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Frieden auf Erden

Frieden auf Erden

Titel: Frieden auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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weiß ich nichts. Ich bewege mich ganz normal, esse, gehe, lese, schlafe und muß nur aufpassen, daß der linke Arm und das linke Bein sich nicht ohne jede Vorwarnung skandalös benehmen. Ich will herauskriegen, WER diesen Schabernack veranstaltet. Falls es mein Gehirn ist, wieso weiß ICH dann nichts davon?«
    »Weil die Hemisphäre, die das bewirkt, stumm ist, Herr Tichy. Das Sprachzentrum befindet sich in der linken, im …«
    Auf dem Fußboden zwischen uns beiden lagen ganze Knäuel von Leitungen, die zu den Apparaten gehörten, mit denen McIntyre mich zuvor untersucht hatte. Mein linker Fuß hatte damit zu spielen begonnen und sich ein dickes, schwarzglänzendes Kabel um den Knöchel gewickelt. Ich hatte dem keine Bedeutung beigemessen, bis der Fuß jäh und kräftig zurückschnellte und an dem Kabel zerrte, das, wie sich nun erwies, auch um ein Bein des Stuhls geschlungen war, auf dem der Professor saß. Der Stuhl drehte eine Pirouette, und der Professor schlug auf das Linoleum. Er bewies aber sogleich das Format des Arztes und die Selbstzucht des Wissenschaftlers, denn während er sich vom Fußboden aufrappelte, setzte er mit beinahe gleichförmiger Stimme seine Rede fort:
    »Das hat nichts zu sagen. Bitte machen Sie sich nichts draus. Die rechte Halbkugel steuert die Stereognose und ist bei Verrichtungen dieser Art die geschicktere. Dennoch richte ich erneut die Bitte an Sie, sich von meinem Schreibtisch, diesen Kabeln und überhaupt von allem fernzuhalten. Das erleichtert uns das Gespräch und die Wahl einer angemessenen Therapie.«
    »Ich will nur wissen, wo mein Bewußtsein ist«, erwiderte ich und wickelte das Kabel vom Fuß, der es mir erschwerte, indem er sich fest auf das Linoleum stemmte. »Schließlich bin ja irgendwie ich es gewesen, der Ihnen den Stuhl weggerissen hat, zugleich hatte ich diese Absicht aber gar nicht. WER hat das also getan?«
    »Ihre linke untere Extremität, die von der rechten Hemisphäre gesteuert wird.«
    Der Professor rückte die verrutschte Brille zurecht, schob seinen Stuhl noch weiter zurück, ließ sich nach kurzem Besinnen aber nicht darauf nieder, sondern nahm, die Arme auf die Lehne gestützt, dahinter Aufstellung. Ich weiß nicht, mit welcher Halbkugel ich dachte, ihn habe vielleicht die Lust gepackt, zurückzuschlagen.
    »So können wir weiterreden bis zum Jüngsten Tag«, sagte ich und spürte, wie meine ganze linke Körperhälfte sich spannte. Besorgt verschränkte ich Arme und Beine. McIntyre behielt mich scharf im Auge, aber seine Stimme verlor nichts von ihrer Liebenswürdigkeit.
    »Die linke Hemisphäre dominiert dank des Sprachzentrums. Mit ihr rede ich also, wenn ich mich mit Ihnen unterhalte, und die rechte Hälfte kann nur zuhören. Ihre Sprachkenntnisse sind stark beschränkt.«
    »Vielleicht bei anderen, aber nicht bei mir!« gab ich zurück und packte mit der Rechten sicherheitshalber die Linke beim Gelenk. »Faktisch ist sie stumm, aber wissen Sie, ich habe ihr die Taubstummensprache beigebracht. Es hat mich einiges an Gesundheit gekostet.«
    »Nicht möglich!«
    In die Augen des Professors schoß der Glanz, den ich schon bei seinen amerikanischen Amtsbrüdern gesehen hatte. Ich bereute schon meine Offenheit, aber dafür war es zu spät.
    »Sie beherrscht doch gar nicht die Verbalstruktur! Das ist eindeutig bewiesen!«
    »Das macht nichts. Die Verben sind unnötig.«
    »Dann fragen Sie sie doch bitte gleich mal, das heißt, fragen Sie sich, also fragen Sie sie, ich meine, was hält sie von unserem Gespräch? Können Sie das?«
    Ich streichelte die Linke erst ein paarmal, um sie sanft zu stimmen, das hatte sich bisher immer bewährt. Dann gab ich ihr durch Berührungen der Handfläche die eigentlichen Zeichen. Gleich darauf setzte sie ihre Finger in Bewegung, ich folgte ihnen, bis ich, meine Verärgerung nur mühsam unterdrückend, diese linke Hand auf mein Knie legte, sosehr sie sich auch sträubte. Sie kniff mich natürlich prompt in den Oberschenkel. Das war zu erwarten gewesen, aber ich wollte dem Professor kein Schauspiel bieten, indem ich mich mit mir selber anlegte.
    »Na? Na, was hat sie gesagt?« fragte er und beugte sich waghalsig über die Lehne seines Stuhls.
    »Nichts von Bedeutung.«
    »Ich habe sie doch ganz deutliche Zeichen machen sehen! Waren sie nicht koordiniert?«
    »Warum denn nicht? Sie waren sogar sehr gut koordiniert, aber das sind Dummheiten.«
    »Dummheiten gibt es in der Wissenschaft nicht. Was hat sie gesagt?«
    »Du

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