Friedhof der Kuscheltiere
Puter auf dem Ablaufbrett gerichtet.
»Rachel?«
Sie wandte sich zu Steve. »Gage aß das so gern. Das weiße Fleisch mochte er am liebsten. Ich mußte gerade daran denken, daß er nie wieder einen Butterball-Puter essen wird.«
Steve schickte sie zum Umziehen nach oben -- der endgültige Test, ob sie der Lage gewachsen war --, und als sie in einem einfachen, schwarzen, in der Taille gegürteten Kleid mit einer kleinen, schwarzen Unterarmtasche (eigentlich einer Abendtasche) herunterkam, fand Steve, daß sie gefaßt genug war, und Jud pflichtete ihm bei.
Steve fuhr sie in die Stadt. Er stand mit Surrendra Hardu im Foyer des Ostsalons und sah Rachel nach, die wie ein Gespenst durch den Mittelgang auf den blumenbedeckten Sarg zutrieb.
»Wie steht es, Steve?« fragte Surrendra leise.
»Beschissen«, sagte Steve mit rauher, unterdrückter Stimme. »Was dachten Sie denn, wie es steht?«
»Ich dachte, es steht wahrscheinlich beschissen«, sagte Surrendra und seufzte.
Der Ärger hatte schon am Vormittag begonnen, als Irwin Goldman sich weigerte, seinem Schwiegersohn die Hand zu geben.
Der Anblick so vieler Freunde und Bekannter hatte Louis tatsächlich ein wenig aus dem Gespinst seines Schocks heraus genötigt, hatte ihn gezwungen, präsent zu sein und wahrzunehmen, was um ihn herum vorging. Er hatte jenes Stadium gefügigen Kummers erreicht, mit dem Bestattungsunternehmer umzugehen und das sie so gut wie möglich zu nutzen wissen. Louis wurde herumgeschoben wie ein Stein bei einem Halmaspiel.
Vor dem Ostsalon gab es ein kleines Foyer, in dem die Leute rauchen und in zu dick gepolsterten Sesseln sitzen konnten. Die Sessel sahen aus, als kämen sie direkt aus der Versteigerung der Möbel eines bankerotten englischen Altherrenclubs. Neben der Tür, die in den Salon führte, stand ein kleines Gestell, schwarzes Metall mit Gold verziert, darauf eine kleine Tafel, auf der nur GAGE WILLIAM CREED stand. Durchquerte man das geräumige, weiße Gebäude, das einem behaglichen, alten Haus täuschend ähnlich sah, gelangte man in ein gleiches Foyer vor dem Westsalon, in dem die Tafel auf dem Gestell den Namen ALBERTA BURNHAM NEDEAU trug. Im hinteren Teil des Hauses lag der Flußufersalon. Die Tafel auf dem Gestell an der Tür zwischen dem Foyer und diesem Salon war leer; er wurde an diesem Dienstagvormittag nicht benutzt. Im Untergeschoß befand sich der Ausstellungsraum für Särge, jeder Sarg stand im Licht eines kleinen, an der Decke montierten Punktstrahlers. Wenn man hochschaute -- Louis hatte es getan, und der Bestattungsunternehmer hatte ihm einen mißbilligenden Blick zugeworfen --, sah es aus, als säßen da oben eine Menge merkwürdiger Vögel.
Jud hatte ihn am Sonntag, einen Tag nach Gages Tod, hierher begleitet, um einen Sarg auszusuchen. Sie waren die Treppe hinabgestiegen, und anstatt sich gleich nach rechts in den Ausstellungsraum zu wenden, war Louis unwillkürlich geradeaus weitergegangen, den Korridor entlang, auf eine einfache weiße Schwingtür zu, wie man sie in Restaurants zwischen Speisesaal und Küche findet. Jud und der Bestattungsunternehmer hatten rasch und gleichzeitig »Nicht da hinein« gesagt, und Louis hatte sich gehorsam von dieser Schwingtür abgewandt. Er wußte, was sich hinter dieser Tür befand.
Der Ostsalon war mit ordentlichen Reihen von Klappstühlen möbliert -- den teuren mit gepolstertem Sitz und gepolsterter Rückenlehne. Vorn, in einem Teil des Raums, der einer Kombination zwischen Kirchenschiff und Gartenlaube glich, stand Gages Sarg. Louis hatte sich für das Rosenholz-Modell »Ewige Ruhe« der American Casket Company entschieden. Er war mit rosa Seidensamt ausgeschlagen. Der Bestattungsunternehmer bestätigte, es sei wirklich ein wunderhübscher Sarg, und entschuldigte sich, daß er keinen blau ausgeschlagenen am Lager hätte. Auf solche Unterscheidungen, erwiderte Louis, hätten Rachel und er nie Wert gelegt. Der Bestattungsunternehmer hatte genickt. Dann hatte er Louis gefragt, ob Louis sich schon Gedanken darüber gemacht hätte, wie er die Kosten für Gages Begräbnis regeln wollte. Wenn nicht, sagte er, könne Louis gern in sein Büro mitkommen, wo sie drei ihrer günstigen Finanzierungspläne...
In Gedanken hörte Louis plötzlich die heitere Stimme eines Werbesprechers: Für Raleigh-Bons bekam ich kostenlos einen Sarg für meinen Sohn!
Er kam sich vor wie eine Figur in einem Traum, als er sagte: »Ich bezahle mit meiner Kreditkarte.«
»In Ordnung«, sagte
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