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Friedhof der Verfluchten

Friedhof der Verfluchten

Titel: Friedhof der Verfluchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Mr. Floren?«
    »Nein. Aber ich komme mir vor, als stünde ich in einer völlig anderen Welt und Zeit.«
    »Das ist möglich.«
    »Meinen Sie eine Zeitverschiebung?«
    »Warum nicht? Sie selbst haben es angedeutet.«
    »Ja, aber…« Er schüttelte den Kopf, weil ihm einfach die Worte fehlten. Floren wurde nicht schlau aus der neuen Situation. Er schaute zurück und suchte die Stelle, wo ihr Wagen gestanden hatte. Zu sehen war da nichts mehr.
    Beide kamen sich vor wie Gefangene, obwohl sie es nicht offen zugaben. Zu dieser unheimlichen Atmosphäre gesellte sich noch die beklemmende Stille. Kein fremder Laut drang an ihre Ohren. Nicht ein Windhauch strich über den unheimlichen Friedhof, und niemand bewegte die knorrigen Äste der alten, blattlosen Bäume. Es gab auch kein Licht. Die Burg im Hintergrund lag wie ein drohender Klotz im Dunkeln.
    »Eine Zeitverschiebung!« stellte Modesty Blaine schließlich mit rauher Stimme fest und erinnerte sich dabei an die Zukunftsromane, die sie früher immer gelesen hatte. In den Geschichten kamen ähnliche Situationen vor, wie sie sie hier erlebte.
    »Haben Sie eine Idee?« fragte der Manager und trat näher an seine Angestellte heran.
    »Kaum.«
    »Sagen Sie schon.«
    »Wir sollten den Ort hier näher untersuchen.« Modesty deutete nach vorn. »Da wissen wir wenigstens, wo wir dran sind.«
    »Wollen Sie auf den Friedhof und eventuell auch in die Burg hineingehen?«
    »Sicher.«
    »Das ist gefährlich.«
    Nach dieser Antwort musste Modesty lächeln. Der große Unternehmer verlor anscheinend die Nerven. Von seiner sonst zur Schau gestellten Souveränität war nicht mehr viel zu spüren. »Sie können ja hier bleiben, Floren«, erwiderte Modesty. Der Klang ihrer Stimme bewies, was sie von dem Mann an ihrer Seite hielt.
    »Nein, wenn wir etwas erreichen wollen, dann zu zweit.«
    »Gut.« Bisher hatte Modesty Blaine sich nicht gerührt. Jetzt machte sie den ersten Schritt. Der Boden unter ihren Füßen zeigte sich ebenfalls verändert. Zwar war er noch weich, aber nicht mehr so feucht und sumpfig. Bereits beim ersten Erscheinen der Stadt hatte die junge Frau etwas gesehen, was sie interessierte. Es war ein Kreuz, und es stand ein wenig außerhalb des Friedhofs. Als sie näher kam, sah sie, dass das Kreuz vier Totenschädel aufwies.
    Sofort blieb sie stehen. Ein kalter Schauer rann über ihren Rücken. Modesty zog die Schultern hoch, als würde sie frösteln. Sie hörte auch die Stimme ihres Chefs.
    »Meine Güte, was ist das denn?«
    »Keine Ahnung.«
    Schweigend starrten die beiden Menschen auf das Kreuz. Sie sahen auch, dass die Erde um das Kreuz herum aufgelockert war, als hätte sich jemand von unten her an die Oberfläche gewühlt.
    »Sollen wir weitergehen?« fragte Floren.
    »Meinetwegen.« Modesty warf dem Kreuz noch einen letzten Blick zu, dann wandte sie sich ab.
    Um die Häuser zu erreichen, mussten sie über den Friedhof. Es wunderte sie, dass sie keine christlichen Symbole sah. Nicht ein Grabstein zeigte die Form eines Kruzifixes, keine Heiligenfiguren, keine Engel, nur die rauhen Steine, die ihr manchmal wie abgebrochene Arme vorkamen, so wie sie aus dem Boden stachen. Der Friedhof besaß auch keine Wege. Sie mussten über die Gräber hinwegsteigen oder neben ihnen hergehen.
    Das Unkraut wucherte hoch auf dem alten Totenacker. An seinem Rand stand ein mächtiger Baum, dessen Äste und Zweige wie ein Netzwerk über die Gräber stießen und kein einziges Blatt zeigten. Weder Modesty Blaine noch Lee J. Floren sprachen ein Wort, aber jeder von ihnen vernahm die flüsternde geisterhafte Stimme.
    Willkommen in Brigadoon. Willkommen auf dem Friedhof der Verfluchten. Die Toten haben euch erwartet…
    Sie blieben stehen. Bleich wurden ihre Gesichter. Modestys Zunge fuhr nervös über die Lippen. Floren stierte nach vorn, suchte den unsichtbaren Sprecher, konnte ihn aber nicht finden.
    »Was war das?« fragte er schließlich.
    »Ein Geist«, gab die junge Frau leise zurück.
    Floren sah den Schauder auf ihrem Gesicht. »Sie haben Angst, wie?«
    Modesty nickte.
    »Verdammt, ich ebenfalls.«
    »Dass Sie das zugeben.«
    Floren hob die Schultern. »Es ist nun mal so. Hier weiß ich mir keinen Rat. Da lauern Kräfte, die ich nicht kenne.«
    »Lassen Sie uns weitergehen«, schlug Modesty vor.
    »Und dann?«
    »Ich weiß es nicht, aber es ist besser, als nur hier herumzustehen.«
    »Ob hier auch jemand wohnt?«
    Der Mann ließ sich nicht beirren. Er wollte noch nicht weiter. Modesty

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