Friedhof der Verfluchten
Untertanen kannte.
»Tötet sie!« brüllte er. »Tötet sie!« Die Häscher begannen. Sie richteten sich nach dem Befehl, während sich der Graf abwandte. Modesty Blaine befand sich inmitten dieses schrecklichen Trubels in der Vergangenheit. Sie selbst wurde nicht wahrgenommen, aber sie bekam die grausame Bestrafung mit.
Konzentrieren konnte sie sich jedoch darauf nicht, denn die beiden Zombies waren inzwischen ebenfalls da. Sie tauchten hinter den Grabsteinen auf und gingen wie zwei Puppen über den Friedhof. Mit weit ausgebreiteten Armen und staksigen Schritten.
Vor ihr das Grauen, hinter ihr die Zombies. Das verkraftete Modesty nicht. Ihre Nerven spielten da nicht mehr mit, und sie begann zu schreien…
***
Brigadoon wollte mich!
Und ich konnte mich nicht wehren. Der Strudel hatte mich gepackt, er zog mich fort, hinein in eine Stadt, die es eigentlich nicht geben durfte.
Nach Brigadoon.
Vielleicht wäre es mir nie gelungen, aber ich verließ mich auf mein Kreuz, es sollte mich stützen, und das tat es auch. Das Kruzifix hatte ein Loch gerissen.
Plötzlich war ich da. Es war kein Schweben, kein sanftes Aufsetzen, ich stand einfach innerhalb einer fremden Landschaft, einer fremden Stadt. Ich schaute zurück. Nichts.
Meinen Wagen sah ich nicht, weder die Berge, die Weiden, die Wälder. Nur einen seltsam verwaschen wirkenden Nebel, der die Grenze dieser Stadt bildete.
Befand ich mich jetzt in der Vergangenheit oder noch immer innerhalb der Gegenwart?
So genau wusste ich das nicht, denn ich kannte nicht die Regeln des magischen Spiels, das eingeläutet worden war. Mein Blick fiel nach vorn. Das dumpfe Gefühl war aus meinem Kopf verschwunden. Endlich kam ich dazu, mich mit meiner neuen Umgebung vertraut zu machen. Es war schaurig.
Vor mir lag ein großer Friedhof. Gewaltig und düster waren die Grabsteine, die aus dem Boden schauten. Jenseits des Friedhofs sah ich die Häuser einer kleinen Stadt und dahinter, aber erhöht stehend, die Umrisse einer trutzigen Burg.
Alles, auch ich, war in ein seltsames Licht gehüllt. Nicht hell, nicht dunkel, dennoch so klar, dass Gegenstände deutlich zu erkennen waren. Auch Menschen sah ich. Weit von mir weg. Ich hörte Schreie und Rufe, das Schnauben von Pferden und Hufschläge, sah die sich heftig bewegenden Gestalten, von denen einige von einem geisterhaft bleichen Fackelschein umtanzt wurden.
Das geschah jenseits des Friedhofs. Mir war klar, dass dort etwas vor sich ging, was mich interessieren konnte.
Der Friedhof selbst lag in einer nahezu trügerischen Ruhe vor meinen Augen. Nichts deutete darauf hin, dass sich unter den Gräbern etwas tat. Denn ich rechnete damit, dass möglicherweise die alten Gräber aufbrachen und untote Gestalten herausklettern würden. Noch offenbarte der Friedhof der Verfluchten seine Schrecken nicht, er hielt sie zurück, wobei ich hoffte, dass es auch so bleiben würde. Einige Schritte ging ich vor, erreichte fast die ersten Grabsteine und blieb überrascht stehen, als ich das Kreuz sah.
Mein Vater hatte ja davon gesprochen, und bei Gott, er hatte sich nicht geirrt. Das Kreuz existierte tatsächlich.
Es ragte düster aus dem Boden, aber noch düsterer und unheimlicher kamen mir die vier seltsamen Totenschädel vor, die eine Verhöhnung des Kreuzes darstellten. Es waren schaurige Abdrücke, die Mäuler der Schädel standen offen, und mir kamen sie vor, als würden sie grinsen. Ich sah auch, dass die Erde vor dem Kreuz aufgeworfen war. Hier also waren die Arme aus dem Boden gedrungen und hatten den Killer, der meinen Vater umbringen wollte, getötet.
Wo steckte er? Diese Frage stellte ich mir, suchte nach Fußabdrücken, fand keine und nahm mir deshalb das Kreuz wieder vor. Meine Überlegungen gingen von folgender Voraussetzung aus. Das Kreuz war ein Zeichen des Bösen. Man hatte es kurzerhand umgedreht, und meiner Ansicht nach hatte es deshalb seine Existenzberechtigung verloren. Ich wollte nicht, dass es hier noch länger stand, und ich bereitete mich darauf vor, es zu zerstören.
Vielleicht machte ich damit einen Anfang. Auch Brigadoon sollte nicht mehr erscheinen, diese geheimnisvolle Stadt hatte kein Recht, zu existieren.
Kreuz gegen Kreuz. Schwarze Magie gegen Weiße!
Ich war zu zuversichtlich, dass ich das andere Kreuz zerstören konnte und näherte meine rechte Hand dem entweihten.
Gleichzeitig lauschte ich auch auf die Geräusche um mich herum. Schreie vernahm ich jenseits des Friedhofes musste sich Schreckliches
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