Frieden auf Erden
Trümmer, kaum daß sie mit beiden Beinen auf dem Sandboden des Mondes aufgesetzt hatten. Mein Gesprächspartner behauptete, sie seien von zwei sehr merkwürdigen Robotern angegriffen worden: Diese seien niedrig gebaut, bucklig und ungewöhnlich dick gewesen und buchstäblich aus dem Nichts aufgetaucht. Sie hätten sofort draufgehalten, er sei zusammengebrochen, ohne auch nur den Abzug betätigen zu können. Einen bläulichweißen Blitz, wahrscheinlich einen Laserstrahl, habe er noch wahrgenommen, dann sei er an Bord wieder zu sich gekommen. Auch er hatte die Überreste der Sendlinge fotografiert, die Bodenkontrolle bestätigte seinen Bericht jedoch nur im letzten Punkt. Die Geräte waren tatsächlich in einem Augenblick durchgeglüht und zerfetzt, wie von einem starken Laserstrahl getroffen, aber dessen Quelle war nirgends auszumachen! Ich sah mir den ganzen Film, der die Beobachtungen der Mikropen festhielt, ebenso wie die Fotos der letzten kritischen Augenblicke unter maximaler Vergrößerung an. Der Computer hatte das Bild jedes Steinchens in einem Radius von zwei Kilometern analysiert, denn soviel beträgt der Mondhorizont, und Laser ist nur auf der Geraden anwendbar. Alles sah von Grund auf sehr rätselhaft aus. Beide Sendlinge waren einwandfrei, mit beiden Beinen gleichzeitig und ohne jedes Schwanken gelandet, in gemäßigtem Tempo marschierten sie hintereinander her, plötzlich rissen beide wie ein Mann die Hand mit der Strahlenwaffe hoch, als hätten sie eine Gefahr entdeckt (die Fotografien zeigten nichts von einer solchen). Sie eröffneten das Feuer und wurden sofort selber getroffen, der eine in die Brust, der andere etwas unterhalb. Der Strahlenstoß zerfetzte sie, Wolken und Staub verdampfenden Metalls stoben auf. Diese Bilder wurden allen möglichen Analysen unterzogen, man suchte die Stelle, von der die Lasersalve gekommen war, durch Messungen zu bestimmen – man fand nichts. Die Sahara kann nicht so öde sein, wie diese Bilder es waren. Der Angreifer blieb ebenso unsichtbar wie seine Waffe. Gleichzeitig beharrte der Kundschafter fest auf seinen Aussagen: Im Moment des Angriffs hatte er zwei große, plumpe, bucklige Roboter gesehen, die ganz plötzlich aus dem Nichts erstanden, feuerten und verschwanden. Dieses Verschwinden hatte er nicht mehr mit den Augen der Sendlinge sehen können, denn die waren ja schon kaputt, aber von Bord hatte er verfolgen können, wie sich die Staubwolke an dem Ort der Katastrophe legte. Diese Beobachtungen deckten sich mit den Aufzeichnungen sämtlicher Mikropen: Diese zeigten die glühenden Reste der Sendlinge in sandfarbenen Staubschwaden, aber weiter nichts.
Viel hatte ich nicht erfahren, aber ganz ohne Wert war es nicht: Es bedeutete, daß man von der Mission mit heiler Haut zurückkommen konnte. Der unerklärliche Angriff hatte zahlreiche Hypothesen sprießen lassen, darunter auch die, daß auf dem Mond ETWAS so die Kontrolle über die beiden Sendlinge übernommen hatte, daß sie beide sich gegenseitig vernichten mußten. Die Vergrößerung der Fotos erbrachte indessen, daß sie gar nicht aufeinander, sondern nach der Seite gezielt hatten. Hochpräzise Messungen ergaben zudem, daß das Feuer, das sie als erste eröffnet hatten, von dem Laserstrahl, der sie zerstörte, fast gleichzeitig – nämlich den zehnmillionsten Teil einer Sekunde nach ihrem Feuerstoß – erwidert wurde. Durch eine Spektralanalyse der glühenden Panzerung beider Sendlinge ließ sich sogar feststellen, daß der von der Mondpartei angewandte Laser von der gleichen Leistung, aber nicht der gleichen Strahlung wie der der Zwillinge gewesen war.
Auf der Erde läßt sich die schwache Gravitation des Mondes nicht simulieren, daher nahm ich auf dem Übungsgelände nur ein Vorbereitungstraining und flog dann mehrmals wöchentlich auf die Orbitalstation der Agency, wo man eine Spezialplattform mit der um das Sechsfache geringeren Schwerkraft als auf der Erde eingerichtet hatte. Nachdem ich mich in der Haut des Sendlings ganz frei bewegen konnte, folgte das nächste Stadium mit höchst realistischen, aber völlig ungefährlichen Versuchen. Daß es besonders angenehm gewesen wäre, will ich dennoch nicht behaupten. Ich marschierte zwischen kleinen und großen Kratern über einen falschen Mond, ohne zu wissen, was mich wann auf einmal überraschen könnte.
Da meine Vorgänger bewaffnet nichts ausgerichtet hatten, beschloß der Missionsstab, mich unbewaffnet loszuschicken. Ich sollte im Sendling
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