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Friedhof der Verfluchten

Friedhof der Verfluchten

Titel: Friedhof der Verfluchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Also entstand der Friedhof. Aber bald geschah etwas mit den Bewohnern. Der Einfluss des Totenackers breitete sich aus. Er nistete sich im Geist der normalen Menschen fest und kehrte sie um. Sie belauerten sich, sie gingen ihrer Arbeit nicht mehr nach, bestellten keine Äcker mehr, es kam zur offenen Feindschaft, und es fehlte nicht mehr viel, dass die Menschen übereinander herfielen. Bis zu dem Tag, als Angela, das blonde Mädchen, in das Dorf kam. Niemand wusste, woher sie kam. Die einen hielten sie für eine Heilige, andere für eine Hexe. Vor allen Dingen die Frauen wehrten sich gegen ihre Anwesenheit, während die Männer versuchten, mit ihr zu schlafen. Die Chronik berichtete nichts darüber, ob dies wirklich geschehen ist. Eines Nachts jedoch fand man sie tot auf dem Weg zum Friedhof liegend. Das Blut hatte ihr weißes Kleid getränkt, und die Dorfbewohner gaben dem alten Totengräber des Grafen Bescheid, damit dieser kam und die Leiche in der unheiligen Erde begrub. Als er die Tote sah, stieß er ein Jammern und Wehklagen aus, denn er hatte in ihr die Tochter des Grafen erkannt. Noch in der gleichen Nacht erfuhr der Graf davon, und dieser Mann hatte seine Tochter über alles geliebt. Er hatte sie immer im Schloss gehalten, selten gezeigt, bis es Angela gelungen war zu fliehen. Leider hatte sie ihre Identität nicht preisgegeben, so war es zu dem Verbrechen gekommen.«
    »Und was tat der Graf?«
    »Er wurde wahnsinnig, denn er ließ alle Dorfbewohner töten, und sein Sterndeuter verfluchte den Ort Brigadoon, der dann Jahre später tatsächlich nicht mehr existierte. In den schriftlichen Protokollen von damals heißt es, er wäre im Moor versunken, andere sprechen von einer bösen Totenmagie, die diesen Ort heimgesucht hatte. Auf jeden Fall soll Brigadoon alle 100 Jahre für eine Nacht wieder erscheinen, und das Kreuz mit den Totenköpfen, das der alte Graf nach den Morden in die Erde hatte rammen lassen, ist das erste Zeichen für eine Rückkehr von Brigadoon.«
    Nach dieser Erzählung schwiegen wir drei. Mein Vater hatte den Kopf gesenkt. »Ich habe das Kreuz ja gesehen«, murmelte er. »Die Köpfe schimmerten grünlich.«
    »Dann war es das auch«, bestätigte der Rektor.
    »Und aus dem Boden vor dem Kreuz drangen die kalten Totenhände eines Mörders«, flüsterte Horace F. Sinclair.
    »Der Legende nach soll dort, wo es steht, auch Angela, die Tochter des Grafen, beerdigt worden sein.«
    »Dann könnte sie den Killer auf dem Gewissen haben«, gab ich meinem Vater zu verstehen.
    »Ja, John, das ginge.«
    »Vorausgesetzt, sie lebt tatsächlich als Untote weiter«, warf der Rektor ein.
    Wir nickten, und ich fragte: »Was sollte dagegensprechen?«
    Art Pinter verzog die Mundwinkel und schielte nach dem Pfeifenbesteck an der Wand. »Mein gesunder Menschenverstand spricht dagegen.«
    »Wenn wir im Theater wären, würde ich sagen, den können Sie an der Garderobe abgeben. Alles, was sich um Brigadoon dreht, ist mit gesundem Menschenverstand nicht zu erfassen. Ich habe mir auch abgewöhnt, bei meinen Fällen nach Logik zu suchen. Es hat keinen Zweck, denn ich finde einfach keine.«
    Art Pinter schien dies einzusehen. Er stellte jedenfalls keinerlei Fragen mehr, die dieses Thema betrafen. Dafür ritt er auf etwas anderem herum. »Was können wir tun, wenn Brigadoon tatsächlich erscheint? Und alles deutet daraufhin, dass die Zeit um ist. 1882 soll die Stadt zum letzten Mal gesehen worden sein, wenigstens sagen das die Alten, und die haben es wiederum von ihren Eltern.«
    »Was ist denn da passiert?«
    Der Rektor schaute mich an. »Wenn Sie mich so direkt fragen, Mr. Sinclair, fällt mir die Antwort sehr schwer. Ich weiß es nicht genau, ehrlich nicht.«
    »Hat man keine mündlichen Überlieferungen?«
    »Das schon, ein Schäfer will das auch alles gesehen und erlebt haben. Er sah die Toten und zwischen ihnen Angela, die Tochter des Grafen. Zudem leuchtete das Kreuz mit den grünen Totenschädeln. Ein Zeichen, dass es soweit ist. Wie bei Ihnen, Horace.«
    »Hat es denn damals Opfer gegeben?« wollte mein Vater wissen.
    »Nein.«
    »Aber heute«, sagte ich, griff nach meinen Zigaretten und zündete mir ein Stäbchen an. »Das Opfer ist der Killer«, sinnierte ich, während ich dem Rauch nachschaute. »Mich würde nachträglich sehr interessieren, ob man ihn als lebende Leiche antrifft. Deinen Aussagen zufolge, Dad, war er ja tot.«
    »Das ist richtig.«
    Art Pinter sprang fast aus dem Sessel hoch. »Das können Sie

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