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Friedhof der Kuscheltiere

Friedhof der Kuscheltiere

Titel: Friedhof der Kuscheltiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Rachel später davon erzählte, hatte er gelacht, bis ihm die Tränen kamen. Rachel, die nicht wußte, was daran komisch sein sollte, hatte ihn befremdet angestarrt, und Louis konnte ihr nicht erklären, daß es zwar ein dummer Unfall mit einer ganzen Reihe von Verletzungen gewesen war, aber alle Beteiligten würden es überleben. Sein Lachen war teils Erleichterung, teils aber auch Triumph -- diesmal hast du's geschafft, Louis.
    Um den 16. Dezember herum, an dem Ellies Schulferien begännen, klang die Bronchitis in seiner Familie ab; alle vier stellten sich auf ein glückliches, altmodisches Weihnachten auf dem Lande ein. Das Haus in North Ludlow, das ihnen an jenem Tag im August so fremd vorgekommen war (fremd und sogar feindselig, als Ellie sich das Knie aufschlug und Gage fast gleichzeitig von einer Biene gestochen wurde), war für sie mehr als je zuvor ein wirkliches Zuhause.
    Als die Kinder am Heiligabend endlich eingeschlafen waren, schlichen sich Louis und Rachel wie Diebe vom Dachboden herunter, beladen mit leuchtendbunten Kartons -- einem Satz Matchbox-Rennwagen für Gage, der kürzlich sein Vergnügen an Spielzeugautos entdeckt hatte, Barbie- und Ken-Puppen für Ellie, einem Roboter zum Aufziehen, einem noch zu großen Dreirad, Puppenkleidern, einem Puppenherd mit einer Glühbirne darin und anderem mehr.
    Sie saßen Seite an Seite im Schein der Weihnachtsbaumkerzen und bauten die Spielsachen zusammen. Rachel trug einen seidenen Hausanzug, Louis seinen Bademantel. Er konnte sich nicht erinnern, jemals einen behaglicheren Abend verbracht zu haben. Im Kamin brannte ein Feuer, und hin und wieder stand einer von ihnen auf und warf ein weiteres Birkenscheit darauf.
    Winston Churchill strich einmal an Louis vorüber, und er schob den Kater mit fast unbewußtem Abscheu beiseite -- dieser Geruch. Später sah er, wie sich Church neben Rachels Bein niederzulassen versuchte, und auch Rachel reagierte, indem sie ihn beiseiteschob und unwillig »Verschwinde!« sagte. Einen Augenblick später bemerkte Louis, wie seine Frau ihre Handfläche an der Seide über ihrem Schenkel abwischte, wie man es gelegentlich tut, wenn man das Gefühl hat, etwas Unsauberes angefaßt zu haben. Er glaubte nicht, daß Rachel sich dieser Bewegung bewußt war.
    Church trottete zum Kamin hinüber und ließ sich unbeholfen vor dem Feuer nieder. Der Kater besaß jetzt überhaupt keine Anmut mehr; wie es schien, hatte er sie an jenem Abend verloren, an den zu denken Louis sich nur selten gestattete. Und noch etwas hatte Church verloren. Louis hatte gespürt, daß etwas fehlte, aber es hatte einen vollen Monat gedauert, bis er genau wußte, was es war. Der Kater schnurrte nicht mehr. Dabei hatte er früher, vor allem, wenn er schlief, einen der lautesten Motoren gehabt. Es hatte Nächte gegeben, in denen Louis aufstehen und Ellies Tür schließen mußte, um schlafen zu können.
    Jetzt schlief der Kater wie ein Stein. Wie ein Toter.
    Nein, fiel ihm ein, es gab eine Ausnahme. In der Nacht, in der er auf dem Ausziehbett geschlafen und Church auf seiner Brust gelegen hatte wie eine stinkende Decke -- in dieser Nacht hatte Church geschnurrt. Zumindest hatte er irgendwelche Laute von sich gegeben.
    Aber wie Jud Crandall gewußt -- oder vermutet -- hatte, war nicht alles schlecht. Louis hatte im Keller hinter dem Kessel eine zerbrochene Fensterscheibe entdeckt, und der Glaser, der eine neue einsetzte, hatte ihnen eine Menge Dollars für verschwendetes Heizöl erspart. Dafür, daß er seine Aufmerksamkeit auf die zerbrochene Scheibe gelenkt hatte, die er sonst vielleicht erst Wochen -- oder Monate -- später entdeckt hätte, schuldete er Church wohl sogar einigen Dank.
    Ellie wollte Church nicht mehr bei sich schlafen lassen, aber manchmal, wenn sie vor dem Fernseher saß, hatte sie nichts dagegen, daß er sich auf ihrem Schoß niederließ und schlief. Aber es kam ebenso oft vor, dachte er, während er in dem Beutel mit Plastikschrauben kramte, die Ellies neues Dreirad zusammenhalten sollten, daß sie ihn nach ein paar Minuten hinunterstieß und sagte: »Verzieh dich, Church, du stinkst.« Sie fütterte ihn regelmäßig und liebevoll, und selbst Gage fand nichts dabei, ihn gelegentlich am Schwanz zu ziehen -- mehr freundschaftlich als bösartig, davon war Louis überzeugt; es war, als zöge ein winziger Mönch an einem fellbezogenen Glockenstrang. Wenn er das tat, kroch Church gemächlich unter einen der Heizkörper, wo er vor Gage sicher war.
    Vielleicht

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