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Frieden auf Erden

Frieden auf Erden

Titel: Frieden auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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zehnfachen Größe des Menschen, so muß man sich in ihm sehr langsam bewegen, denn seine Extremitäten wiegen etliche Tonnen und haben – auf dem Mond wie auf der Erde – die entsprechende Trägheit. Bei einem Sendling von zweihundert Tonnen hatte ich das Gefühl, unter Wasser zu marschieren, nur daß der Widerstand hier nicht vom Wasser kam, sondern von der Trägheit der massiven Glieder und des ganzen Körpers. Übrigens wäre ein solcher Klotz nur ein Hindernis, er böte ein Ziel wie ein Kirchturm.
    Unter anderem hatte ich auch mit einer Serie immer kleinerer Geräte zu tun. Sie wurden zwar als Heinzelmännchen bezeichnet, erinnerten jedoch eher an Insekten. Das war ganz lustig, nur wird aus dieser Perspektive jedes Steinchen zum Berg, und man verliert im Gelände leicht die Orientierung. Die schweren Mondsendlinge sahen reichlich plump aus. Die dicksten hatten Beine, die man sehr kurz gehalten hatte, um den Schwerpunkt möglichst niedrig zu legen. So ein LEM – Lunar Efficient Missionary – hält das Gleichgewicht besser als ein Mensch im Raumanzug, denn er stolpert nicht und hat Arme wie ein Orang-Utan. Bei Zwanzigmetersprüngen erweisen sie sich als sehr hilfreich. Mich interessierte vor allem, welche Modelle man bei den früheren Erkundungen eingesetzt hatte und wie es ihnen ergangen war. Um mich in diese fehlgeschlagenen Expeditionen einweihen zu können, mußten meine Betreuer eine spezielle Genehmigung des Direktors einholen, denn alles, womit ich in Berührung kam, war geheim. Geheim war übrigens auch die gesamte Mission sowie die Tatsache, daß die frühere Versuchsreihe gescheitert war. Es ging wohl darum, nicht die Panik zu vergrößern, die von der Presse mit den unglaublichsten Hirngespinsten geschürt wurde. Der Missionsabschirmdienst (MAD) gab mich für einen Berater der Lunar Agency aus, und Journalisten hatte ich zu meiden wie die Pest.
    Endlich konnte ich zwei Kundschafter befragen, die mit heiler Haut davongekommen waren. Ich durfte sie nicht sehen, sondern nur per Telefon einzeln sprechen. Wie es hieß, trug jeder inzwischen einen anderen Namen und war auch äußerlich so umgearbeitet worden, daß ihn die leibliche Mutter nicht erkannt hätte. Der erste, der sich Lon nannte und sicher ganz anders hieß, war problemlos in die Zone der Funkstille vorgestoßen und auf eine stationäre Umlaufbahn zweitausend Meilen über dem Mare Nibium gegangen. Von dort hatte er einen gepanzerten Sendling abgeschickt. Dieser war in einer völlig öden Gegend gelandet und, keine hundert Schritt weit gekommen, angegriffen worden. Ich suchte ihm ein paar konkrete Einzelheiten zu entlocken, aber er wiederholte immer nur dies: Er war über die Ebene des Mare Nibium gegangen, mutterseelenallein, auch die vorherige genaue Überprüfung eines Geländes von mehreren hundert Kilometern Durchmesser hatte nichts Verdächtiges ergeben. Plötzlich sei ganz nahe und von der Seite ein gewaltiger Roboter erschienen, mindestens doppelt so groß wie der LEM, und habe das Feuer eröffnet. Er selbst sei von einem lautlosen grellen Blitz geblendet worden, mehr wisse er nicht. Von der Umlaufbahn aus hatte er die Stelle dann fotografiert, neben einem kleinen Krater lagen, zu porösen Metallklumpen geschmolzen, die Reste des Sendlings, und ringsum erstreckte sich nichts als eine leblose Öde.
    Der andere Kundschafter hatte zwei Sendlinge gehabt, der erste hatte gleich nach dem Start einen Purzelbaum geschlagen und war auf den Felsen zerschellt, der zweite war ein Zwillingspaar, ein Paar von Telematen, die gleichzeitig von einem Menschen gelenkt werden und folglich alle Bewegungen genau auf die gleiche Weise vollführen. Einer sollte vorangehen, der andere ihm in hundert Meter Abstand folgen, um zu beobachten, was den Vorderen angreifen würde. Außerdem waren beide durch Mikropen gesichert. Dieses Kurzwort für »mikroskopische Zyklopen« bezeichnet eine Art Fernsehkamera, die aus einem ganzen Schwarm von mückengroßen, mit mikroskopisch kleinen Objektiven ausgestatteten Wächtern besteht. Eine solche Mikropenwolke hatte also die Zwillinge begleitet, sich dabei jedoch in einer Höhe von einer Meile über der Mondoberfläche gehalten, um auch die Umgebung übersehen zu können. Der Mensch bewegte die Sendlinge, während die Mikropen das Bild direkt auf die Erde in die Flugleitzentrale übertrugen. Das Ergebnis fiel für eine so gut durchdachte und abgesicherte Expedition eher dürftig aus. Beide Sendlinge gingen gleichzeitig in

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