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Friedhof für Verrückte

Friedhof für Verrückte

Titel: Friedhof für Verrückte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ray Bradbury
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aufregt, wenn ich alles richtig mache! Aber nein! Herrje, ach du liebe Güte, verdammt noch mal, dieser verfluchte Groc.« Er unterbrach sich und konzentrierte sich auf mich. »Die Überbringer schlechter Nachrichten werden hingerichtet!« brüllte er. »Aber bevor du stirbst, verrate uns noch etwas mehr!«
    »Arbuthnots Grab ist leer.«
    »Seine Leiche wurde – gestohlen?«
    »Sie hat nie in ihrem Grab gelegen.«
    »Wer sagt das?«
    »Ein Blinder.«
    »Blind!« Fritz ballte schon wieder die Fäuste. Ich fragte mich, ob er wohl all die Jahre hindurch seine Schauspieler wie sture Viecher mit diesen Fäusten angetrieben hatte. »Ein Blinder!?« In seinem Inneren senkte sich die brennende Hindenburg mit einem letzten, furchtbaren Auflodern zur Erde. Danach … nur noch Asche.
    »Ein Blinder …« Fritz wanderte bedächtig im Zimmer umher.
    Er beobachtete keinen von uns beiden, nippte an seinem Brandy und sagte dann: »Erzähl schon.«
    Ich erzählte ihm alles, was ich bisher nur Crumley mitgeteilt hatte.
    Als ich geendet hatte, nahm Fritz das Telefon in die Hand, hielt es drei Zentimeter vor sein Gesicht, schielte auf die Wählscheibe und wählte dann eine Nummer.
    »Hallo, Grace? Fritz Wong. Besorgen Sie mir Flüge nach New York, Paris, Berlin. Wann? Heute abend noch! Ja, ich bleibe dran!«
    Er drehte sich um und schaute aus dem Fenster, zum nur wenige Kilometer entfernten Hollywood hinüber.
    »Mein Gott, die ganze Woche über habe ich das Erdbeben schon gespürt. Ich dachte, es sei Jesus Christus, der an einem lausigen Drehbuch verendet. Jetzt ist alles tot. Wir werden nie mehr zurückkehren. Unseren Film werden sie zu Zelluloidkragen für irische Priester verarbeiten. Sag Constance, sie soll sich aus dem Staub machen. Besorg dir ebenfalls ein Ticket.«
    »Wohin denn?« fragte ich.
    »Du mußt doch irgendeinen Ort haben, wo du hin kannst!« brüllte Fritz.
    Mitten in dieser Explosion platzte in Fritzens Inneren ein Ventil. Nicht mehr heiße, sondern kalte Luft strömte plötzlich aus seinem Körper. Sein schlimmes Auge entwickelte einen Tick, der sich rasch ausdehnte.
    »Grace«, brüllte er ins Telefon, »hören Sie nicht auf diesen Idioten, der eben angerufen hat. Sagen Sie New York ab. Geben Sie mir Laguna! Was? Weiter unten an der Küste, Dummerchen. Ein Haus mit Blick auf den Pazifik, so daß ich wie Norman Maine bei Sonnenuntergang in die Fluten waten kann, sollte das Verderben an die Tür klopfen. Was? Um mich zu verstecken. Paris taugt nichts – die Irren hier würden es sofort herausfinden. Aber sie rechnen nicht im Traum damit, daß ein blöder Unterseebootkapitän, der das Sonnenlicht scheut, sich nach Sol City, South Laguna, verdrückt, zu all den hirnlosen nackten Gammlern. Schicken Sie sofort einen Wagen her! Ich verlasse mich darauf, daß Sie ein Haus für mich reserviert haben, sobald ich gegen neun in Victor Hugos Restaurant eintreffe. Also los!« Fritz knallte den Hörer auf und funkelte Maggie an. »Kommst du mit?«
    Maggie Botwin war eine herrliche Portion nicht schmelzender Eiskrem. »Mein lieber Fritz«, sagte sie. »Ich wurde im Jahre 1900 in Glendale geboren. Ich könnte wieder dorthin zurückgehen und vor Langeweile sterben, oder aber mich in Laguna verstecken, doch diese ›Gammler‹, wie du sie nennst, jagen mir einen Schauer nach dem anderen über den Rücken. Wie auch immer, Fritz, und auch du, mein lieber Junge, ich bin das ganze Jahr über jede Nacht bis drei Uhr morgens hier gewesen, habe meine Singer-Nähmaschine schnurren lassen und die letzten Alpträume zusammengeflickt, damit sie wenigstens halbwegs wie vernünftige Träume aussahen. Ich habe das gezierte Lächeln von den Mäulchen kleiner Mädchen gewischt und in die Mülleimer hinter den arg mitgenommenen Feldbetten der Männerturnhalle geworfen. Parties habe ich nie gemocht, weder die Cocktails Sonntag nachmittags noch Sumo-Ringen Samstag nachts. Was in dieser Halloweennacht auch geschehen sein mag, ich habe auf egal wen gewartet, der mir Film liefert. Es kam niemand. Wenn dort hinter der Mauer ein Autounfall stattgefunden hat, so habe ich nichts davon mitgekriegt. Ob in der folgenden Woche ein Begräbnis oder tausend Beerdigungen stattgefunden haben, ich habe alle Einladungen ignoriert und dort oben die vertrockneten Blumen abgeschnitten. Ich bin nicht nach unten gegangen, um mir Arbuthnot zu Lebzeiten anzusehen, warum sollte ich mir den Toten anschauen gehen? Er war gelegentlich zu mir herauf geklettert und draußen vor

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