Gegend von Plauen, besetzt hielten, um sich den Rücken nach Böhmen freizuhalten. Flüchtiges Militär, Wagen mit Verwundeten bedeckten die Straßen, und vergebens wandte sich die entsetzte Bürgerschaft an die Regierung um Abwendung der Not. Aber Brühl und der Hof waren nicht mehr in der Lage, die Rache des Gegners, die man selbst heraufbeschworen hatte, abzuwenden; und als der König seinem Minister die übliche Frage nach Geld vorlegte, mußte dieser achselzuckend gestehen: »Im Augenblick ist keins vorhanden, Majestät, doch werde ich's schaffen.«
    Das stolze Dresden war kleinmütig geworden und verzagt. »Der König samt dem Kurprinzen und Brühl sind in der Nacht nach dem Königstein!« hieß es, und die Menge stand murrend auf Plätzen und Gassen; »der König ist fort, nun kommen die Preußen, und mit ihnen die Plünderungen, die Massaker!« -- Eine schwache Hoffnung auf Verhinderung des Schlimmsten erwuchs den Bürgern dann aber aus dem Verbleiben der Königin in der Stadt. An der Seite der Prinzen Xaver und Karl, die ebenfalls die Flucht verschmäht hatten, zeigte sie sich im offenen Wagen der verzagten Menge und mutlosen Miliz. Und die stolze, wenig geliebte Josepha errang sich mit ihrem Entschluß, in gleicher Not und gleichem Dulden bei ihrem Volke auszuharren, die dankbare Achtung und späte Zuneigung dieses Volkes.
    Am 18. Dezember zog Friedrich II. als Sieger in Dresden ein und residierte im Palais Lubomirsky. Die Österreicher, Sachsens Bundesgenossen, traten eilends den Rückzug an, nicht ohne vorher die Vorstädte Dresdens, das Feldschlößchen und Plauen selbst angezündet zu haben. Friedrich, der Feind,

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