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Friedo Behuetun 02 - Dunkles

Friedo Behuetun 02 - Dunkles

Titel: Friedo Behuetun 02 - Dunkles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommie Goerz
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ob jemand jemanden kenne, der vielleicht dort gewesen war oder hätte sein können. Die Feuerwehr hatte auf jeden Fall niemanden bemerkt.
    Wer denn die Wehr informiert habe, wollte Dick wissen und bekam das sofort aufs Auge gedrückt: Er solle das jetzt eruieren. Der Informant steckte hinter einer Handynummer, die erfasst worden war. Er sei, gab er bei Dicks Anruf an, auf der Autobahn dort vorbeigefahren und habe aus dem Auto heraus telefoniert. Einseinszwo, die Feuerwehr. Sei auf dem Weg nach Bamberg gewesen, heim. Besser gesagt nach Hirschaid, das liege kurz davor. Als halte er Dick für blöd, hatte er das gesagt. Dick notierte sich Name und Adresse.
    Den Vater der Kleinen hatte man auch gefunden. Drüben in Kraftshof bei seinem Bekannten, mit reichlich Restalkohol noch am späten Vormittag. Er muss auch in der fraglichen Nacht ziemlich voll gewesen sein, wie er erzählte. Und konnte auch niemanden benennen, der ihm ein Alibi hätte geben können. Er hatte alleine getrunken. Er war einer dieser vertrockneten, dürren Alkoholiker im Endstadium. Widerlich und bedauernswert zugleich.
    Karins Handy hatte man inzwischen ebenfalls geknackt. Ihr Alter hatte fünf Mal angerufen, allein an diesem Abend. Behütuns konnte es sich bildhaft vorstellen, wie dieses besoffene Schwein immer und immer wieder in den Äther lallte. Auf den Vorwurf der Vergewaltigung, den man ihm nun machte, schwieg er. Er hatte keine Vorstrafen.
    Ein interessantes Detail hatte Jaczek noch herausgefunden. Er war wohl wieder »in der Spur und nicht mehr durch seine Umstände unwuchtig«, wie Behütuns es formulierte, denn erhatte dem Informanten der Feuerwehr hinterherrecherchiert. Dieser – Herr Anton Lechner aus Hirschaid – war Österreicher und beim österreichischen Möbelunternehmen für die Entwicklungsstrategie zuständig. Das Pendant zu Kollitz? War das vielleicht ein Ansatz für eine Spur? Dass er möglicherweise gezielt den Wagen des Konkurrenten zu instrumentalisieren versuchte, um ihm etwas anzuhängen? Dann aber hätte man doch auch wissen müssen, dass sich das Mädchen zu dieser Zeit auf genau diesem Weg befand, oder? Oder hatte man mit dem Wagen etwas ganz anderes vorgehabt, und es ist nur etwas Unvorhergesehenes passiert?
    Behütuns spürte beinahe körperlich, dass nichts voranging. Dass er keinen Ansatzpunkt fand. Trotzdem legte er den Hinweis auf das österreichische Möbelunternehmen in seinem Hirn ganz oben in die Schublade. Er wollte ohnehin noch einmal mit diesem Kollitz reden.
    Die Gelegenheit dazu ergab sich schon am nächsten Tag.

»Es hat keinen Zweck«, sagte da eine Stimme.
    Erich Kästner, Fabian
    12. Kapitel
    Warum gibt es keine Fälle, in denen einfach einmal etwas klar ist? In denen die Indizien eine klare Sprache sprechen, Zeugen vorhanden sind, die auch etwas bezeugen können, Spuren da sind, die man verwerten kann und die sich zu einem Bild fügen, und ein Motiv erkennbar ist, das einem das Ermitteln erleichtert? Und man eine Person hat, auf die sich alles zuspitzt?
    Scheiße.
    Behütuns saß daheim am Frühstückstisch und ärgerte sich, dass keine Butter da war. Toast ohne Butter brauchst du erst gar nicht zu toasten. Für was denn auch? Auf keinen Fall zum Essen. Jetzt war die Scheibe aber schon im Toaster und roch sogar schon ziemlich verführerisch. Wie keck doch dieses kleine, dreckige Stückchen Brot ist, dachte sich Behütuns. Spielt mir hier die Möglichkeit knusprig leckeren Genusses vor und weiß doch ganz genau, dass es dazu nicht kommt. Die Reste der Morgensonne, die es durchs Geäst des Baumes draußen bis ans Fenster schafften, legten schonungslos die Schlieren auf dem Küchenfenster bloß, und vor dem Fenster hatte eine Spinne in der Nacht ein fast perfektes Netz gesponnen. Über die gesamte Breite. Es zerriss, als der Kommissar das Fenster öffnete. Behütuns blickte aus seinem dritten Stock hinunter auf die Straße. Zwei Frauen standen da und unterhielten sich, ein Kind fuhr auf dem Gehsteig Dreirad und gab stupide Laute von sich. Auf Fensterhöhe tobten Spatzen durchs Geäst der Buche. Behütuns nahm den Toast und krümelte ihn aufs Fensterbrett. Dann wirst du halt zum Spatzenfrühstück, blöder Toast, das hast du jetzt davon, dachte er sich gehässig undwar gleichzeitig dankbar, dass die Butter alle war. Das hätte er so schön sonst nicht erlebt. Und das war auch einer der kleinen Vorteile, wenn man alleine lebte: Man brauchte auf niemanden zu achten, musste auf niemanden Rücksicht nehmen

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