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Friesenkinder

Friesenkinder

Titel: Friesenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Duenschede
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Weg.
    »Gib mir sofort mein Kind!«, hörten Tom und Marlene sie schreien, als sie näherkamen.
    Miriam Kuipers riss dabei am Verdeck und die andere Frau versuchte hilflos, den Kinderwagen nach hinten zu ziehen.
    »Dat ist nich din Kind!«, schrie die Mutter dabei, doch Miriam Kuipers war wie besessen von der Vorstellung, in dem Kinderwagen läge ihr Junge, und zerrte noch kräftiger an dem Verdeck.
    Marlene blieb stehen und stieß Tom in die Seite. Der trat neben Miriam Kuipers und versuchte sie wegzuziehen. Doch das war nicht einfach, denn die junge Frau wehrte sich mit Händen und Füßen.
    »Frau Kuipers«, bemühte Tom sich, sie anzusprechen, während die andere Frau mit dem Kinderwagen wegrannte. Als Miriam Kuipers das sah, probierte sie, sich aus Toms Umklammerung zu befreien. Sie biss ihm in die Hand und wollte fliehen.
    Doch Tom war schneller und vor allem stärker.
    Plötzlich hörten sie eine besorgte Stimme rufen: »Miriam?«
    Marlene rief: »Hier!« Sie sah eine rundliche Frau eilig näherkommen. Anscheinend die Mutter von Miriam Kuipers, die das Verschwinden ihrer Tochter bemerkt hatte.
    »Was geht denn hier vor?«, fragte die Frau, als sie sah, dass Tom Miriam mit Gewalt festhalten musste.
    »Sie braucht dringend ärztliche Betreuung«, raunte Marlene der Mutter zu.
    »Mama«, schluchzte Miriam Kuipers, »die hat mein Kind!« Sie zeigte die Dorfstraße entlang, in der in einiger Entfernung die Frau mit dem Kinderwagen immer noch rennend zu sehen war.
    »Nein, Miriam, das ist Dagmars Anna-Lena.«
    »Aber wo ist denn nur mein kleiner Benjamin«, schluchzte die junge Frau. Tom löste nun langsam seinen Griff, Miriam sackte in sich zusammen und er musste abermals kräftig zugreifen, damit sie nicht hinfiel.
    »Die Polizei sucht ihn.« Die Mutter trat neben Tom und redete mit ruhiger Stimme auf ihre Tochter ein, während sie sie behutsam unterhakte. »Sie finden ihn sicher bald.«
    Miriam Kuipers schien nun gefasster und Tom konnte sie schließlich loslassen. Mit beruhigenden Worten zog die Mutter sie weg und nickte ihnen nur leicht zu.
    Miriam Kuipers begann zu weinen. »Mein kleiner Benjamin«, schluchzte sie. »Bestimmt haben diese Nazis ihn!«
     
    Thamsen stand vor seinem Schrank und überlegte, was er anziehen sollte. Der Chinese war kein feines Restaurant, aber in Jeans wollte er zu dem Rendezvous mit Dörte auch nicht gehen. Oder war er in einer Stoffhose overdressed?
    Er konnte sich nicht entscheiden. Schließlich zog er seine braune Cordhose und ein dunkelblaues Hemd an. Da sah man wenigstens die Schweißflecken unterm Arm nicht sofort, sollte er ins Schwitzen kommen.
    Im Badezimmer kontrollierte er noch einmal seine Frisur und legte etwas Aftershave nach. Dann straffte er die Schultern, holte tief Luft und nickte seinem Spiegelbild ermutigend zu. Er war bereit.
    »Fernsehen maximal bis neun«, ermahnte er Anne, als er sie zum Abschied küsste, »und dann gleich schlafen!«
    Die Kleine saß, mit einer Tüte Chips bewaffnet, auf dem Sofa und schaute eine DVD. Sie nickte brav, doch er wusste, vermutlich würde sie den Film zu Ende sehen, obwohl der länger als verabredet ging. Aber eigentlich fand er das okay, er hatte sich als Kind schließlich genauso verhalten.
    Er fuhr über die Bundesstraße nach Leck. Der Chinese befand sich im Industriegebiet, eine eher ungewöhnliche Lage, aber zumindest gab es ausreichend Parkplätze.
    Als er auf die Uhr sah, stellte er fest, dass er viel zu früh dran war. Das passierte ihm selten und er fragte sich, ob er im Auto warten oder schon reingehen sollte. Sein letztes Rendezvous lag schon einige Zeit zurück, seine Erfahrungen mit Frauen auch. Kam es besser an, wenn er sie bereits erwartete? Oder war das zu offensichtlich? Und was, wenn sie nun schon da war? Wollte sie dann etwas von ihm? Jetzt erinnerte er sich, warum er sich so lang gegen eine Verabredung mit einer Frau gesträubt hatte. Irgendwie war alles so kompliziert und er fühlte sich total gehemmt. Und je länger er es aufgeschoben hatte, sich wieder mit einer Frau zu treffen, umso größer war seine Verunsicherung geworden.
    Und diesmal schien es noch schlimmer. Vielleicht, weil ihm an dieser Frau etwas lag?
    Plötzlich klopfte es an die Seitenscheibe und er zuckte erschrocken zusammen. Neben seinem Wagen stand Dörte und lächelte ihn an.
    Oh Gott, dachte er, wie lang steht sie wohl schon da?
    Er strich sich die feuchten Hände an der Cordhose ab, zog den Schlüssel aus dem Zündschloss und stieg

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